Mein Ziel war hehr: Früh übt sich, dachte ich. Und was Hänschen nicht lernt... Mein Plan: Von klein auf sollen meine Kinder den Wert von Lebensmitteln begreifen. Auch Kleinkinder, so die Theorie, kann man da ranführen. Ich weiß nicht, was mich geritten hat, zu glauben, das Herstellen von Konfitüre könnte mich auf dem Weg dahin ein Stück weiterbringen!!!
Erste Lektion: Zwetschgen wachsen nicht im Supermarkt, sondern auf dem Baum in Omas Garten. Und der ist höher als gedacht! Dummerweise wurde mir das erst so richtig bewusst, als die Vier- und der Zweijährige zeitgleich die Leiter nach oben erklommen. Gut, dass die Ausdauer zweier Kleinkinder begrenzt ist. Nach gefühlten vier Beinahe-Herzattacken der Mutter war der Eimer zumindest ansatzweise bedeckt, die T-Shirts der Kinder immerhin gleichmäßig dreckig.
Die Zwetschgen anfassen, schmecken, erleben konnten die Kleinen dann lehrbuchgemäß beim Entkernen der Früchte. Nur so viel: Jeder Tatortreiniger hätte an jenem Abend sein Meisterstück an meiner Küche ablegen können. Immerhin ein kleines Lehrstück in Philosophie war für die Kids gleich inbegriffen. In puncto Würmer erkannte die Vierjährige schnell: Nicht immer sind die Dinge innen so, wie sie von außen erscheinen.
Nachdem ich die Kinder ins Bett verfrachtet hatte, ging die Arbeit erst los. Eineinhalb Stunden dauerte es, das Begonnene zu vollenden. Stolz erzählten sie am nächsten Tag der Oma von der selbst produzierten Marmelade. Toll, sagte die, ob sie vielleicht ein Glas bekäme? Die Kinder wären freigiebig gewesen, ich geriet ins Stocken. Ob ihr bewusst ist, wieviel so ein Glas wert ist? Am Ende trifft die Erkenntnis den Lehrer selbst.