Schon jetzt scheint festzustehen, dass Haßfurt auch nach der nächsten Bürgermeisterwahl von einem Politiker mit „roter“ Vergangenheit regiert wird: Sowohl Amtsinhaber Günther Werner von der Wählergemeinschaft, der es noch einmal wissen will, als auch sein Gegenkandidat Volker Ortloff von der CSU waren einst SPD-Mitglieder. Das muss die beiden nicht zu schlechten Kandidaten für ihre jeweilige Partei machen: Es gibt legitime Gründe, sich eine neue politische Heimat zu suchen. Menschen ändern ihre Meinung, Parteien ändern ihre Ausrichtung; da kann es vorkommen, dass ein Politiker und seine Partei sich auseinanderleben. Man könnte also offensiv damit umgehen und sich als integren Politiker präsentieren, der bereit ist, umzuschwenken; als einer, der nicht aus Nostalgie in einer Partei kleben bleibt, in die er nicht mehr passt.
Peinlich könnte die Situation für die Haßfurter SPD sein, die schon zwei Bürgermeisterkandidaten an andere Parteien verloren hat. Was müssten die Sozialdemokraten wohl antworten, wenn sie einer fragt, warum sie so viele Leute vergraulen, die dann beim „Feind“ Karriere machen? Die SPD der Kreisstadt hat nun die Flucht nach vorn angetreten: In einer Pressemitteilung der „Roten“ bezeichnet Ortsvereinsvorsitzender Stephan Schneider seine Partei als „ideale Schmiede für Bürgermeister-Bewerber“. Eigentlich will die SPD mit der Mitteilung vor allem darüber zu informieren, dass sie in den nächsten Wochen entscheiden will, ob sie einen eigenen Kandidaten ins Rennen schickt. Doch die Formulierungen sind denkbar provokant, wenn beispielsweise die Frage kommt, ob neben zwei Ex-Genossen auch ein „echter Roter“ antritt. Ebenso die Überschrift des SPD–Textes: „Schwarzer Kandidat hat rote Vergangenheit.“
Und genau deswegen sind Ortloff und andere Schwarze nun sauer auf die Roten. Denn während Günther Werner seinerzeit offen mit seiner SPD-Vergangenheit umging, haben viele Haßfurter erst durch die SPD erfahren, dass Ortloff noch bis 2017 ein rotes Parteibuch hatte. Kandidat Ortloff und Norbert Geier, Fraktionsvorsitzender der Stadtrats-CSU, werfen den Genossen gar einen Datenschutz-Verstoß vor: Hätten die Sozis überhaupt preisgeben dürfen, dass Ortloff mal einer von ihnen war? Geier spricht von einer „ganz anderen Art von Wahlkampf“.
Jedenfalls wird aus den Reihen der Haßfurter CSU Kritik an Ortloff laut: Wäre es nicht fair gewesen, von seiner Vergangenheit zu wissen, bevor man ihn als Kandidaten aufstellt? Hat er diese bewusst geheimgehalten? Auf entsprechende Presseanfragen reagiert Ortloff dünnhäutig. Besonders paradox wirkt, dass er der SPD vorwirft, in ihrer Pressemitteilung falsche Behauptungen aufzustellen, der Presse vorwirft, diese falschen Behauptungen zu veröffentlichen, sich aber gleichzeitig weigert, die Frage zu beantworten, welche Behauptungen denn konkret falsch sein sollen – zumindest vor der anstehenden Jahreshauptversammlung der Haßfurter CSU in der nächsten Woche.
Offenbar fehlt Ortloff noch ein bisschen die Routine im Umgang mit Journalisten. Wenn der Bundeswehr-Offizier tatsächlich politische Verantwortung übernehmen will, sollte er vielleicht lernen, kritische Fragen nicht als Angriff auf ihn und seine Person zu verstehen, sondern als Chance, Vorwürfe öffentlich zu entkräften.
Eine bis ins vorletzte Jahr bestehende SPD Mitgliedschaft sowohl der Öffentlichkeit als auch den (neuen) Parteifreunden zu verschweigen ist sehr schlechter Stil! - die ehem. SPD Mitgliedschaft ist sicherlich nichts ehrenrühriges - der (fehlende) Umgang damit spricht aber auf alle Fälle gegen den Kandidaten! Wäre ich Haßfurter wäre alleine das ein Grund ihn nicht zu wählen!
Als Bewerber sollte man für sich werben - also auch ehrlich sein und nichts verschweigen - das Ganze hat ein "Geschmäckle" - die Haßfurter CSU sollte lieber auf ihren eigenen Kandidaten sauer sein und nicht auf die SPD.