
Die Eloquenz, der politische Sachverstand, aber auch die teils scharfe Wortwahl der Europaabgeordneten Monika Hohlmeier erinnern stark an ihren Vater Franz-Josef Strauß, den ehemaligen Bayerischen Ministerpräsidenten und Über-Vater der CSU. Fast eine Stunde lang redete die 53-Jährige ohne Manuskript und ohne „Punkt und Komma“ am Freitagnachmittag im Sitzungssaal der Firma Elso in Hofheim, wohin sie auf Einladung des CSU-Ortsverbands gekommen war.
Ihre politische Karriere begann Hohlmeier als Mitglied des Gemeinderats von Vaterstetten bei München im Jahr 1990. Im gleichen Jahr wurde sie auch in den Bayerischen Landtag gewählt. Von 1998 bis 2005 war sie Staatsministerin für Unterricht und Kultus, bevor sie im Juli 2009 Mitglied im Europäischen Parlament wurde, wo ihr besonderes Augenmerk der Förderung des Mittelstands gilt.
CSU-Ortsvorsitzender Andreas Dellert zeigte sich einerseits dankbar für Fördermittel, die die EU für den ländlichen Raum bereitstellt, kritisierte aber gleichzeitig den wachsenden bürokratischen Aufwand, der nötig sei, um an Fördermittel zu gelangen. Hier fand er in Hohlmeier eine Mitstreiterin: auch sie habe ihren „täglichen Kampf“ mit der Bürokratie, pflichtete sie Dellert bei.
In ihrem Vortrag holte die CSU-Politikerin zu einem globalen Rundumschlag aus. Die EU befinde sich derzeit in einer „spannenden Phase“ und müsse wachsam sein. So sei China keine Marktwirtschaft, sondern eine Entwicklungsdiktatur, geprägt von Korruption und einem Einparteien-Gefüge.
Durch die Produktion hoher Stückzahlen und Preisdumping versuche China Märkte kaputt zu machen. Dieser Herausforderung könne Deutschland sich nicht alleine stellen, sondern brauche die EU zusammen mit der Marktmacht der USA an ihrer Seite, so Hohlmeier. Die EU müsse Marktgerechtigkeit schaffen und ihre eigenen Unternehmen schützen. Hohlmeier geißelte die Gier der Finanzmärkte nach schnellem Profit.
Zu hohe Gewinnerwartungen seien gefährlich und von der Realität abgekoppelt. Dies sei eine „extrem negative Entwicklung“. „Sorgenfalten“ bereiten Hohlmeier auch „politische Chaoten“ am rechten und linken Rand. In Polen, Schweden, Finnland und Italien würden nationale Töne immer lauter. Sie beklagte auch einen „latenten Anti-Amerikanismus“ in Deutschland. Man müsse die US-Amerikaner „so nehmen wie sie sind“ und ihnen auf Augenhöhe begegnen.
In puncto Flüchtlingspolitik vertritt Hohlmeier eine andere Meinung als Bundeskanzlerin Angela Merkel. Es sei richtig, die Balkanroute zu schließen. Dennoch befürworte sie keine „Festung Europa“. Die Zuwanderung müsse auf geordnete Weise erfolgen, ohne „überfallartige Strukturen“. Zwei Millionen Flüchtlinge seien bereits nach Europa gekommen, ohne deren Identität zu erfassen. Gleichzeitig zeigte sich Hohlmeier als eiserne Verfechterin des Schengen-Abkommens, das die Reisefreizügigkeit innerhalb Europas regelt. Ohne diese offenen Grenzen gäbe es ein wirtschaftliches Desaster, zeigte sie sich überzeugt.
Als Beispiel nannte sie eine Urlaubsreise mit ihrem 1988 verstorbenen Vater nach Italien. Am Brenner, vor der Einreise nach Italien, seien sie an einer langen Schlange Lastwagen vorbeigefahren. Die Fahrer mussten damals drei Tage auf ihre Einreise warten. Dies sei heute undenkbar, da die Wirtschaft heute auf Just-in-time-Anlieferung angewiesen sei. Auch nationale Abgrenzung sei eine Sackgasse.
So würden Lebensmittel in Oslo (Norwegen) drei- bis viermal so viel kosten, wie in Deutschland. Die Bauern würden jedoch nicht mehr verdienen deswegen. Hohlmeier kam noch einmal auf das Thema Bürokratiebekämpfung zurück: Sie falle immer wieder unangenehm im Haushaltskontrollausschuss auf. Wenn ein bulgarischer Bauer etwas zu viel bekommt, dann solle man ihm dies gönnen, weil er „sowieso so arm ist“. Man müsse die großen Fische erwischen, die Subventionsbetrug im großen Stil betreiben. Viele Prüfungsprozesse seien zu extrem, prangerte Hohlmeier an.
Nach ihrem Vortrag trug sie sich noch in das Gästebuch der Stadt Hofheim ein.