Viel Schlaf hatte Holger Hiller in der vergangenen Nacht nicht. Dennoch steht er am Mittwochvormittag schon wieder auf dem Betriebsgelände seines Sägewerks in Gemeinfeld. Er möchte das Ereignis auf keinen Fall dramatisieren. Betont sachlich schildert er, was am Vorabend passiert ist, als, wie berichtet, ein Großbrand eine Sägehalle des Betriebs in Schutt und Asche gelegt hat. Nur ansatzweise lässt er sich anmerken, dass das Flammenmeer, dem er und ein Großaufgebot an Feuerwehrleuten wenige Stunden zuvor gegenüberstanden, mehr Spuren hinterlassen hat, als die verkohlten Gerippe der Werkhalle, aus der noch immer kleine Rauchfahnen aufsteigen.
Eigentlich hätte Hiller jetzt Wichtigeres zu tun, als die Fragen eines Journalisten zu beantworten. Zum Beispiel mit der Brandversicherung telefonieren oder den eingeschränkt fortlaufenden Betrieb des Sägewerks zu managen. Dennoch nimmt er sich einige Minuten Zeit, um zu zeigen, was das verheerende Feuer angerichtet hat. Um 4 Uhr erst, sagt er, sei er ins Bett gekommen. Zwischen 5 und 6 Uhr war er schon wieder wach und auf den Beinen. Um zur Ruhe zu kommen, dazu ist es noch zu früh.
„Ich saß gegen 19 Uhr im Büro“, berichtet der Inhaber des Sägewerks den Moment, als er Dienstagabend auf den Rauch aufmerksam wurde, der aus der Sägehalle aufstieg. Diese liegt geschätzte 150 Meter vom Wohnhaus des alten Mühlenanwesens entfernt. In dem Haus befindet sich auch das Büro. Neben dem Rauch sah Hiller Flammen in der Halle. „Da habe ich sofort die Feuerwehr alarmiert.“ Er hat vorher gar nicht erst nachgeschaut.
Das war gut so. Die Integrierte Leitstelle (ILS) in Schweinfurt löste sofort Großalarm aus. 159 Kräfte aus zehn Wehren machten sich auf den Weg nach Gemeinfeld, zu dem am Ortsrand Richtung Marbach liegenden Sägewerk. Als sie kurze Zeit später eintrafen, stand die Sägehalle samt den darin stehenden Maschinen – laut Hiller ein Gatter, eine Nachschnittsäge, ein Doppelsäumer und weiteres Gerät – in Flammen. Die Halle war nicht mehr zu retten. Doch die Einsatzkräfte verhinderten erfolgreich ein weiteres Ausbreiten der Flammen. „Die Feuerwehren haben professionell gearbeitet“, lobt der betroffene Inhaber des Sägewerks am Tag nach dem Brand.
Gemeinsam mit einem Nachbarn, der schnell zur Hilfe geeilt war, hatte er noch vor Eintreffen der Wehren damit begonnen, Holzstapel von der in Brand geratenen Halle wegzufahren, um den Flammen nicht noch zusätzliche Nahrung zu bieten, schildert Hiller. Unabhängig vom Brand ist er gerade dabei, seinen Betrieb umzustrukturieren, um sich künftig auf die Produktion von Paletten zu konzentrieren. Nach Arbeitsplätzen gerechnet beschäftigt er aktuell zweieinhalb Mitarbeiter. Früher gab es in dem Betrieb mehr Beschäftigte. Damals, meint Hiller, hätte ein Großbrand, wie er ihn jetzt verkraften muss, den Betrieb noch stärker getroffen.
Vollbrand in Sägewerk in Gemeinfeld, Gemeinde Burgpreppach. Fast ein Dutzend Wehren im Einsatz.
Posted by Main-Post Haßberge on Dienstag, 14. Juli 2015
Dennoch ist die Schadenshöhe beträchtlich. Auch am Mittwoch gingen Besitzer und Polizei weiter von einer sechsstelligen Summe aus. Näher lässt sich diese noch nicht beziffern. Zur Brandursache hatte das Polizeipräsidium Unterfranken am Tag nach dem Brand noch keine weiteren Erkenntnisse. Weil die betroffene Halle so stark zerstört ist, werden sich die Ermittlungen der Brandermittler der Kripo wohl hinziehen, hieß es beim Polizeipräsidium auf Nachfrage.
Obwohl die Feuerwehren den Großbrand schnell im Griff hatten und der ILS Schweinfurt nach einer Stunde „Feuer aus“ meldeten, zogen sich die Nachlöscharbeiten und die Brandwache bis zum Mittwochmorgen hin. Offizielles Einsatzende war laut ILS um 5.15 Uhr. Glücklicherweise war es am Dienstagabend windstill, so dass die Gefahr durch Funkenflug gering war, hatte Kreisbrandrat Ralf Dressel, der den Einsatz leitete, bereits am Dienstagabend vor Ort berichtet.
Neben den Feuerwehren war auch der Rettungsdienst mit fünf Kräften an der Einsatzstelle sowie ein Fachberater des Technischen Hilfswerks Haßfurt, teilt die ILS mit. Ein Mann erlitt eine leichte Rauchgasvergiftung und wurde vor Ort behandelt.