zurück
Rentweinsdorf
Rentweinsdorf: Großes Interesse an Informationen zum Bürgerentscheid
Die entscheidenden Fragen für die zwei Bürgerentscheide.
Foto: Günther Geiling | Die entscheidenden Fragen für die zwei Bürgerentscheide.
Günther Geiling
 |  aktualisiert: 20.11.2022 02:32 Uhr

Die Marktgemeinde Rentweinsdorf zählte vor über 10 Jahren zu den ersten Gemeinden im Landkreis, in der eine große Freiflächen-Photovoltaik-Anlage mit 45 Hektar errichtet wurde. Bauanträge für solche PV-Anlagen stehen derzeit nahezu wöchentlich auf der Sitzung von Ratsgremien. In Rentweinsdorf kommt es aber am 4. Dezember zu zwei Bürgerbegehren, mit denen einerseits eine Flächenbegrenzung aufgehoben werden und zum anderen der Wunsch nach einer weiteren großen PV-Fläche von rund 42 Hektar in Erfüllung gehen soll. In einer Bürgerinformationsversammlung wurden die unterschiedlichen Meinungen dazu noch einmal deutlich und sichtbar, aber durchaus sachlich erörtert.

Das Thema schwelt schon seit nahezu zwei Jahren und der Marktgemeinderat setzte mit seinem Beschluss vom August 2021 eine Zäsur, dass er die Fläche für PV-Freiflächenanlagen auf höchstens 5,7% der Gemeindefläche begrenzen wolle. Diese Fläche wäre dann mit ca. 60 Hektar erreicht. Für das "Großprojekt von Rotenhan" in Hebendorf waren damit schon rund 45 Hektar aufgebraucht. In den letzten Monaten wurden aber noch weitere Projekte in die Waagschale geworfen.

Diese weiteren Projekte unter Federführung von Maximilian von Rotenhan auf der "Hasenleite" zwischen Salmsdorf und Rentweinsdorf mit 42 Hektar, die "Sonnenfarm Renate" mit 9,54 Hektar in Salmsdorf sowie der "Kutschenberg" mit 4 Hektar in Treinfeld überschreiten aber mit dem schon bestehenden Projekt in Hebendorf mit insgesamt rund 100 Hektar die gesetzte Grenze aus dem Marktgemeinderat mit 60 Hektar bei weitem. Was also tun?

Bürgermeister Steffen Kropp hatte deswegen in den Ortsteilen zu Bürger-Informationsveranstaltungen eingeladen. Dabei gab es unterschiedliche Meinungen, die aber meist sehr sachlich gegeneinander abgewogen wurden. Es gab zahlreiche Befürworter solcher PV-Anlagen, denen meist nur die Gegenargumente von Landwirten gegenüberstanden, dass immer mehr landwirtschaftliche Flächen aus der Nahrungsmittelproduktion herausgenommen würden.

"Es hat bei mir zwar viele Körner gekostet, hat aber im Rückblick viel Spaß gemacht, dass alles so ruhig ablief."
Steffen Kropp, Bürgermeister

Auch im Marktgemeinderat waren in den Sitzungen mit diesem Thema die unterschiedlichen Meinungen zu spüren und es stellte sich die Frage, wie man mit dem Thema umgehen sollte. Um allen Wünschen gerecht zu werden, hätte das Ratsgremium damit seinen Beschluss zur Flächenbegrenzung rückgängig machen oder die weiteren Projekte teilweise stoppen müssen.

Dem kam nun die Bürgerinitiative "Rückenwind" zuvor oder nahm dem Ratsgremium diese Entscheidung vom Tisch, indem sie mit ihren 361 Unterschriften für ein Bürgerbegehren die Voraussetzung dafür schaffte, dass nun am 4.Dezember zwei Fragen in einen "Bürgerentscheid". einmünden und die Bürger die entscheidenden Weichen für ihre Gemeinde stellen können.

Keine leichte Entscheidung und deswegen wollte Bürgermeister Steffen Kropp es nicht versäumen, die Bürger vor diesem Entscheid noch einmal mit ausführlichen Informationen zu versorgen. Die Bürger nahm dieses Angebot gerne an und rund 150 Teilnehmer hatten sich dazu im Marktsaal eingefunden. Einige Tage vor dieser Veranstaltung flatterte den Bürgern aber auch noch ein Flyer in den Briefkasten, auf dem von acht Gemeinderäten aus den verschiedenen Fraktionen die Namen standen.

In diesem Flyer sprachen sie sich für den Erhalt der Landschaft aus, denn die für die "Hasenleite" vorgesehene Fläche von 43 Hektar könne statistisch 6 000 Menschen jährlich ernähren. Daraus erwuchs ihre Frage "Was ist Ihnen wichtiger – Nahrungsquelle oder Energiequelle?" Sie bezweifelten auch die Vorteile mit einer höheren Gewerbesteuer, die Alfred Neugebauer ansprach und wiesen darauf hin, dass die geplante PV-Anlage den Stromtarif in Rentweinsdorf nicht reduziere.

Bürgermeister Steffen Kropp hatte sich auf diese Argumente bestens vorbereitet und ging auf die Auflistungen der negativen wie auch positiven Argumente mit seinem eigenen Faktencheck ein. Dass das Landschaftsbild durch die PV-Anlage verändert werde, sei natürlich klar, aber die Fläche sei nur teilweise einsehbar und von bebauten Grundstücken in Rentweinsdorf sei die Anlage nicht zu erkennen. Außerdem würden bauliche Anlagen um die PV-Fläche den Eingriff ins Landschaftsbild erträglich gestalten.

Dem Argument, dass die PV-Fläche den Landwirten die Fläche wegnehme, sah er nicht gegeben. Dabei verwies er auch auf die Herausnahme von Flächen durch Stilllegungen aus der Nahrungsmittel- und Futtermittelproduktion. Jürgen Eller sah von seiner Seite keine Alternative zu regenerativen Energiequellen. Auch die Forderung und Alternative von PV-Anlagen auf den Dächern bewertete Bürgermeister Kropp mit dem Hinweis, dass Anlagen auf dem Dach teurer wären und PV-Strom vom Dach höhere Kosten verursache. Eine Kombinationslösung wäre sicherlich die anzustrebende Lösung.

Dass man bei einer steigenden Gewerbesteuer weniger Schlüsselzuweisungen bekomme, wollte er nicht weiter entkräften, "aber auch wenn die Schlüsselzuweisungen sinken, steigen die Gesamteinnahmen und wir sind unabhängiger von staatlichen Geldern." Dies unterstrich er mit den neuesten Zahlen von der großen PV-Anlage in Hebendorf, "wo die Gemeinde im Jahr 2022 mit knapp 200 000 Euro an Gewerbesteuern profitierte". Außerdem sei die Gemeinde mit 0,2 Cent pro Kilowattstunden am Betrieb beteiligt, was noch einmal 80 000 Euro ausmache.

Bürgermeister Steffen Kropp war sichtlich erfreut über den ruhigen und sachlichen Informationsaustausch. "Es hat bei mir zwar viele Körner gekostet, hat aber im Rückblick viel Spaß gemacht, dass alles so ruhig ablief." Es wäre nun die "Hausaufgabe für die Bürger" mit der Beantwortung der Fragen in beide Richtungen: "Was wird sein, wenn eine solche Anlage kommt? Was wird sein, wenn sie nicht kommt?"

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Rentweinsdorf
Günther Geiling
Alfred Neugebauer
Bauanträge
Bürgerbegehren
Bürgerinitiativen
Meinung
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top