„In unserer globalen und schnelllebigen Welt ist die Identität mit der eigenen Herkunft, dem Wissen und dem Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Region etwas sehr Wichtiges.“ Dies hat Renate Ortloff von der Kulturstelle Kreisentwicklung am Landratsamt Haßberge am Mittwochabend betont, als die Haßbergtracht Premiere feierte.
„Schon immer war die Kleidung auch Ausdruck einer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Region, zu einer bestimmten Schicht oder zu einer bestimmten Gesinnung“, hob Ortloff hervor. Traditionelle Werte fänden heute zum Glück wieder ihren Weg zurück in unsere Gesellschaft. „Die Kleidung, die Tracht, ist ein Teil dieser Kultur davon, die Tracht ist somit die textile Wurzel in einer globalen Welt“, sagte die Kulturreferentin.
Ortloff ist sich sicher, dass die Haßbergtracht „ein individuelles identitätsstiftendes Gemeinschaftsgefühl gibt“ und gleichzeitig eine indirekte Werbung für unsere Region ist. Die Trachtliebhaberinnen und –liebhaber aus dem Landkreis dürften sich nun auf eine Festtagstracht wie auch auf eine Werktagstracht freuen. Nach der Fusion der drei Altlandkreise Haßfurt, Hofheim und Ebern vor 43 Jahren wurde nach einer intensiven Recherche in den letzten Monaten im gesamten Landkreis, eine eher untypische Trachtenregion, Gemeinsamkeiten herausgearbeitet und schließlich mit der Designerin und Trachtenschneiderin Anita Wozniak aus Gerolzhofen ins Leben gerufen.
Die historischen Merkmale, die bei Kleidungsstücken in den Altlandkreisen gefunden wurden, sind als Schnittmenge in einem neuen und modernen Design wiederzufinden. Folgende Merkmale besitzt die Haßberg Tracht: Der Rock ist gestiftelt, nur über dem Bauch sind leichte Kellerfalten angebracht. Die Schürze hat einen Volant/Rüschen im unteren Bereich aus dem gleichen Stoff. Die Schürzenbänder werden nicht gebunden, sondern geknöpft. Die Bluse hat einen Stehkragen, der mit einer Spitze verziert werden kann. Der Ärmelbund wird gebunden, nicht geknöpft. Das Mieder ist glatt und eng. Bei der Farbauswahl wurden die Farben des Wappens aufgegriffen und finden sich im Mieder oder in der Schürze wieder. Als ein typisches Merkmal dieser Haßberg Tracht wurde der Rautenkranz aus dem Wappen als Borde für das Mieder appliziert. Diese Ausschmückung kann sowohl auf das Mieder gestickt oder als Applikation aufgenäht werden.
Bei der Festtagstracht sind Mieder und Rock einzeln zu tragen. Das Mieder wird im Rock getragen. Es ist aus Seide, in den Farben dunkelrot oder dunkelgrün oder Gold. Der Rock ist schwarz. Die Schürze bunt, farblich passend zum Mieder. Bei der Werktagstracht sind Mieder und Rock zu einem Teil zusammengenäht. Das Mieder ist aus Leinen, in den Farben dunkelrot oder dunkelgrün. Der Rock ist bunt gemustert, allerdings dunkelfarbig. Die Schürze ist bunt, passend zum Oberteil. Die Bluse ist aus weißer Baumwolle.
Nach der Vorstellung der zwei „Prototypen“ meldeten sich interessierte Damen verbindlich für die Teilnahme an den Nähkursen an. Der Teilnahmebeitrag beträgt 100 Euro, alle weitere Kosten werden von LEADER, vom Bezirk Unterfranken und dem Landkreis Haßberge gefördert. Bei der Anmeldung mussten sich die Damen für eine Trachtart entscheiden wie auch für die Farben der Mieder. Die Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär hat sich für die Festtagstracht entschieden.
Der erste Nähabend unter Leitung von Anna Ernst aus Theilheim beginnt am 4. Dezember mit der Bluse, weil der Stoff für beide Trachten gleich ist. Voraussichtlich wird es zehn Nähabende geben. Die Modenschau ist für Juni 2016 geplant.