Jedes Jahr, wenn ich die letzte Kiste mit Weihnachtsschmuck auf den Dachboden trage, befällt mich etwas Wehmut. Der Grund dafür ist weniger der endgültige Abschied von der weihnachtlichen Gemütlichkeit als vielmehr die Gewissheit, dass nun wieder der Alltag mit all seinen Verpflichtungen einkehrt. Viele stecken auf ihrem Arbeitsplatz bis zum Hals in Arbeit, weil vieles liegen geblieben ist und sich die Auftragsbücher nach den Wintermonaten wieder füllen. Die Kinder stürzen sich Hals über Kopf in den Schulalltag, wohl wissend, dass das Zwischenzeugnis naht.
Viele Jugendliche haben beim Gedanken an das erste Bewerbungsgespräch eine dicken Klos im Hals. Der Hausfrau fällt es schwer, angesichts der vielen Aufgaben, die sie am Hals hat, einen klaren Kopf zu behalten. Und das trübe, nasse Wetter hängt allen zum Hals heraus. Rund um unseren „Hals“ haben sich Redewendungen entwickelt, mit denen man viele Lebenssituationen gut umschreiben kann. Das kommt wohl daher, dass es tatsächlich oft der Nacken und die Wirbelsäule sind, die uns Probleme machen, wenn wir uns zu viel „aufgehalst“ haben.
Umso passender finde ich den Brauch, zu den uns die kirchliche Tradition in diesen Tagen einlädt. Es ist der Brauch des Blasiussegens. Er wird meist am Ende des Lichtmess-Gottesdienstes angeboten, also am 2. Februar. Nach der Überlieferung war der heilige Blasius im 4. Jahrhundert Bischof von Sebaste in Kleinasien. Bevor er Bischof wurde, soll Blasius Arzt gewesen sein. Viele Legenden ranken sich um seine wunderbare Heilkraft. Die berühmteste berichtet, wie Blasius einem Jungen das Leben rettete, der an einer Fischgräte zu ersticken drohte. Der Blasiussegen wurde ursprünglich gespendet, damit er den Menschen vor Halskrankheiten bewahren sollte. Wenn wir heute den Blasiussegen empfangen, dann wird er nicht mehr nur auf Halskrankheiten bezogen, sondern man erbittet den Segen für den ganzen Menschen, für sein körperliches und seelisches Wohl. Das ist auch gut so. Wir leben in einer Zeit, in der wir vieles „am Hals“ haben.
Viele Menschen leiden unter den Belastungen ihres täglichen Lebens. Gerade dann tut uns der Zuspruch Gottes gut: „Gott ist bei dir in jeder Lebenslage. Gott sagt ja zu dir, ob es dir gut oder schlecht geht. Er segnet dich und wünscht dir Gesundheit und Wohlergehen.“ Versuchen Sie in diesen Tagen doch einmal bei einem Spaziergang, sich den Kopf frei zu machen. Überlegen Sie, wie Sie sich die ein oder andere unnötige Belastung vom Hals schaffen können. Denn Gott wünscht uns sein Heil, an Leib und Seele, von Kopf bis Fuß!