Würden Sie zustimmen, liebe Leserinnen und Leser, dass 18 Jahre ein kritisches Alter in Bezug auf Alkohol und andere Drogen ist? Weil mit 18 die Volljährigkeit beginnt. Und Mamas und Papas dann nur noch wenig zu melden haben, wenn das „Kind“ Trinkexperimente macht, auf Partys etwa. Mangels Erfahrung gehen diese Experimente bekanntlich ziemlich oft in die Hose. Ein paar Jahre später, nach Berufsausbildung oder Studium und hinzugewonnener Reife, sieht das schon anders aus. Mit Mitte 20 sollte der Mensch über Lebenserfahrungen genug verfügen, um mit Verstand mit Rauschmitteln umzugehen.
Aber mit 18? Eher nicht. Deswegen ist es schon kritisch, wenn eine 18 Lenze junge Frau die neue Weinprinzessin im Abt-Degen-Weintal ist, also oberste Werbeträgerin heimischen Rebensaftes. Anna-Lena Werb mag einen tollen Job machen und selbst höchst vernünftig mit Alkohol umgehen, das stellen wir nicht in Abrede. Trotzdem geht von einer so jungen Werbebotschafterin berauschender Genüsse das Signal an Gleichaltrige aus: Trinkt ruhig, Brüder und Schwestern, alles cool, alles easy. Und das ist schon fragwürdig.
Ohnehin muss man sich wundern, wie leichtfertig für alkoholische Getränke geworben wird, während die Tabakwerbung (zu recht) immer mehr Einschränkungen erfährt oder Menschen, die mit einem Joint erwischt werden, rasch dicken Ärger bekommen. Ja, Wein und Bier sind Kulturgüter, die in vernünftigem Maße konsumiert, Genuss sind. Trotzdem ist und bliebt Alkohol das Suchtproblem Nummer 1 in Deutschland mit Zehntausenden Toten im Jahr. Das darf auch das Abt-Degen-Weintal nicht ignorieren.