Qualifiziert für die feierliche Übergabe der Abiturzeugnisse am Friedrich-Rückert-Gymnasium in Ebern hatten sich 58 Schülerinnen und Schüler. Anwesend sein konnten nicht alle – 16 befanden sich nach einer Kroatien-Reise in Quarantäne.
Die Schulleitung hatte noch am Tage der Feierlichkeiten alle Vorschriften und Möglichkeiten gründlich abgewogen. Herausgekommen war eine Veranstaltung mit Masken, reduziertem Musikprogramm, festlich gewandeten jungen Menschen und massivem technischen Aufwand, um all das in Bild und Ton zu denen zu übertragen, die nicht anwesend sein durften.
In ihren Grußworten gingen Bürgermeister Jürgen Hennemann und stellvertretender Landrat Oskar Ebert auf die trotz aller Erschwernisse erzielten Leistungen ein. Mehr als ein Viertel der 58 Abiturientinnen und Abiturienten hatte im Ergebnis eine 1 vor dem Komma.
Der Vorsitzende des Elternbeirates, Eckart Roeß, schlug in einer launigen und kurzweiligen Rede einen weiten Bogen von der lateinischen Bedeutung des Wortes "Abitur" über die Duden-Definition des Wortes "Reife" hin zu Christian Fürchtegott Gellert und Wolfgang Biermann. Fazit: Das Abiturzeugnis bedeutet nicht einfach, von der Schule abzugehen, sondern auszugehen, hinaus in die Welt: "Geh‘ aus mein Herz und suche Freud‘!".
Schulleiter Martin Pöhner blickte auf ein Jahr voller Schwierigkeiten und Unwägbarkeiten zurück, mit vielen Einschränkungen und monatelangem Distanzunterricht. Durchgehend galt es, die Werte der persönlichen Freiheit und der Verantwortung für sich selbst, für die Mitmenschen und den Schutz des Lebens gegeneinander abzuwägen und in Einklang zu bringen. Auch das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland setzt in Artikel 2 diese beiden Werte in engen Bezug: Die Freiheit des Einzelnen reicht nur bis dorthin, wo die Freiheit und die Rechte der anderen beginnen.
Kein Sport, keine Konzerte, Kontaktbeschränkungen, um die Pandemie einzuschränken, selbstverantwortliches und selbständiges Lernen und Arbeiten zu Hause – ein schwieriger Weg, den es trotz einiger kleiner "Vergünstigungen" bei der Notenfindung in den Semestern 11.2 und 12.2 seitens des Kultusministeriums mit Nachdruck und Anstrengung zu gehen galt, und der mit einer ganz normalen Abiturprüfung endete.
Der höchste Bildungsabschluss unseres Schulsystems eröffnet den jungen Menschen viele Wahlmöglichkeiten betreffend der weiteren Lebensplanung – eine Freiheit, die es wiederum verantwortungsvoll zu nutzen gilt. Man darf gern auch etwas probieren, Irrwege in Kauf nehmen, sollte sich aber klare Ziele setzen und sich anstrengen, diese zu erreichen, um in absehbarer Zeit wirtschaftlich auf eigenen Füßen stehen zu können.
Auf lange Sicht sollte die junge Generation bestrebt sein, der Gesellschaft für die kostenfreie Ausbildung etwas zurückzugeben, indem man Verantwortung übernimmt, in vielerlei Funktion, wie zum Beispiel als Firmenchef, Bankdirektor, Schulleiter oder in einem politischen Amt.
Die Abiturrede von Pauline Behnke und Yasemin Sevindik nahm ein Zitat aus dem Film "Die Wilden Hühner" auf: "Manchmal stell ich mir vor, dass man so eine schöne Zeit wie jetzt einfach in ein Marmeladenglas stopfen kann. Und wenn es einem später mal schlecht geht, dann öffnet man es und riecht daran." Sie hatten große Marmeladengläser mitgebracht, denen sie viele schöne und nicht so schöne Erinnerungen an acht Jahre Schulzeit anvertrauten. Jeder Besucher der Festveranstaltung hatte an seinem Platz ein kleines Marmeladenglas vorgefunden, um zumindest die Erinnerung an diesen Nachmittag aufbewahren und später wieder abrufen zu können.