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Königsberg
Herzog-Wilhelm-Kettenfeier in der Marienkirche in Königsberg
Der verstärkte Posaunenchor unter der Leitung von Wolfgang Fischer gestaltete mit Musikstücken des Coburger Hofkapellmeisters Melchior Franck (1579-1639) den Gottesdienst der Herzog-Wilhelm-Kettenfeier.
Foto: Gerold Snater | Der verstärkte Posaunenchor unter der Leitung von Wolfgang Fischer gestaltete mit Musikstücken des Coburger Hofkapellmeisters Melchior Franck (1579-1639) den Gottesdienst der Herzog-Wilhelm-Kettenfeier.
Gerold Snater
 |  aktualisiert: 01.02.2025 02:33 Uhr

Am Montag feierte Königsberg die Herzog-Wilhelm-Kettenfeier, die eine lange Tradition hat. Sie geht auf Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar zurück. Dieser erblickte am 11. Mai 1598 im thüringischen Altenburg das Licht der Welt. Sein Vater starb jung und beim Tod seiner Mutter war Wilhelm auch erst 19 Jahre alt. Ein Jahr später, 1618, markierte der Prager Fenstersturz den Beginn des Dreißigjährigen Kriegs, in dem sich Wilhelm und seine Brüder auf protestantischer Seite verdingten.

Kriegsgefangener in Österreich

1623 kämpfte Wilhelm unter Feldherr Christian von Braunschweig in der blutigen Schlacht bei Stadtlohn, die in einer vernichtenden Niederlage für das protestantische Heer endete. Eine Kugel hatte Wilhelms Arm durchbohrt und ihn am Bauch verwundet, aber seine Verletzungen waren nicht lebensbedrohlich. Er wurde gefangengenommen und mit einer Kutsche nach Wiener Neustadt in Festungshaft gebracht. In der Kriegsgefangenschaft erholte sich Wilhelm von seinen Wunden und vertrieb sich die Zeit mit Haustieren oder beim Drechseln. Schließlich begnadigte ihn Kaiser Ferdinand II., sodass Wilhelm am 13. Januar 1625 Wien den Rücken kehrte konnte.

Ein Glasfenster im Chorraum der Marienkirche in Königsberg zeigt Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar, auf den die Kettenfeier zurückgeht.
Foto: Gerold Snater | Ein Glasfenster im Chorraum der Marienkirche in Königsberg zeigt Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar, auf den die Kettenfeier zurückgeht.

Am Dienstag, 25. Januar, erreichte er Königsberg. Die Exklave stellte den südlichsten Zipfel seines Landes dar. Nach seiner Gefangenschaft betrat er hier erstmals wieder heimischen Boden und wurde von seinen Untertanen freudig empfangen. Tags darauf ließ er in der Burgkapelle predigen und feierte am Donnerstag, 27. Januar, nach langer Zeit erstmals wieder das Abendmahl.

Gottesdienst erinnerte 1630 an die Rückkehr 

An diesem Tag wird in Königsberg noch heute jedes Jahr ein Gottesdienst gefeiert, der im Lauf der Zeit den Namen "Kettenfeier" erhielt. Die Anfänge der Kettenfeier sind im Jahr 1630 zu finden. Am 27. Januar 1630 erinnerte sie erstmals an die Rückkehr des Herzogs. Anfänglich in der Burgkapelle gefeiert, musste sie in die Marienkirche verlegt werden, als die Burg immer baufälliger wurde.

Den Namen Kettenfeier verdankt das Ereignis einem Königsberger Geistlichen, der 1688 in seiner Predigt auf die Gefangenschaft des Apostels Petrus einging, an welche die Kirche mit einem Gottesdienst erinnerte, der "Petri Kettenfeier" genannt wurde.

Pfarrer Peter Hohlweg stellte das aus der Feder von Herzog Wilhelm stammende Kirchenlied 'Herr Jesu Christ, dich zu uns wend' in den Mittelpunkt seiner Predigt.
Foto: Gerold Snater | Pfarrer Peter Hohlweg stellte das aus der Feder von Herzog Wilhelm stammende Kirchenlied "Herr Jesu Christ, dich zu uns wend" in den Mittelpunkt seiner Predigt.

Ein Kirchenlied des Herzogs

Diesmal ging Pfarrer Peter Hohlweg in der Predigt auf das Leben des in Gewissensfragen standhaften Herzog ein und stellte das aus dessen Feder stammende Kirchenlied "Herr Jesu Christ, dich zu uns wend'" in den Mittelpunkt seiner Ansprache.

Mit dem Friedensgebet und dem gemeinsamen Abendmahl endete die Herzog-Wilhelm-Kettenfeier, mit der eine Tradition fortgeführt wird. Die Schlossberggemeinde und evangelische Kirchengemeinde bemühen sich, dieses Stück Königsberger Geschichte am Leben zu erhalten.

Für die musikalische Ausgestaltung des Gottesdienstes sorgten der Posaunenchor unter der Leitung von Wolfgang Fischer, der Liturgische Kirchenchor und Mick Mack an der Orgel.

 
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