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KREIS HAßBERGE
Harald Lesch stellt „Entdeckung der Gravitationswellen“ vor
Ulrike Langer
 |  aktualisiert: 29.03.2021 10:53 Uhr

Eine „außerirdisch gute“, informative und unterhaltsame Vorstellung verspricht die Autorenlesung zu werden, die das Bibliotheks- und Informationszentrum (BIZ) am Samstag, 23. Juni, um 19 Uhr zusammen mit der Buchhandlung Glückstein im BIZ am Dürerweg anbietet. Der bekannte Astrophysiker Harald Lesch und einige seiner teils ehemaligen Studenten werden dabei ihr gemeinsames Buch „Die Entdeckung der Gravitationswellen – Oder warum die Raumzeit kein Gummituch ist“ vorstellen.

Judith Selig aus Wonfurt und ihr Mann Florian Selig, ehemals Schlagintweit, die zu den Mitautoren zählen, sind von dem Erfolg „sehr überrascht“. Sie beide hatten mit ihrem Professor, Harald Lesch, und weiteren Kollegen bereits an dem außergewöhnlich erfolgreichen Buch „Die Entdeckung des Higgs-Teilchens“ mitgeschrieben, das nur kurz nach der Verleihung des Nobelpreises an Peter Higgs und François Englert erschienen war.

Nobelpreis für Entdeckung

Auch ihr neuestes Werk hat einen Bezug zum berühmten Physik-Nobelpreis. Denn kurz vor dessen Erscheinen im Herbst 2017 erhielten Rainer Weiss, Kip Thorne und Barry Barish den Nobelpreis für Physik für den ersten direkten Nachweis im All entstehender Gravitationswellen.

Schon vor etwa 100 Jahren hatte Albert Einstein Gravitationswellen im Rahmen der Allgemeinen Relativitätstheorie vorhergesagt. Sie gehen von allen beschleunigten Massen aus und bewegen sich mit Lichtgeschwindigkeit durch das Universum. Dabei stauchen und strecken sie den Raum. Fast 50 Jahre haben Forscher erfolglos nach Gravitationswellen gesucht – bis der Nachweis im Herbst 2015 mit den Advanced-Ligo-Detektoren in den USA gelang. In ihrem Buch erklären Harald Lesch und seine Mitautoren anschaulich die Voraussetzungen und Hintergründe dieser bahnbrechenden Entdeckung – auch für Nicht-Physiker.

Judith und Florian Selig haben 2015 ihr Masterstudium der Astrophysik am Institut für Astronomie und Astrophysik der Universität München beendet und arbeiten nun als Unternehmensberaterin IT sowie als Entwicklungsingenieur für Laser- und Kommunikationssysteme.

Sie bezeichneten die erneute Mitarbeit an dem wiederum hochaktuellen Buch als „etwas Besonderes“. Sie hatten schon 2013 mit ihren Co-Autoren beschlossen, wieder ein Buch zu schreiben. „Doch es gab eigentlich zu jedem Thema schon Hunderte von Büchern“, stellt Judith Selig fest. „Als dann aber im Februar 2016 der erste experimentelle Nachweis von Gravitationswellen aus dem All bekannt gegeben wurde, hatten wir unser Thema gefunden“, ergänzt Florian Selig.

Sie trafen sich mit Harald Lesch, Martin Dittgen, Timothy Hall, Till Heckelbacher, Matthias Helsen, Florian Zeller und Roman Zitlau in der Sternwarte der Universität, um den Aufbau des neuen Buches zu besprechen und die einzelnen Kapitelthemen zu verteilen. „Das Schreiben ging gut, auch wenn es ein paar Durchhänger gab, und es hat viel Spaß gemacht“, erzählt Judith Selig, die zusammen mit ihrem Mann das Buch komplett bearbeitet und nach dem Lektorat nochmals überarbeitet hat. Besonders freut es die beiden, dass „Die Entdeckung der Gravitationswellen“ bereits ins Polnische übersetzt wurde.

Die Zusammenarbeit mit Harald Lesch fand nach ihren Aussagen „auf absoluter Augenhöhe“ statt. Sein Stil, komplizierte Dinge verständlich darzustellen, hatte auch sie inspiriert. So verpackt Florian Selig die Erklärung des Michelson-Interferometers („aLIGO“), mit dem die Gravitationswellen gemessen werden können, in eine lustige „Bauanleitung für zuhause“, während Judith Selig dem Leser das Wesen einer Supernova ganz anschaulich nahebringt.

Anderer Blick aufs Universum

„Der Nachweis der Gravitationswellen als experimentelle Bestätigung der Relativitätstheorie von Albert Einstein ist etwas Einmaliges. Denn bisher konnte man sie nur indirekt beobachten“, berichtet Florian Selig und seine Frau fügt hinzu: „Das ist für die Physik von großer Bedeutung, weil man dadurch einen anderen Blick auf das Universum bekommt. Immerhin sind Gravitationswellen unabhängig vom Licht und durch sie kann man nun die Verschmelzung von Schwarzen Löchern sehen.“

Dass Wolfgang Steinicke vom Verlag Spektrum in seiner Rezension des Buches auch Kritik angemeldet hat und von „kleinen Patzern, die in Summe ein wenig nerven“ gesprochen hat, bewerten Judith und Florian Selig folgendermaßen: „Wir haben uns zunächst einmal sehr gefreut, dass sich ein so bekannter Verlag mit unserem Buch beschäftigt hat. Der Autor hat sich zudem thematisch gut mit dem Thema befasst, und er hat Recht mit seiner sachlichen Kritik. Das war, wenn auch zunächst etwas schmerzhaft, dennoch ein sehr gutes Feedback für uns und wir werden bei einer zweiten Auflage sämtliche Fehler beseitigen.“

Bei der Lesung im Juni wird Harald Lesch in das Thema einführen und sechs seiner Co-Autoren werden ihre Kapitel unterhaltsam präsentieren. Außerdem wird das Publikum darüber informiert, was seit der Herausgabe des Buches geschehen ist und die Zuhörer dürfen ihrerseits Fragen stellen. Zuletzt werden die Bücher, die Franz Wölfel von der Buchhandlung Glückstein mitbringt, auch gerne signiert.

Harald Lesch selbst gab in einem Interview an, dass er aus der Erfahrung des ersten Buches gerne wieder zusammen mit seinen Studenten am neuen Werk gearbeitet hat. „Never change a running system (verändere niemals ein laufendes System)“, kommentierte er salopp diese Art, ein wissenschaftliches Thema für „alle, die sich für das Universum interessieren“, aufzubereiten. „Wir haben wie immer erzählt, was man sonst berechnet oder misst, und dafür Worte und Geschichten statt Formeln und Zahlen gewählt.“ Auf die Frage, was der Nachweis der Gravitationswellen für die Physik und den „normal Sterblichen“ bedeute, sagte er: „Für die Physik unheimlich viel, nämlich die präziseste Bestätigung der theoretischen Vorhersagen der Relativitätstheorien. Für den Normalsterblichen wiederum, dass man sich auf die Theorien der Physik verlassen kann.“

Lesch: „Viel Spaß gemacht“

Natürlich seien weitere Entdeckungen zu erwarten, da ja schon viele neue Gravitationswellenquellen entdeckt worden seien. Er selbst forsche derzeit an Pulsaren und Neutronensternen. Die Kritik von Wolfgang Steinicke habe er nicht gelesen und daher könne er sich dazu nicht äußern, gab er an. „Mir hat dieses ganze Projekt viel Spaß gemacht“, fasste er zusammen und versprach den Besuchern der Autorenlesung am 23. Juni „einen spannenden Abend“.

Karten gibt es im BIZ am Marktplatz in Haßfurt, Tel. (0 95 21) 95 19 60, und in der Buchhandlung Glückstein in Haßfurt.

Harald Lesch

Der vielen Menschen bekannte Wissenschaftler ist Professor für Theoretische Astrophysik am Institut für Astronomie und Astrophysik der Ludwig-Maximilians-Universität in München, Fachgutachter für Astrophysik bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft und Mitglied der Astronomischen Gesellschaft.

Einer breiteren Öffentlichkeit ist er durch die Fernseh-Sendereihe „alpha-Centauri“ bekannt geworden. Heute moderiert er unter anderem „Leschs Kosmos“ im ZDF.

Harald Lesch hat mehrere erfolgreiche Bücher veröffentlicht, das Buch „Die Entdeckung der Gravitationswellen“ entstand als Gemeinschaftsarbeit an seinem Lehrstuhl.

Professor Harald Lesch.
Foto: Ulrike Langer | Professor Harald Lesch.
Die ehemaligen Astrophysikstudenten Judith Selig aus Wonfurt und ihr Mann Florian Selig haben mit weiteren Studienkollegen und ihrem Professor für Theoretische Astrophysik am Institut für Astronomie und Astrophysik der Universität München, Harald Lesch, ein Buch mit dem Titel „Die Entdeckung der Gravitationswellen“ herausgegeben.
Foto: Ulrike Langer | Die ehemaligen Astrophysikstudenten Judith Selig aus Wonfurt und ihr Mann Florian Selig haben mit weiteren Studienkollegen und ihrem Professor für Theoretische Astrophysik am Institut für Astronomie und Astrophysik ...
 
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