
Es ist schon eine gute Tradition geworden, dass der Gesangverein Liederkranz in der Fastenzeit ein Konzert in der Pfarrkirche Sankt Michael in Zeil veranstaltet. Chorleiter Sebastian Franz hat in den vergangenen Monaten und Wochen mit den etwa 35 Sängerinnen und Sängern besondere Highlights einstudiert. Zur Aufführung kam in der nahezu vollbesetzten St. Michaelskirche in Zeil die „Missa dolorosa“ in e-Moll von dem Barockkomponisten Antonio Caldara (1670-1736) für Chor, Solisten und Orchester.
Im Anschluss wandte sich der Chor dem Komponisten Josef Gabriel Rheinberger zu, einem Meister der Romantik. Der Chor sang ein Abendlied, diesmal unter der Leitung von Christine Raab. Anschließend spielten Mitglieder des Zeiler Kammerorchesters, einstudiert von Oliver Kunkel, die Themenmusik zu „Schindlers Liste“ von John Williams. Chor, Solisten und Orchester intonierten nach dem mittelalterlichen Text von „Stabat mater“ die musikalische Fassung von Josef Rheinberger.
Doch nun zum Hauptwerk, der „missa dolorosa“ von Antonio Caldara, einem seiner Spätwerke. Der Chor des Liederkranzes, die Solisten und das Orchester interpretierten nun eine heitere Messe als homogenes Ganzes; obwohl passagenweise die Sängerinnen und Sänger, die Solisten und das Orchester eigenständige, manchmal der Molltonart entsprechend getragene konzertante Melodienfolgen hatten. Yvonne Berg überzeugte mit einem kräftigen Sopran, eine volle warme Altstimme bewies Kathleen Hümmer-Aumüller, Stefan Schneider ließ einen klaren Tenor erklingen und Dominik Schneider sang mit einem prägnanten Bass. Das zehnköpfige Streichorchester unter der Leitung von Oliver Kunkel wurde ergänzt durch das Cembalo (Christine Raab). Alle Interpreten wie auch die Musiker hatten immer Blickkontakt zum Gesamtleiter und Dirigenten Sebastian Franz, der souverän und mit stoischer Ruhe alle Mitwirkenden im Griff hatte.
Die vielleicht bekannteste geistliche Vokalkomposition Rheinbergers ist die sechstimmige Motette „Bleib bei uns“ op. 69,3, das sogenannte „Abendlied“, a capella vom Liederkranz unter der Leitung von Christina Raab vom Liederkranzchor einfühlsam gesungen. Die Solisten, Mitglieder des Orchesters und Sebastian Franz reihten sich in die Reihe der Sängerinnen und Sänger ein.
Nach der konzertanten, fast traurigen Melodie von Schindlers Liste, interpretiert vom Zeiler Kammerorchester unter Oliver Kunkel, wandten sich nun Chor, Solisten und Orchester dem zweiten Hauptwerk zu: Stabat Mater“ von Josef Rheinberger, opus 138 in g-Moll. Es ist die Vertonung eines mittelalterlichen Gedichts, das die Mutter Jesu in ihrem Schmerz um den gekreuzigten Jesus als zentralen Inhalt hat. Zahlreiche Komponisten hatten es bereits vertont. Im katholischen Gesangbuch steht es als Kirchenlied.
Nach dem Schlussvers „Meinen Leib, so nimm meine Seele auf ins Paradies zu dir“ brandete ein stehender Applaus im Kirchenrund auf. Die Zuhörer dankten es dem Chor, den Solisten und dem Orchester. Eine monatelange Arbeit fand ein freudiges Ende, passend vorgetragen am vierten Fastensonntag, der da heißt „Laetare“ – Freuet euch.