
Sehr fit für ihr hohes Alter feierte Hildegard Bergmann aus Oberschleichach am Samstag ihren 100. Geburtstag im Kreise der Familie. Bei einem Pressetermin, bei dem auch Bürgermeister Thomas Sechser und die stellvertretende Landrätin Birgit Bayer gratulierten, erzählte die Jubilarin aus ihrem Leben.
Am 7. September 1924 wurde Hildegard Bergmann mit dem Mädchennamen Lohr in der Stadt Weiz in Österreich geboren. Zusammen mit ihren fünf Geschwistern wuchs sie im Elternhaus in Hönigtal auf, das heute zur Gemeinde Kainbach gehört und in der Steiermark bei Graz liegt. "Bei uns zu Hause war immer was los", erinnert sich Hildegard Bergmann an ihre jungen Jahre. Zusätzlich zu den eigenen Kindern hatte nämlich ihre Mutter auch immer Pflegekinder in ihrer Obhut, die im großen Familienverbund aufwuchsen. Währenddessen sorgte der Vater als selbstständiger Wagner mit einer eigenen Werkstatt für den Lebensunterhalt seiner Angehörigen.
Um den Nachwuchs gekümmert
Nach ihrer Schulzeit arbeitete Hildegard Bergmann unter anderem in einem Arzt-Haushalt und kümmerte sich dort auch liebevoll um den Nachwuchs. Im Laufe des Zweiten Weltkrieges zogen im Jahr 1941 deutsche Truppen durch Österreich nach Jugoslawien. Die damals 17-Jährige ergatterte dabei die Adresse eines Soldaten, der sich eine Brieffreundschaft wünschte. So lernte sie Arnold Bergmann kennen, der aus Oberschleichach stammte.
Nach längerem Briefwechsel besuchte Hildegard Bergmann den jungen Soldaten oft, sobald sich durch eine Stationierung in der Nähe die Gelegenheit dazu bot. So wurden beide immer mehr miteinander vertraut, bis schließlich am 22. Juli 1943 in Hildegard Bergmanns Heimatort Hönigtal die Hochzeitsglocken läuteten. Aus Angst vor den damals anrückenden Russen flüchtete die junge Frau 1944 nach Oberschleichach, wo sie fortan mit ihrem Ehemann auf dem kleinen Bauernhof seiner Eltern lebte. Vier Kinder kamen zur Welt und das Eheglück hielt stolze 42 Jahre, bis Arnold Bergmann im Jahr 1985 verstarb.
Hildegard Bergmann arbeitete unter anderem in einer Lederfabrik in Dippach,in der Möbelwerkstatt Rottmann in Oberschleichach und bei der Firma Milewksi in Zeil. Auch in der Firma Mumdey in Haßfurt war sie beschäftigt und zwar als Strickerin. Auch zu Hause hatte Hildegard Bergmann eine eigene Strickmaschine und fertigte unter anderem Trachtenmode für die Familie an.
Geschwister und Verwandte besucht
Urlaubsziel war für das Geburtstagskind oft die Steiermark, denn so konnte sie ihre Geschwister und Verwandten wiedersehen. In ihrer knappen Freizeit war Hildegard Bergmann auch immer eine begeisterte Sängerin. Lange Jahre war sie aktives Mitglied im Haßfurter Gesangsverein Frohsinn, den damals ihr Enkel Heiko Kröner leitete. Dass sie das Singen nicht verlernt hat, bewies die 100-Jährige prompt ihren Geburtstagsgästen und präsentierte textsicher das alte Volkslied "Wo ich geh und steh", besser bekannt auch als "Erzherzog Johann Jodler".
Auf die Frage, wie sie es geschafft hat, 100 Jahre alt zu werden, antwortete Hildegard Bergmann mit ihrem steirischen Humor: "Gutes Essen und ein Weinderl haben mich fit gehalten". Außerdem ist es die Familie mit den vier Kindern, sieben Enkeln und sieben Urenkeln, von denen immer jemand da ist und so die Seniorin jung hält.

