
Der Herbst ist die perfekte Zeit, um den heimischen Garten noch vor der Winterruhe auf die nächste Saison vorzubereiten. Die Temperaturen sind moderat, der Boden ist ausreichend durchfeuchtet. Ob Sträucher oder Bäume pflanzen, Wege oder Beete anlegen, genau jetzt ist die richtige Zeit dafür.
Doch bei der Gestaltung gilt es mehr zu beachten als den Kalender. Damit der Garten im kommenden Jahr wirklich eine Oase zum Wohlfühlen wird, wie ihn sich viele Menschen wünschen, sollte er vor allem eines sein: klimafreundlich. Wie genau das gelingt, darüber hat diese Redaktion mit Guntram Ulsamer gesprochen, dem Fachberater für Gartenkultur und Landespflege im Landkreis Haßberge.
1. Ein grüner Garten kühlt im Sommer
Ulsamer eröffnet das Gespräch mit einer Frage und beantwortet sie zugleich: "Warum sitzen Menschen bei Hitze so gerne in Biergärten?" – "Weil es hier angenehm kühl ist, der natürlich gewachsene Boden sich nicht so aufheizt wie Teer, Beton oder Kieselsteine." Und weil die Blätter der Bäume kontinuierlich Wasser verdunsten lassen, was zu einem angenehm empfundenen Feuchtegehalt des Areals führe, so der Experte.
Ulsamer spricht von "Mikroklima" und verweist auf den Kontrast: "Ein Sonnenschirm auf betoniertem Boden wirft ebenfalls Schatten, doch die Empfindung unterscheidet sich gravierend." Dann nennt er die Komponenten, welche dem Garten Wohlfühlcharakter bringen: Ein Laubbaum, eine möglichst frei wachsende Hecke und Pflanzen, die mit den klimatischen Verhältnissen im Landkreis Haßberge zurechtkommen.
2. Die Esskastanie als Haus- und Hofbaum für Gärten
Traditionell stand in den Haßbergen vor jedem Bauernhof ein mächtiger Hausbaum, Mittelpunkt vieler Geschäftigkeit. Im öffentlichen Raum wurde beispielsweise unter der Linde Gericht gesprochen und getanzt.

Für die meisten Anwesen wird dieser Baum heute zu ausladend. Als eine Alternative benennt der Kreisfachberater die Esskastanie. Sie stammt aus südlichen Gefilden, wächst mächtig, aber nicht übermäßig und kann als Tiefwurzler Trockenperioden vergleichsweise problemlos standhalten. Eine alljährliche Ernte ist nicht garantiert, da sie wie Obstbäume durch Nachtfröste um die Ausbildung der Früchte gebracht werden könne. Doch wie sie mancherorts so dastehe, sei sie einfach "ein Prachtkerl", sagt Guntram Ulsamer.
3. Sanddorn, Kornelkirsche oder Holunder als Gartenhecke
Der Gartenhecke misst Ulsamer eine elementare Bedeutung zu. Ihr Anblick sei für das Auge gefällig, die Verdunstungsleistung beachtlich und ein zusätzlicher Mehrwert könne ihr ebenfalls zugesprochen werden: Ob Sanddorn, Kornelkirsche oder auch Holunder – Früchte, zur Erntezeit in die Küche gebracht, lassen schmackhafte Konfitüren entstehen. Der Spätsommer könne somit ganzjährig grüßen.

Welch ein Kontrast zu den Einheitszäunen mit Plastikverblendung, wie sie neuerdings in vielen Neubausiedlingen anzutreffen seien. Und auch zu Betonmauern, die leb- und lieblos eine Abgrenzung zur Nachbarschaft bildeten: "Die grüne Wand ist ein purer Luxus gegenüber der nackten Fassade", lautet Ulsamers Fazit.
4. Wege, Sitzplätze und Nischen als Erlebnisräume
Ulsamers Überlegungen gehen weiter: "Warum brauchen wir riesige, kurzgeschorene Rasenflächen?" Was früher einladend als "Teppich des Gartens tituliert" wurde, käme mit dem Klimawandel so gar nicht zurecht. "Rasen ohne Bewässerung funktioniert bei den klimatischen Veränderungen nicht mehr und vergeudet Trinkwasser!", mahnt der Experte an.

Er empfiehlt, die Rasenfläche zu reduzieren, Beete einzurichten, die gerne auch pflegeleicht sein dürfen. Eine elegante Wegeführung, hier ein lauschiges Plätzchen, dort eine Bank zum Ausruhen. Und er verweist auf einen Appell aus England: kein Rasenmähen im Mai. Wer dies beherzige, würde mit einer Pflanzenvielfalt belohnt, mit Summen und Schwirren, und mit Böden, denen es viel leichter falle, Hitzeperioden standzuhalten als jene unter kurzgeschorenem Rasen.
5. Grüngut als Feuchtigkeitsspeicher und richtiges Gießen
Ulsamer scherzt: "Früher haben wir uns in der Kirche getroffen, heute beim Grüngutcontainer." Das sei nicht gut. Grüngut habe wertvolle Eigenschaften, eigne sich zum Kompostieren und Mulchen. Nährstoffe blieben so im Garten, und auch als Feuchtigkeitsspeicher könne es wertvolle Dienste leisten. "Unsere Pflanzen, auch im Gemüsebeet, sind erheblich weniger anfällig gegenüber Hitze, wenn sie schön eingebettet sind."

Der Gartenboden, so der Experte, könne sehr viel Wasser aufnehmen. Sinnvoll sei es, Oberflächenwasser in den Garten abzuleiten, den Boden zu sättigen und Regenwasser für Gießzwecke aufzufangen. Er empfiehlt, die Gießkanne zu verwenden, gezielt auf die Pflanzen gerichtet. "Wer mit dem Schlauch hantiert, verliert das Gefühl für die versprühte Wassermenge", so Ulsamer. Ohnehin seinen winzigen Wassertröpfchen einer stärkeren Verdunstung ausgesetzt. Wertvolles Trinkwasser würde so verschleudert.
6. Den eigenen Garten Schritt für Schritt anlegen
"Es zieht sich eine große Sterilität aus den Wohnzimmern in die Gärten hinaus", sagt Guntram Ulsamer. Er nennt als Beispiel in Beton eingelassene Fliesen im Wegebau. "Ich empfehle, dass die Leute selbst kreativ werden, in kleinen Dimensionen arbeiten, in einem Eck beginnen und den Garten nach und nach erobern." Das ergäbe ein ganz anderes Erscheinungsbild als manch ein "Reißbrettgarten".

Geschwungene Wege, Trockenmauern aus Sandstein oder Muschelkalk – ganz einfach "Natur zulassen", sei das Gebot der Stunde, erklärt der Experte. "Es muss nicht alles für die Ewigkeit halten." Mit 30 Jahren zu planen, dass es bis ins 80. Lebensjahr halte, sei "ressourcengigantisch und unrealistisch". Und Ulsamer weiß auch: "Der Zeitgeist holt Dich immer wieder ein."