Nun haben sich also auch Haßfurter Schüler an den Demonstrationen für den Schutz des Klimas beteiligt. „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut“, schrien die Jugendlichen am Freitag auf dem Haßfurter Marktplatz jenen Erwachsenen entgegen, die keinen Bogen um sie herum machen konnten oder wollten. Gut möglich, dass die Jugend auch an diesem Freitag in der Kreisstadt ihre Forderungen an Politik und Gesellschaft stellt.
Wir wollen an dieser Stelle aber gar nicht die „Alten“ vor der Konfrontation mit den „Jungen“ warnen, sondern umgekehrt: Liebe Schülerinnen und Schüler, hütet Euch vor jenen Erwachsenen, die Euch jetzt auf die Schulter klopfen, Euren Protest toll finden, ehe sie in ihre SUVs steigen und zum nächsten Supermarkt fahren, um Erdbeeren aus Argentinien zu kaufen, zum Billigpreis, versteht sich.
Wenn lauter „Aber“ folgen
Und hütet Euch vor den Politiken, die Euch erklären, dass Ihr im Prinzip Recht habt („und danke, dass Ihr Euch engagiert“), diesem Zugeständnis dann aber 99 „Aber“ folgen lassen. Und Eure Forderungen damit klitzeklein und unerfüllbar machen. „Aber Ihr habt ja noch keine realpolitische Erfahrung“, „aber Euch mangelt es an Wissen in Sachen Recht und Wirtschaft“, „aber Euch fehlt der Einblick in globale Zusammenhänge.“
Fakt ist: Wir heutigen Erwachsenen werden die Welt nicht mehr retten, nicht einmal mehr viel besser machen. Wir haben es ziemlich vermiest, das mit dem Schutz von Umwelt, Klima und Natur. Solange wir das nicht zugeben, gibt es auch keinen Grund, uns zu trauen. Man denke nur an das Abschmelzen der Eismassen in der Arktis, die statt großer Besorgnis nur die Gier der Nationen nach Rohstoffen weckt, welche der Eisschwund plötzlich ausbeutbar macht. Und nach neuen Handelsrouten, die das Packeis nach und nach freigibt. Was jucken da schon ein paar Grad Celsius mehr oder weniger, wenn neue Gewinne und Absatzmärkte locken?
Keinen Grund, nicht auf die Straße zu gehen
Letzten Endes ist es nicht damit getan, dass die Jugend Forderungen an die etablierte Politik stellt, die viel zu träge ist, als dass sie Entscheidendes zum Erhalt unserer Lebensgrundlagen beitragen würde. Es wird Zeit für eine neue Politikergeneration, die begriffen hat, worum es geht auf unserem Planeten. Bis dahin gibt es für Schüler keinen Grund, nicht auf die Straße zu gehen – wenn es auch nicht unbedingt während der Unterrichtszeit sein muss.