
„Energiezukunft Haßfurt“ war ein Fachforum des Stadtwerks Haßfurt überschrieben, das sich mit „Forschungsthemen der Energiezukunft“ befasste. Dabei standen die laufenden Förderprojekte und Fördervorhaben der Stadtwerk Haßfurt GmbH genauso im Focus wie aktuelle Entwicklungen der Energiezukunft oder Schritte bis zur Batterie mit 12 Volt und wie man eine Stadt wie Haßfurt inselfähig machen kann.
„Bei uns funktioniert viel und es läuft auch wirtschaftlich gut.“ Mit diesen Worten stieg der Geschäftsführer des Stadtwerks Haßfurt, Dipl. Ing. (FH) Norbert Zösch, in die Tagung ein und nannte als besonderes Beispiel den Windpark bei Sailershausen. Nach nicht einmal drei Jahren habe man hier die Prognose erreicht und die Gesellschafterversammlung habe auch die erste Ausschüttung mit einer guten Dividende angekündigt. Daneben sei man aber mit vielen anderen Projekten auf einem guten Wege.
Mit Stolz verwies er auf verschiedene Auszeichnungen. Den Titel „Energiekommune“ habe man bekommen, weil das Stadtwerk in Sachen „intelligente Stromzähler“ deutschlandweit eine Vorreiterrolle eingenommen habe und als „Smart-Metering-Pionier“ sämtliche Vorteile daraus nutze. Dem Kunden werde dabei eine genaue Überwachung des Verbrauchs sowie die bedarfsgerechte Steuerung ermöglicht. Die Auszeichnung „Perle der Energiewende“ der Böll-Stiftung stehe für die zahlreichen Beispiele der Anfänge und Zukunft der Energiewende. Schließlich habe man mit der „Power-to-Gas-Anlage“ ein „Leuchtturmprojekt“ und setze dabei überschüssigen Windstrom durch Elektrolyse in Gas um. Der erzeugte Wasserstoff werde in einem Gasspeicher zwischengelagert und dem Erdgasnetz der Stadt beigemischt. „Die Energiewende fängt also im Kleinen an“, meinte Norbert Zösch.
Geschäftsleiter Zösch sprach von einem „Zellularen Ansatz“ des Stadtwerks Haßfurt, das 49 Mitarbeiter beschäftigt und einen Jahresumsatz von 30 Mio Euro macht. Dabei gab er auch zu bedenken, dass die Reichweite der fossilen Brennstoffe, zu wenig Strom oder Gas nicht die Probleme seien, sondern Kernproblem sei der CO2-Ausstoß. Ein weiterer Auftrag sei: „Wie kann ich eine Stadt wie Haßfurt inselfähig machen und so steuern, dass auch alles zusammen funktioniert. Schließlich gibt es ohne Strom auch kein Wasser.“ Hierbei arbeite man simultan schon mit Hochschulen zusammen. Als solche weitere Zellen beim Stadtwerk nannte Dipl.-Ing. Zösch die „stromerzeugende Heizung“, die Photovoltaik auch auf dem eigenen Hausdach, die Batterien sowie die „kalte Nahwärme“. Mit den Firmen Buderus und Viesmann habe das Stadtwerk schon eine Vereinbarung über den Einsatz der Brennstoffzelle getroffen. Dem Endkunden werde der Einbau einer kompletten Brennstoffzellen-Einheit mit einem Zehn-Jahres-Vertrag angeboten, ohne dass höheren Kosten als vorher entstünden.
Bei der Zelle „Baugebiete“ im Osterfeld II versorge das Stadtwerk 75 Prozent der 92 Wohneinheiten und es sollen noch weitere 35 Wohneinheiten dazukommen. Es habe sich schnell herumgesprochen, dass hier eine komfortable Heizung für einen Nettopreis von 6000 Euro zur Verfügung stehe, für die keine Erdkollektoren, kein Technikraum und kein Keller benötigt werde.
Im Bereich „Industrie“ habe das Stadtwerk die Firma „Maintal-Obstindustrie“ mit einer Mikrogasturbine ausgestattet. Im Krankenhaus nutze man Erdgas mit Absorptionskältemaschine und Rückkühler. Dadurch könne die Wirtschaftlichkeit deutlich verbessert werden. Das Stadtwerk selbst wartet noch auf die Genehmigung, auch einmal einen Batteriespeicher Siestorage mit 6 MW präsentieren zu können, was einen weiterer Schritt zur autarken Energieversorgung darstelle.
Christoph Schneider, zuständig für Projektmanagement Forschung und Entwicklung im Stadtwerk, stellte die aktuellen Projekte vor. „Wir haben derzeit sechs geförderte Forschungsprojekte, weitere zwei sind in Aussicht gestellt.“ Man habe auf eine Summe von 1,7 Mio Euro eine Förderung beantragt und bei einer Förderquote von 40 bis 50 Prozent einen Anteil von 600 000 Euro bekommen.
Prof. Dr. Ing. Christian Rehtanz, Leiter des Instituts für Energiesysteme, Energieeffizienz und Energiewirtschaft an der TU Dortmund, ging auf die Energiezukunft und Elektromobilität ein. Die entscheidende Frage sei, wie viele Netze insgesamt auf dem Marktplatz der Energie benötigt werden. Deshalb untersuche man, ob Europa irgendwann auf einen Netzblackout zulaufe. Schwerpunkt sei die Energiesteuerung. Im Bereich der Elektromobilität stehe am Anfang die Frage, wo zuerst die Autos herkommen, wo brauche ich Ladestationen und welche Investitionen benötige ich im Netz. Als ein Problem mit den Ladestationen bezeichnete er die „Laternenparker“. Deswegen müsse man alle Möglichkeiten wie vor Veranstaltungshallen oder Messeparkplätzen durchspielen.
Aktuell teilte Geschäftsführer Norbert Zösch dazu mit, dass man in Haßfurt schon fünf Ladesäulen habe und bis zum Ende noch 13 installiert werden sollen. Am Edeka-Markt soll eine „Schnellladesäule“ installiert werden. Das nächste Energieforum für Bürger und Interessenten findet am 18. Oktober statt.