
"Dialog und enge Zusammenarbeit können die letzten Schmuckstücke der Natur dauerhaft erhalten." Diese Aussage stand über dem "runden Tisch", den die Höhere Naturschutzbehörde der Regierung von Unterfranken mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in der Stadthalle Haßfurt veranstaltete. Dabei ging es um den "Haßbergtrauf von Königsberg bis Stadtlauringen" sowie das "Naturschutzgebiet Urlesbachtal" als "Unterfrankens Juwele", für die Managementpläne vorgestellt wurden, die den Erhaltungszustand von Arten und Lebensräumen sichern bzw. wiederherstellen sollen.
In Unterfranken gibt es 99 FFH-Gebiete mit 1083 Quadratkilometern und 19 Vogelschutzgebiete mit 1123 Quadratkilometern. Verena Biedermann von der Regierung von Unterfranken stellte heraus, dass man für spezielle Arten und Lebensraumtypen eine hohe Verantwortung habe und sie schützen müsse. "Sie sind Indikatoren, die mit ihren hohen Lebensraumtypen stellvertretend für viele andere gefährdete Arten stehen. Wo der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling existiert, kommen ökologisch wertvolle, artenreiche Grünlandbestände vor, die extensiv genutzt werden."
Das FFH-Gebiet Haßbergtrauf von Königsberg bis Stadtlauringen ist ein ca. 928 Hektar großes FFH-Gebiet mit 692 Hektar Offenland (davon 250 Lebensraumtyp) und 236 Hektar Wald. Ein kleinräumiger Wechsel des geologischen Untergrunds und der Feuchtigkeits- und Temperaturverhältnissee bewirkt eine hohe Standortvielfalt.
Ein schmales Tal im "Forstdistrikt Kühschlag"
Das FFH-Gebiet Naturschutzgebiet "Urlesbachtal" ist ein ca. 24 Hektar großes FFH-Naturschutzgebiet zwischen Reichmannshausen und Humprechtshausen. Das Urlesbachtal ist ein schmales Tal im "Forstdistrikt Kühschlag", das in erster Linie von Laubwald umgeben ist.
Verena Biedermann nannte als Schutzgüter im Offenland nährstoffreiche Stillgewässer, Kalkmagerrasen zum Teil mit Orchideen, artenreiche Borstgrasrasen, Pfeifengraswiesen und feuchte Hochstaudenfluren. Schutzgüter im Wald seien Hainsimsen-Buchenwälder, Labkraut-Eichen-Hainbuchenwälder, Waldmeister-Buchenwälder, Auenwälder mit Erle, Esche und Weide, Hirschkäfer, Kammmolch und die Bechsteinfledermaus.
Maximilian Kleinwechter vom AELF Kitzingen/Würzburg ging auf Erhaltungsmaßnahmen der besonderen Wälder ein, mit dem Erhalt von Höhlen- und Biotopbäumen oder ausreichenden Altholz- und Totholzanteilen. Er erwähnte verschiedene Lebensraumtypen wie den Hirschkäfer im Haßbergtrauf, der im 19. Jahrhundert in ganz Deutschland verbreitet gewesen sei. Aktuell habe man im Haßbergtrauf nur zwei Nachweise zwischen 2010 und 2017. Ähnlich verhalte es sich mit dem Kammmolch mit nur drei Vorkommen, der größere Laichgewässer benötige oder der Bechsteinfledermaus, die naturnahe Laub- und Laubmischwälder brauche. Schließlich erwähnte er noch die Gelbbauchunke, die eigentlich "verschollen" sei.
Für die Bewirtschafter wurde auch festgestellt: "Natura 2000-Gebiete sind keine Naturschutzgebiete. Die bisherige Bewirtschaftung ist weiterhin möglich, sofern sie nicht mit den Erhaltungszielen kollidiert. Einzig verpflichtend ist das Verschlechterungsverbot." Der Plan sei ausschließlich für Behörden verbindlich und für die Bewirtschafter/Eigentümer freiwillig. Ein Ausgleich könne über die freiwillige Teilnahme an Förderprogrammen erfolgen.
Bewirtschaftung ist nach wie vor möglich
Robert Lauer vom LRA Haßberge ließ keinen Zweifel daran, dass die Bewirtschaftung von Ackerflächen im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben nach wie vor möglich sei. Im Landkreis habe man aber viele Grenzertragsböden, wo sich Landwirtschaft nicht lohne und hier wäre der Vertragsnaturschutz interessant.
Unter der Leitung von Matthias Berg von der Regierung von Unterfranken kam es dann zu einer regen Diskussion zwischen Landwirten, Waldbesitzern oder auch dem Fischereiverband, bei der immer wieder zum Ausdruck gebracht wurde, dass man bei allen Maßnahmen mit den Landwirten ins Gespräch und zu vernünftigen Lösungen kommen wolle.