
Dezentrale Energieerzeugung, Effizienzsteigerung und Power-to-Gas, das sind die Säulen des Energiekonzepts der Freien Wähler (FW). Dass diese Form der Energiewende funktioniert, wenn die Rahmenbedingungen stimmen, das wurde Landtagsabgeordnetem Hans-Jürgen Fahn und weiteren FW-Mandatsträgern bei einem Besuch des Stadtwerks in Haßfurt bestätigt. Aus dem Besuch und einer Diskussionsrunde zum Thema „Energiewende – (wie) geht das?“, nahm Fahn Anregungen mit, wo auf politischem Weg Hindernisse aus dem Weg zu räumen sind.
Haßfurt als Leuchtturm
Die Stadt Haßfurt und das Stadtwerk gehen den Weg der Re-Kommunalisierung der Energieversorgung und der Energiewende seit 1989 konsequent. Stadtwerk-Leiter Norbert Zösch erläuterte den Besuchern, dass die Stadt erst das Gasnetz kaufte, inzwischen gehört dem Stadtwerk auch das Stromnetz nicht nur in Haßfurt und den Stadtteilen, sondern auch in Theres. In der Energieerzeugung sei man mit Windkraft, Photovoltaik, Biogas und Kraft-Wärme-Kopplung breit aufgestellt. „Leuchtturm“ jedoch ist die Power-to-gas-Anlage – die einzige in ganz Bayern und eine von nur 20 in der Bundesrepublik.
Zösch erläuterte mit Bürgermeister Günther Werner anhand fundierter Zahlen und Erfahrungen, dass sich der Mut früherer Jahre längst auszahle. Das Stadtwerk könne seinen Kunden günstigen Strom und Wärme liefern, biete Vor-Ort-Service und modernste Technik. So können Haushalte ganze Heizungslösungen mit Solaranlage auf dem Dach, Batteriespeicher und Brennstoffzelle im Keller vom Stadtwerk leasen. Zösch zeigte auf, dass so bei einem Haus, das bisher 5500 Kilowattstunden Energie einkaufte, nicht der eigene Bedarf gedeckt, sondern fast die gleiche Menge an Energie ins Netz eingespeist „oder durch ein Elektrofahrzeug genutzt werden kann“.
Bald reines Wasserstoffkraftwerk
Jede erneuerbare Energie rechne sich spätestens dann, wenn man unsinnige Erschwernisse abschaffen würde, so Zösch „mal ganz abgesehen von der CO2-Bilanz“. Auch der Wasserstoff aus der Haßfurter Power-to-Gas-Anlage wäre längst mehr als konkurrenzfähig, wenn man in die großtechnische Nutzung einsteigen würde und den aus regenerativem Strom hergestellten Wasserstoff nicht nochmals mit der EEG-Abgabe belasten würde. Derzeit wird der Wasserstoff in Haßfurt dem Erdgas beigemischt, demnächst wird das Stadtwerk aber das erste Blockheizkraftwerk installieren, das mit reinem Wasserstoff betrieben wird. „Dann sind wir endgültig bei Null Emission“, so Zösch.
Seit vergangenem Jahr gelingt es dem Stadtwerk Haßfurt, den doppelten Bedarf seiner Kunden für Strom und Wärme aus regenerativer Energie zu decken. Gleichzeitig deckt es mit den Erlösen die Defizite des Erlebnisbades, der Eishalle und der Tiefgarage. Natürlich bedeute das einen erheblichen Aufwand, den viele Kommunen wohl scheuen, so die Teilnehmer der Runde. „Man kann das System stemmen, wenn man will“, so Norbert Zösch, der Wille sei in der übergeordneten Politik derzeit allerdings nicht zu erkennen, weshalb auch der Zubau an erneuerbaren Energien stagniere.
„Wenn die großen Windparks im Norden Deutschlands mit Power-to-gas arbeiten, dann kann der Wasserstoff durch das vorhandene Gasleitungssystem in den Süden geleitet werden und wir benötigen keine Monster-Stromtrassen“, so Fahn. Der Verlust bei der Umwandlung von Strom in Wasserstoff und der Rück-Verstromung könne durchaus mit dem Leitungs- und Umwandlungsverlust von Strom und dem enormen Aufwand für die geplanten Stromtrassen verrechnet werden.
Unsinnige Braunkohle-Subventionierung
Am Abend nahmen zahlreiche Bürger aus der Region die Einladung zum Informationsabend wahr. Hier stellte Vorsitzender Gottfried Obermair den Energiewende-Verein „Ziel 21“ vor, der im Landkreis Fürstenfeldbruck vom Landkreis initiiert wurde, um die Energiewende zu unterstützen. Vor allem Öffentlichkeitsarbeit stehe um Vordergrund, um das Bewusstsein für verantwortungsvollen Umgang mit Energie und für den Klimaschutz zu schärfen. „Wenn sich das Ganze dann auch noch rechnet und für die Region Wertschöpfung bringt, umso besser“, meinte Obermair. Er ärgerte sich, dass „die Kommunalisierung von kleinen Netzen nicht gefördert, sondern zum Vorteil von Bayernwerk und Co behindert wird.“ Auch eine Förderung für den Bau von Power-to-Gas anlagen sei zukunftsweisend „als Alternative zur unsinnigen und klimaschädlichen Subventionierung des Braunkohle-Stroms“. So könnten Sonnen- und Windenergie gespeichert werden.
Fahn nahm Anregungen mit, wie die Weichen im Landtag gestellt werden müssten, damit die dezentrale Energiewende funktioniert. „Denn eines sei klar: Klimaschutz ist die entscheidende Frage der Menschheit“, da dürfe Lobbyismus keine Rolle spielen.