
Seit Montagfrüh um sieben Uhr fließt der Verkehr wieder über die Haßfurter Flutbrücke. Ziemlich genau zwei Jahre war das historische Bauwerk für Fahrzeuge beinahe aller Art - Baufahrzeuge durften sie benutzen - gesperrt gewesen, denn so lange hatten die Sanierungsarbeiten gedauert. Eigens zu diesem Zweck war eine Behelfsstraße zwischen der Staatstraße nach Wonfurt und der Anbindung der Zufahrt des FC-Geländes zur Mainbrücke eingerichtet worden. "Sonst hätten wir den Autofahrern eine weiträumige Umfahrung für diesen Zeitraum zumuten müssen", begründet Dr. Michael Fuchs, Leiter des Staatlichen Bauamtes Schweinfurt, diese Maßnahme bei der Verkehrsfreigabe der Flutbrücke am Montagmorgen.
Landrat Wilhelm Schneider unterstreicht zum Abschluss der Baumaßnahme: "Diese Brücke ist ein wichtiger Mosaikstein in unserem kreisweiten Straßennetz. Sie verbindet die Kommunen miteinander und ist in Verbindung mit der sich in der Verlängerung anschließenden Mainbrücke eine ,Hauptschlagader' für unsere Kreisstadt und dient sozusagen als südliches Einfallstor für Haßfurt."
Mehrjährige Planungsphase
Der Baumaßnahme, so Michael Fuchs, sei eine mehrjährige Planungsphase vorausgegangen. Dies sei nötig gewesen, da es galt, eine ganze Reihe von Behörden mit einzubeziehen. "Die Flutbrücke liegt im FFH-Gebiet, also einem besonderen Naturschutzraum", so Fuchs, "und da gab es einen ziemlichen Abstimmungsbedarf". Man habe auch lange überlegt, ob es nötig sei, eine Behelfsumfahrung zu errichten. Immerhin habe diese Interimsstraße allein 1,22 Millionen Euro gekostet, also beinahe ein Achtel der Gesamtbaukosten in Höhe von 9,5 Millionen Euro. "Aber das war uns die Umfahrung wert", so Fuchs, "denn die Verkehrsbelastung der Straße liegt bei 7000 Fahrzeugen pro Tag", davon 280 Fahrzeuge, die dem Schwerverkehr zuzurechnen seien. Der bayernweite Durchschnitt betrage 3800 Fahrzeuge pro Tag. Die Straße nehme demzufolge eine wichtige überörtliche Netzfunktion wahr. "Und deshalb war die Behelfsumfahrung zwingend erforderlich", sagt der Leiter des Staatlichen Bauamtes.

Die Umfahrung war auch Bestandteil der sogenannten Projektherausforderungen. Dabei galt es, möglichst alle Verkehrswege ohne größere Beeinträchtigungen aufrechterhalten zu können. Das waren die Erreichbarkeit der Staatsstraße 2275 nach Wonfurt, die Zufahrt zum FC-Stadion und die Anbindung des Geh- und Radweges Richtung Knetzgau und Wonfurt in den Mainauen. Das konnte durch den Bau dieser Behelfsstraße sichergestellt werden.
Mehrere Vorteile der Umfahrung
Diese Umfahrung habe zum einen den Autofahrern die Möglichkeit gegeben, ohne Störungen von Haßfurt aus die Staatsstraße 2275 zu erreichen - und umgekehrt - und dabei weiträumige und zeitraubende Umleitungsstrecken zu vermeiden. Zum anderen aber habe diese Behelfsstraße auch dafür gesorgt, dass die Baufirmen ein sogenanntes "freies Baufeld" vorfinden und deshalb ohne Beeinträchtigungen bauen konnten. "Das Staatliche Bauamt", so Michael Fuchs, favorisiere solche Vollsperrungen und damit einhergehende kürzere Bauzeiten. Dies bringe viele Vorteile. Die Sanierung der Flutbrücke sei hier das beste Beispiel. Nicht zuletzt aufgrund dieses Verfahrens sei es gelungen, rund ein halbes Jahr vor dem für die Fertigstellung geplanten Termin die Arbeiten zu beenden.
Alternativen geprüft
Dennoch sei vor dem Bau der Behelfsumfahrung ausgiebig geprüft worden, ob sich Alternativen anbieten, die einen baulichen Eingriff minimierten. Aufgrund der Intensität dieser Prüfungen, erläutert der Leitende Baudirektor, habe sich der Beginn der Sanierungsarbeiten um ein Jahr verzögert. Zudem habe man Risse im Brückenbauwerk verschließen müssen, um eine Ansiedlung von Fledermäusen in den Mauerwerksfugen zu verhindern. Zum Schutz der im an das Baufeld angrenzenden Böschungsbereich lebenden Zauneidechsen wurden eigens Reptilienschutzzäune errichtet.
Trotz dieser zeitraubenden Untersuchungen sei es gelungen, So Fuchs, die Sanierung in knapp zwei Jahren zu stemmen. ein halbes Jahr schneller als geplant. Der Chef des Bauamtes hob in diesem Zusammenhang auch die Leistung der beteiligten Firmen hervor. "Besonders in Zeiten mit Corona", so Fuchs, "ist es außergewöhnlich, dass es zu keinen Einschränkungen gekommen ist." Dafür müsse er allen ein dickes Lob und seinen herzlichen Dank aussprechen.
Nächstes Projekt: Neue Mainbrücke in Haßfurt
Die Sanierung der Flutbrücke sei jedoch erst die halbe Miete, so der Leitende Baudirektor. Nach der Fertigstellung der Baumaßnahmen an diesem Bauwerk werde seine Behörde die Planungen für das nächste große Brückenbauwerk aufnehmen. Derzeit laufe der Bau der neuen Mainbrücke bei Horhausen auf Hochtouren. Danach stehe der Neubau der Haßfurter Mainbrücke auf der Agenda. "Wir überprüfen alle Brücken in dreijährigem Turnus", so Michael Fuchs. Dabei werde genauestens festgestellt, in welchem Zustand sich eine Brücke befindet.
Für die Mainbrücke in Haßfurt wurde Handlungsbedarf erkant. Die Brücke muss deshalb "mittelfristig einem Neubau" weichen. Alleine der Umstand, dass zwei Pfeiler der Haßfurter Brücke im Fluss stehen und damit eine Gefährdung für die Schifffahrt auf der internationalen Wasserstraße darstellen, bedingt schon einen Neubau. Denn es lohne sich nicht mehr, so Leitender Baudirektor Fuchs, die Pfeiler entsprechend zu sanieren.
