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HASSFURT
Haßfurter halten sich zurück
Kurdische Kämpfer strecken ihre Waffen in die Luft. Doch im Westen schwingt die Angst mit, wofür die Waffen nach dem Kampf gegen IS-Milizen noch genutzt werden.
Foto: DPA | Kurdische Kämpfer strecken ihre Waffen in die Luft. Doch im Westen schwingt die Angst mit, wofür die Waffen nach dem Kampf gegen IS-Milizen noch genutzt werden.
Von unserem Redaktionsmitglied Peter Schmieder
 |  aktualisiert: 15.12.2020 15:25 Uhr

Regelmäßige HT-Leser kennen wahrscheinlich die Umfragen, die wir von Zeit zu Zeit veröffentlichen: Ein Mitglied unserer Lokalredaktion befragt Menschen, die in Haßfurt unterwegs sind, zu ihrer Meinung über ein aktuelles Thema aus der Weltpolitik. Normalerweise suchen wir dabei bevorzugt nach Menschen, die bereit sind, sich mit Nennung ihres Namens und vielleicht sogar mit einem Foto zitieren zu lassen. Meistens gelingt das ganz gut, am gestrigen Montag mussten wir den Plan zu einer solchen Umfrage allerdings nach diversen Versuchen aufgeben.

Die Frage wäre gewesen: Was halten die Menschen in unserer Region von den Plänen der Bundesregierung, deutsche Waffen in den Irak zu liefern. Die Empfänger hiervon sollen Kurden sein, die sich im Kampf gegen die Milizen der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) befinden. Das Thema ist allgemein sehr umstritten. Einerseits sind sich die meisten westlichen Politiker einig, dass von den dschihadistischen Terroristen eine große Gefahr ausgeht, die bekämpft werden sollte. Andererseits gibt es auch die Befürchtung, dass die Waffen dadurch in die falschen Hände fallen könnten. Immerhin gehören zu den Gegnern der IS-Milizen auch Gruppen wie die Untergrundorganisation PKK, die von deutschen Behörden ebenfalls als terroristisch eingestuft wird.

In der Haßfurter Innenstadt wäre gerade mal ein einziger Mann bereit gewesen, sich mit namentlicher Nennung zitieren zu lassen; und der war als Schweinfurter eigentlich nur Gast im Nachbarlandkreis. Ansonsten gab es oft die Antworten „Dazu kann ich nichts sagen“ oder „Darüber weiß ich nicht genug, um mir eine Meinung zu bilden“. Die meisten Leute, die in der Kreisstadt unterwegs waren, gaben allerdings an, das Thema sei ihnen zu heikel, um sich namentlich zitieren zu lassen.

Aus den wenigen anonymen Antworten lässt sich natürlich kein repräsentatives Bild gewinnen. Insgesamt entsteht aber der Eindruck, dass viele Menschen mit den Waffenlieferungen grundsätzlich einverstanden sind. Man müsse aber überprüfen, dass die Waffen nicht in die falschen Hände fallen, meint eine Befragte. Auf die Frage, wie man das sicherstellen solle, erklärt sie: „Da sehe ich keine Möglichkeit.“ Nach längerem Überlegen sagt sie dann: „Eventuell könnte man die Bundeswehr zur Überwachung hinschicken.“

„Ich bin mir da nicht so einig, ob's richtig ist“, antwortet ein anderer Befragter. Natürlich müsse man die Leute schützen, aber dabei bestehe nun mal die Gefahr, dass die Waffen danach für die falschen Ziele weiterverwendet werden. „Vielleicht sollte man eher die Luftwaffe schicken, die dann wieder zurückfliegt, wenn sie geschossen hat“, meint er. Offensichtlich würden es also einige Menschen lieber sehen, wenn westliche Staaten mit ihrem eigenen Militär eingreifen, statt die Gegner der IS vor Ort aufzurüsten.

Einig sind sich die meisten jedoch, dass die Terroristen gestoppt werden müssen. „Die Frage ist: Was ist, wenn sie die Waffen nicht kriegen und IS weiter vorrückt?“, sagt ein Mann. „Man muss dem Vormarsch einen Riegel vorschieben“, meint er. Er gibt jedoch auch an, nicht genug über das Thema zu wissen, um die Gefahr einzuschätzen, die von den Gegnern der IS ausgeht. „Man liest das zwar immer in der Zeitung, aber das reicht nicht, um sich eine richtige Meinung zu bilden.“ Abschließend vermerkte er jedoch, man müsse eben „das kleinere Übel wählen“.

 
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