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LANDKREIS HASSBERGE
Großer Schritt für den Regionalplan
Rudolf Handwerker führte als Verbandsvorsitzender zusammen mit Stefanie Mattern von der Bezirksregierung durch die Sitzung.
Foto: HT-Erhard | Rudolf Handwerker führte als Verbandsvorsitzender zusammen mit Stefanie Mattern von der Bezirksregierung durch die Sitzung.
Von unserem Redaktionsmitglied Markus Erhard
 |  aktualisiert: 15.12.2020 15:29 Uhr

Die Windkraftkarte des Regionalen Planungsverbands Main-Rhön ist wahrlich keine einfache Geburt. Doch angesichts der Beschlüsse, die die 19 anwesenden Mitglieder des Planungsausschusses am Mittwoch durchwegs einstimmig fassten, zeigte sich Vorsitzender Rudolf Handwerker zuversichtlich, dass Mitte April 2014 ein endgültiger Beschluss gefasst werden kann. Noch dieses Jahr soll das dritte Anhörungsverfahren beginnen, das sechs Wochen dauern soll. „Wir sind heute einen entscheidenden Schritt vorangekommen“, sagte der Landrat nach der Sitzung.

Diese verlief in der Fritz-Zeilein-Halle in Gochsheim sachlich und ruhig. Was nicht unbedingt zu erwarten war nach Demonstrationen von Windkraftgegnern, langen Diskussionen und vielen Änderungswünschen der Verbandsräte, die bisher die Zusammenkünfte zum Thema Windkraftnutzung in der Region Main-Rhön dominiert hatten. „Berge von Ordnern“ mit Einwendungen gegen Vorrang- und Vorbehaltsgebiete zur Windkraftnutzung (WK) waren bei der zweiten Anhörung zusammengekommen. Insbesondere mit Aspekten des Arten- und Naturschutzes, der Flugsicherung, mit Belangen des Denkmalschutzes und der Wasserwirtschaft sowie mit dem vermehrten Widerstand der Bevölkerung und einzelner Kommunen gegen konkrete Projekte mussten sich Stefanie Mattern und Eduard Obermeier von der Regierung von Unterfranken bei der Erstellung des neuen Entwurfs beschäftigen. Die Erfassung und Überprüfung der Einwendungen habe dazu geführt, dass von der Beschlussfassung nach der ersten Anhörung bis heute 15 Monate ins Land gezogen sind.

36 Vorranggebiete mit insgesamt 3913 Hektar und 48 Vorbehaltsgebiete mit 5225 Hektar waren nach der ersten Anhörung übrig geblieben. Nachdem die Einwendungen aus dem zweiten Anhörungsverfahren eingearbeitet waren, lag jetzt ein Entwurf mit 23 Vorranggebieten (2417 ha) und 41 Vorbehaltsgebieten (4379 ha) zur Abstimmung vor. Insgesamt seien das 1,75 Prozent der Gesamtfläche der Region, bestehend aus der kreisfreien Stadt Schweinfurt sowie den Landkreisen Schweinfurt, Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und Haßberge, sagte Handwerker. Rechtliche Grundlagen und die Rechtsprechung hätten sich in den vergangenen 15 Monaten geändert. Zudem gebe es mit der Gesamtfortschreibung des Landesentwicklungsprogramms neue Grundsätze und Ziele im Regionalplan. Wie Handwerker betonte, führten diese Anpassungen allerdings nicht zu wesentlichen Änderungen der bisher für die Windkraftnutzung ausgewiesenen Flächen. Für die Unterschiede – also Streichungen, Verschiebungen oder Größenänderungen von einzelnen Vorbehalts- und Vorranggebieten – zwischen dem aktuellen und dem vorhergehenden Entwurf der Windkraftkarte sei vielmehr die während des zweiten Anhörungsverfahrens vorgebrachte Kritik relevant. Als Beispiele nannte der Vorsitzende aktuelle Nachweise von Brutplätzen, Einzelbewertungen der Wasserwirtschaft oder veränderte Infrastruktur.

Bezüglich des Landkreises Haßberge hatte es zum WK 88 umfangreiche Einwendungen gegeben. Nach deren Auswertung votierte der Planungsausschuss einstimmig für eine Verkleinerung des Vorbehaltsgebiets westlich von Kleinmünster. Der erst kürzlich entdeckte Horst eines Uhus brachte eine Reduktion im nordöstlichen Teil. Zur Vermeidung einer „umzingelnden“ Wirkung von Kleinmünster schrumpft das Gebiet im Norden. Geringfügig reduziert wird das WK 88 darüber hinaus im Südwesten, um einen Abstand von 200 Metern zu einem benachbarten FFH-Naturschutzgebiet einzuhalten.

Zum Vorranggebiet aufgestuft wurde das WK 87 nördlich von Humprechtshausen, wobei das Biotop „Laubgehölz im Urlesbachtal“ im Süden ausgespart wird. Seine Form geändert hat das WK 89 zwischen Rügheim und Holzhausen durch Zusammenlegung mit dem WK 90. Dieses wurde zur Einhaltung eines Abstands von 500 Metern zu Zinkenmühle, Riedmühle und Mittelmühle fast komplett gestrichen. Zur Einhaltung eines Mindestabstands zum Weiler „Bayerhof“ geringfügig verkleinert präsentiert sich auf der aktuellen Karte das WK 52 bei Gädheim. Wie bereits berichtet, entstehen dort derzeit schon drei Windkraftanlagen.

Ein wenig vergrößert wird das WK 41 westlich von Dampfach aufgrund von neuen Bestimmungen, die den erforderlichen Abstand von Windrädern zu Hochspannungsleitungen verringern. Zum Vorbehaltsgebiet herabgestuft wird aus Gründen des Natur- und Artenschutzes das WK 49 südlich von Stöckach. Das WK 47 bei Bundorf verschwindet aus dem gleichen Grund ganz und gar von der Karte.

Ebenfalls dem Rotstift zum Opfer fallen die Vorbehaltsgebiete WK 91 nördlich von Haßfurt und WK 92 in der Gemeinde Theres. Die Aufwertung des Haßfurter Flugplatzes zum Luftraum F bringt nämlich einen größeren Bauschutzbereich mit sich, der diese Gebiete mit einschließt.

Begriffsklärung

Vorranggebiete: Gebiete, in denen der Errichtung von Windkraftanlagen Vorrang gegenüber anderen Nutzungsansprüchen zukommt.

Vorbehaltsgebiete: Gebiete, in denen der Windkraft bei der Abwägung mit konkurrierenden Nutzungen besonderes Gewicht beizumessen ist.

Das umstrittene Vorbehaltsgebiet WK 88 bei Kleinmünster ist geschrumpft. Die rote Schraffur zeigt die aktuelle Größe, die blaue Linie die ursprünglichen Ausmaße.
| Das umstrittene Vorbehaltsgebiet WK 88 bei Kleinmünster ist geschrumpft. Die rote Schraffur zeigt die aktuelle Größe, die blaue Linie die ursprünglichen Ausmaße.
Während der Planungsverband in Gochsheim noch abstimmt, wird im WK 52 „Bayerhof“ bereits gebaut: Drei Windkraftanlagen entstehen derzeit auf der Anhöhe zwischen Gädheim und der B 303, in Sichtweite zum Kernkraftwerk Grafenrheinfeld (links im Hintergrund).
Foto: HT-Erhard | Während der Planungsverband in Gochsheim noch abstimmt, wird im WK 52 „Bayerhof“ bereits gebaut: Drei Windkraftanlagen entstehen derzeit auf der Anhöhe zwischen Gädheim und der B 303, in Sichtweite zum ...
 
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