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HASSFURT
Haßfurt macht müde Kapitäne munter
Die gesamte Mainpromenade in Haßfurt soll eine große Anlegestelle werden. Zwischen Tränberg und Hafen-Wendeplatz wird ein Ruheplatz für Güterschiffe eingerichtet, die Anlegestelle für Personenschiffe schließt sich im Hafen an. Die Hafenmole (rechts im Bild), die den Main vom Hafen trennt, wird zum Manövrieren der Schubverbände zurückgebaut.
Foto: Wolfgang sANDLER | Die gesamte Mainpromenade in Haßfurt soll eine große Anlegestelle werden. Zwischen Tränberg und Hafen-Wendeplatz wird ein Ruheplatz für Güterschiffe eingerichtet, die Anlegestelle für Personenschiffe schließt sich im ...
Von unserem Redaktionsmitglied Wolfgang Sandler
 |  aktualisiert: 15.12.2020 15:09 Uhr

Da fließt noch viel Wasser den Mee hinunter, bis die geplanten Veränderungen Wirklichkeit werden. „Vor 2021 tut sich nichts“, so Dietmar Will vom Haßfurter Bauamt. Dennoch sind die Neuerungen durchaus imposant und „werden den einen oder anderen Bürger aufschrecken“, befürchtet Bürgermeister Günther Werner. Der mögliche Stein des Anstoßes ist eine 190 Meter lange Anlegestelle für Güterschiffe am Haßfurter Mainufer zwischen Tränkberg und Wendestelle im Haßfurter Hafen.

Rund um die Planungen für den Ausbau der Bundeswasserstraße Main bei Haßfurt gab es einiges an Kanonendonner. Denn gleichzeitig mit der Benachrichtigung über den Bau der Liegestelle für Güterschiffe trudelte in der Kreisstadt die Mitteilung vom Wasser- und Schifffahrtsamt ein, dass dafür die Anlegestelle für Fahrgastschiffe in Haßfurt künftig wegfällt. Das schlug in der Kreisstadt ein wie eine Bombe: Wegfall der Anlegestelle für Kreuzfahrtschiffe mit eventuell zahlungskräftigen Touristen und als Ersatz dafür ein Ruheplatz für müde Kapitäne von rostigen Seelenverkäufern, die der Kreisstadt-Skyline massiv schaden.

Dietmar Will konnte jedoch Entwarnung geben. „Die Schubverbände liegen sehr tief im Wasser, so dass sie von Richtung Wonfurt oder Mariaburghausen kaum zu sehen sind“, so Will, der eigens dafür eine Computergrafik erstellt hat. „Natürlich wäre das Mainufer für Spaziergänger ohne rastende Güterschiffe attraktiver“, ist Bürgermeister Günther Werner überzeugt. Doch es handelt sich um eine Bundeswasserstraße. Und an einer solchen müssen eben Ruheplätze eingerichtet werden für Kapitäne, die ihre Ruhezeiten einhalten müssen und über keinen zweiten Schiffsführer verfügen, oder für Extremsituationen wie Hochwasser oder Eisbildung, die einen Schiffsverkehr unmöglich machen. Eigens für diesen Zweck werden vor dem Ufer sechs Dalben (Holzpfähle) in den Flussboden gerammt, an dem die Schubverbände festmachen können. Zudem kollidiert dieser Ruheplatz nach Ansicht des Bürgermeisters schon mit dem geplanten Mainuferpark, der im Rahmen von ILEK vorgestellt wurde. Doch dieser großräumige Ausbau des Hafenbereichs ist noch absolute Zukunftsmusik und nichts für die Planungen der nächsten Jahre.

Gegenwart ist jedoch die Anlegestelle für die Personenschifffahrt und diese will die Stadt unbedingt erhalten. Ob die Ausflugsschiffe, die bis zu 135 Meter lang sein können, dann in Haßfurt schlussendlich anlegen, ist Sache der Reedereien. Zumindest die Möglichkeit sollte aber gegeben sein, sonst würde man sich in der Stadt von vorneherein dieser Möglichkeit berauben.

Hieran schieden sich zunächst die Geister. Während die Behörden Haßfurt die Anlegestelle aberkennen wollten und der Kreisstadt mehr oder weniger deutlich signalisiert hatten, dass man hier froh sein könne, überhaupt so lange in den Genuss einer Anlegestelle gekommen zu sein, so erzählt der Bürgermeister, habe die Stadt immer wieder – schriftlich und auch persönlich an einem Ortstermin – unterstrichen, wie wichtig diese Anlegestelle für sie ist.

Schließlich habe sich eine Intervention von MdB Dorothee Bär in ihrer Funktion als Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium hilfreich dafür ausgewirkt, so dass nun sowohl das Wasserstraßen-Neubauamt Aschaffenburg (WNA) als auch das Wasser- und Schifffahrtsamt Schweinfurt (WSA) grünes Licht für das Anlegen der Passierdampfer im Haßfurter Hafen gegeben haben.

Entwarnung geben kann Dietmar Will auch, was das Erscheinungsbild der künftig in Haßfurt zur Rast anlegenden Schiffe angeht. „Das sind keine Seelenverkäufer, die da festmachen. Solche Schiffe sind heutzutage kaum noch unterwegs.“ Es gebe allerdings keine Erkenntnisse, wie häufig und in welchem Umfang dieser Liegeplatz von Schubverbänden oder anderen Güterschiffen in Anspruch genommen werden würde.

In Absprache mit den genannten Behörden hat die Stadt Haßfurt inzwischen Überlegungen angestellt, wie eine neue Personen-Anlegestelle mit entsprechenden Landgangmöglichkeiten im Hafen für die Reedereien attraktiver gestaltet werden kann. Gedacht ist da zunächst an die Einrichtung von Ver- und Entsorgungseinrichtungen für die Schiffe. Die Entscheidung, ob Personenschiffe künftig in Haßfurt festmachen, liegt jedoch bei den Reedereien, weshalb Bürgermeister Werner mit den jeweiligen Unternehmen bereits Verhandlungen aufgenommen hat.

Dietmar Will (rechts) vom Bauamt der Stadt Haßfurt und Bürgermeister Günther Werner vor dem Plan für den Mainausbau bei Haßfurt.
Foto: Wolfgang Sandler | Dietmar Will (rechts) vom Bauamt der Stadt Haßfurt und Bürgermeister Günther Werner vor dem Plan für den Mainausbau bei Haßfurt.
Beilage_51_Massnahmen_1000_Blatt_2.12       -  Main und Hafen werden ausgebaggert, die Mole am Hafen zurückgebaut. Damit soll künftig Schubverbänden ermöglicht werden, ihre Ruhezeiten in Haßfurt einlegen zu können. Die Passagier-Anlegestelle wird im Anschluss daran im Haßfurter Hafen neu errichtet.
Foto: Repro: HT | Main und Hafen werden ausgebaggert, die Mole am Hafen zurückgebaut. Damit soll künftig Schubverbänden ermöglicht werden, ihre Ruhezeiten in Haßfurt einlegen zu können.
 
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