Die Berufsberatung musste im Zeichen der Corona-Pandemie große Herausforderungen stemmen. Wie sich die Pandemie auf den Ausbildungsmarkt im Landkreis Haßberge auswirkte, darauf gingen Franziska Schnitzer, Geschäftsstellenleiterin der Agentur für Arbeit in Haßfurt, und Berufsberater Peter Stretz bei einem Pressegespräch ein.
Als einen "Orientierungslockdown" bezeichnete Stretz den Berufswahlprozess vor allem im zweiten Schulhalbjahr 2020. Fast über das gesamte Beratungsjahr gab es Einschränkungen: geschlossene Schulen, kein persönlicher Publikumsverkehr in den Arbeitsagenturen, keine persönlichen Beratungsgespräche mit Schülern, Lehrern und Eltern. Auch die Praktika – eine wichtige Säule der beruflichen Orientierung für die Schülerinnen und Schüler - waren nur eingeschränkt möglich. Dennoch habe der Ausbildungsmarkt laut Stretz nicht gelitten. Die Angebote seien angepasst worden und die Berufsberatung habe sich mit virtuellen Berufsorientierungs- und Elternveranstaltungen arrangiert. Die berufsberatenden Gespräche fanden am Telefon oder per Video statt.
Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen erneut leicht gesunken
Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen sei erneut leicht gesunken. Dies dürfte aber auch in diesem Jahr auf einen Corona-Pandemie-Effekt zurückzuführen sein. Gleichzeitig sank auch die Zahl der Bewerber. Bei 530 offenen Stellen für 450 Bewerber – im Jahre 2010 gab es 455 Stellen für 793 Bewerber - waren die Chancen gut, einen Ausbildungsplatz zu erhalten.
So auch für Elias Krines. Der 17-Jährige aus Zell am Ebersberg begann am 1. September eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten bei der Gemeinde Knetzgau. Noch in der 9. Klasse der Dr.-Auguste-Kirchner-Realschule in Haßfurt nahm er die Berufsberatung in Anspruch. "Die Berufsfindung war am Anfang nicht so leicht", gab der Jugendliche zu. Passend zum betriebswirtschaftlichen Zweig, den er in der Schule besuchte, wollte er sich zwischen einer Tätigkeit im Handwerk oder im Büro entscheiden. Dazu durchlief er verschiedene Praktika als Elektroniker, Lebensmitteltechniker und Bauzeichner. Praktika im Büro waren wegen Corona nicht möglich. Letztendlich schloss Elias Krines durch die Praktika für sich einen Beruf im Handwerk aus.
Das Aufgabengebiet in seinem Ausbildungsberuf findet der Jugendliche interessant und vielseitig. Und: "Die Wohnortnähe passt auch". Bürgermeister Stefan Paulus legt Wert darauf, das Personal selbst auszubilden. Damit sei die Gemeinde seit Jahren gut gefahren, sagte er. Der Bürgermeister sieht sich verpflichtet, jungen Menschen eine fundierte Ausbildung zu ermöglichen. An Bewerbungen mangelte es laut Paulus nicht. An die 30 Bewerbungen seien im Rathaus Knetzgau eingegangen.
Im Handwerk sieht es nicht so gut aus
Da sieht es im Handwerk etwas anders aus, wie Elektromeister Maximilian Schenk aus Knetzgau berichtete: "Die Auszubildenden im Elektrohandwerk sind eher rar". Für 2021 konnte demnach kein einziger Auszubildender eingestellt werden. Für 2022 seien die Bewerbungen am Laufen. Aber wie es momentan ausschaue, gerate das Handwerk eher ins Hintertreffen. Wobei Lohngefälle und eine gewisse körperliche Beanspruchung im Elektrohandwerk wohl eher abschrecken würden, gab Schenk zu bedenken. Im Bauhandwerk sieht es nicht ganz so düster aus, wie seitens der Baufirma Einbecker aus Knetzgau in Erfahrung gebracht werden konnte. Hier gebe es je Ausbildungsjahr einen Auszubildenden. Alle drei hätten sich aufgrund eines Praktikums für eine Ausbildung im Bauhandwerk entschieden.