Es war ein Fest für den Frieden. Beim 150. Jahrtag des Bruderkriegs zwischen dem Deutschen Bund und dem Königreich Preußen in Nüdlingen (Lkr. Bad Kissingen) waren beim Großen Zapfenstreich auch der Hofheimer Spielmannszug und die Bürgerwehr Königsberg von der Partie.
Beim Empfang der Gemeinde in der Schlossberghalle dankte Nüdlingens Bürgermeister Harald Hofmann den Mitgliedern des „Arbeitskreises 1866“ unter dem Vorsitz des stellvertretenden Bürgermeisters Edgar Thomas: „Es ist großartig, was ihr geleistet habt.“ Insbesondere lobte er den militärischen Fachberater, Oberstleutnant a.D. Jürgen Bereiter.
„Dies ist kein alltägliches Fest. Es ist ein kulturhistorisches Ereignis“, sagte Staatssekretär Gerhard Eck, der Schirmherr der Veranstaltung. Die Bilanz der Region infolge des Bruderkrieges nannte er „verheerend“. Der 10. Juli 1866 sei „ein Tag des Schreckens“ gewesen. Doch wenige Jahre später seien aus ehemaligen Feinden Verbündete geworden und das Deutsche Kaiserreich unter Führung Preußens entstanden.
Für Geschichte sensibilisieren
Der 150. Jahrestag solle sensibilisieren, wie es zum Blutvergießen kommen konnte und auch den Weg zur Versöhnung aufzeigen. Auf das aktuelle Ereignis des Brexits eingehend, meinte Gerhard Eck, nach 70 Jahren ohne Krieg lebe man heute in einer freien, offenen Welt. Den Menschen, die auf der Flucht vor Krieg und Gewalt seien, sollte das „gemeinsame Haus Europa“ Hilfe leisten.
In einem Rückblick auf die Geschichte sagte Oberstleutnant a.D. Jürgen Bereiter, die Werte Einigkeit und Recht und Freiheit seien erstritten worden. Man erinnere daran, dass die Welt, in der wir leben, das Resultat des Wirkens der vor uns lebenden Generationen sei.
Nach dem Sieg der Preußen bei Königgrätz am 3. Juli 1866 sei nach dem Friedensschluss der Norddeutsche Bund entstanden. Preußen habe die Gemeinschaft mit Bayern gesucht, und 1871 sei nach dem Sieg über Frankreich das Deutsche Kaiserreich entstanden.
Als geschichtlich bedeutend nannte Landrat Thomas Bold die Tatsache, dass der „Eiserne Kanzler“ bei vielen Kuraufenthalten in Kissingen geweilt habe. Viel Lob zollte Thomas Bold den Leistungen der Gemeinde Nüdlingen und der gesamten Dorfgemeinschaft für ihr Engagement. Lobende Worte gab es auch für die herausragende musikalische Umrahmung der Veranstaltung. Die Nüdlinger Musikanten spielten den „Yorck'scher Marsch“, den „Florentiner Marsch“ und den „Reitermarsch des Großen Kurfürsten“.
Mit mehr als 2000 Zuschauern war das Interesse der Bevölkerung am Großen Zapfenstreich am Abend sehr groß. Eine Flaggenparade läutete den musikalischen Höhepunkt ein. Jürgen Bereiter gab den Befehl für den Trommelwirbel als Startsignal. Teilnehmer des Großen Zapfenstreichs waren der Fanfaren- und Spielmannszug Hofheim unter der Leitung von Rainer Stark, das Jugendmusikkorps Bad Kissingen unter der Leitung von Bernd Hammer, die Ehrenformation der Freiwilligen Feuerwehr Nüdlingen, geleitet von Alexander Frey, sowie die Bürgerwehr aus Königsberg.
Die Zuschauer verfolgten die exakte Abfolge der feierlichen militärischen Zeremonie, hörten die traditionellen Militärmärsche und die Kommandos von Jürgen Bereiter. Zum Erlebnis des Abends gehörte auch die Betrachtung des Abendhimmels mit seinen Wolken in wechselnden Farbtönungen.
