„Wer es einmal erlebt hat, will es immer wieder erleben“, sagt Lukas Gärtner über das Fallschirmspringen. Der Vorsitzende des Fallschirm-Sport-Zentrums Haßfurt (FSZ), das am Samstag sein 25-jähriges Bestehen am Verkehrslandeplatz Haßfurt-Schweinfurt feiern konnte, ist stolz auf die Entwicklung des Vereins. Waren es zur Gründung im Jahre 1994 gerade mal zehn Mitglieder, sind es heute über das Zwölffache. 127 Frauen und Männer absolvieren jährlich über 5800 Sprünge über der Kreisstadt. Zusätzlich genießen über 650 Gäste im Jahr einen Tandemsprung und zur Zeit werden 14 Schüler ausgebildet, die in Zukunft alleine am Himmel gleiten wollen.
Dem Wetter zum Opfer gefallen sind am Veranstaltungstag die ursprünglich geplanten Showsprünge. Starker Wind mit bis zu 70 Stundenkilometern machte das Vorhaben unmöglich. Aber zumindest einen Sprung konnten zehn Mitglieder am frühen Nachmittag wagen, als es noch nicht so stürmisch war. Zusätzlich war mit Landrat Wilhelm Schneider ein prominenter Gast an Bord, der einen Tandemsprung wagte. Dirk Rentzsch, ein erfahrener Tandempilot, der schon weit über 2000 Sprünge absolviert hat, nahm Schneider unter seine Fittiche. Im Rahmen einer circa 20-minütigen Einweisung erklärte er dem Landrat den Ablauf des Tandemsprungs und wesentliche Verhaltensweisen, wie beispielsweise die Körperhaltung im Freifall.
Neueste Technik
Die vom FSZ verwendeten Fallschirmsysteme entsprechen dem modernsten Stand der Technik. Sie sind mit zwei Flächenfallschirmen, dem Haupt- und Reserveschirm, ausgestattet. Ein elektronischer Öffnungsautomat stellt sicher, dass im Bedarfsfall der Reservefallschirm in ausreichender Höhe geöffnet wird. Für die Gewährleistung der technischen Sicherheit werden die Fallschirmsysteme einer regelmäßigen Lufttüchtigkeitsprüfung unterzogen.
Rund 20 Minuten dauert der Steigflug, erklärte Michael Böttcher, der bei der Jubiläumsveranstaltung das Absetzflugzeug steuerte. Der Berliner, der oft nach Haßfurt kommt, ist ein erfahrener Berufspilot mit über 8000 Flugstunden. Normal sitzt er im Cockpit eines Airbus A 320, der bis zu 180 Passagiere in den Urlaub bringen kann. Für die Fallschirmspringer ist es eine Nummer kleiner. 12 Personen finden in der Grand Caravan C 208 B Platz, die extra für den Sprungbetrieb umgebaut wurde. „Es ist das größte einmotorige Transportflugzeug der Welt“, sagte Carsten Engelbrecht aus Schweinfurt, der das 650 PS starke Flugzeug mit Turbinentriebwerk sein Eigen nennen darf.
„Ein bisschen Erfahrung habe ich ja schon“, schmunzelte Landrat Schneider, der bereits zu seinem 50. Geburtstag einen Tandemsprung geschenkt bekommen hatte. Damals dauerte es zwar eine ganze Weile, nämlich ganze vier Jahre, bis er sich dazu durchrang, den Gutschein einzulösen. Bei der jetzigen Wiederholung hat es aber wesentlich weniger Überwindung gekostet. Mit 200 Stundenkilometern im freien Fall der Erde entgegenzurasen sei sehr faszinierend, so Schneider und „Das Gefühl ist unbeschreiblich, das muss man selbst erleben“.
Bleibende Erinnerung
Eine bleibende Erinnerung ist für den Landrat sicherlich das Video, das Billy Sharman aus Südafrika dem Tandemspringer überreichte. Mit einer Helmkamera hielt der Skydiver, der in Pretoria eine Fallschirmspringerschule betreibt, diesen besonderen Moment in luftiger Höhe fest.
Haßfurts Dritter Bürgermeister Stephan Schneider, der sich ebenfalls aus dem Flugzeug stürzen wollte, musste den Sprung wetterbedingt auf einen anderen Termin verlegen. Aber ein wenig Erfahrung, wenn auch nicht in 4000 Metern Höhe, hat er auch schon bei der Wasserwacht gesammelt. Dort ist Stephan Schneider nämlich seit 15 Jahren ehrenamtlich bei der Wasser-Luftrettung tätig, die zur Evakuierung von Personen aus Hochwassergebieten oder Fließgewässern eingerichtet wurde.
Glück bei der Tombola
Das Glück war Lucas Huber aus Haßfurt hold. Der Fünfjährige zog bei der Tombola das richtige Los und gewann prompt den Hauptpreis, nämlich einen Tandemsprung im Wert von über 200 Euro. Natürlich darf der kleine Mann aus Sicherheitsgründen noch nicht selbst den Nervenkitzel erleben. Seine 17-jährige Schwester Aylin Dix wird an seiner Stelle den Gewinn einlösen. Dafür tobte sich Lucas auf der Hüpfburg aus, die zusammen mit einem kleinen Pool zum Vergnügen der Kinder bereitstand. An zahlreichen Infoständen konnten sich die Erwachsenen über das Fallschirmspringen, das FSZ und die Ausbildung informieren. Für die musikalische Unterhaltung sorgte die Band „J2B-Eventmusic“ aus Lülsfeld.
