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ERMERSHAUSEN
Grenzerfahrungen im Ermershäuser Wald
Über 30 Bürger aus Ermershausen nahmen an der Flurbegehung teil. Bürgermeister Günter Pfeiffer (links) begrüßte die Teilnehmer vor dem Rathaus. Eifrige Zuhörer waren (weiter von links) Altbürgermeister Werner Döhler mit Gattin Gerlinde, Revierförster Wolfgang Meiners, HBV-Vorsitzender Otto Zierlein sowie die Siebener Helmut Dressel und Gerhard Pfeiffer.
Foto: Gerhard SChmidt | Über 30 Bürger aus Ermershausen nahmen an der Flurbegehung teil. Bürgermeister Günter Pfeiffer (links) begrüßte die Teilnehmer vor dem Rathaus.
Von unserem Mitarbeiter Gerhard Schmidt
 |  aktualisiert: 15.12.2020 15:20 Uhr

Grenzen waren für die Gemeinde Ermershausen von seiner Lage her schon immer sehr wichtig. Heute legen sie das Gemeindegebiet zur Marktgemeinde Maroldsweisach, dem Staatswald, zur Gemeinde Sulzdorf, Gemeinde Hellingen und somit zu den Landkreisen Rhön-Grabfeld, und Hildburghausen und dem Land Thüringen fest. Wie interessant diese Flurgrenzen sind, erfuhren jetzt die Wanderer, weil die Feldgeschworenen Gerhard Pfeiffer und Helmut Dressel die Trassen für die erste Grenzwanderung am Samstag frei und passierbar machten.

Die Grenzwanderung wurde von der Gemeinde und dem Haßbergverein organisiert. Mancher Grenzstein war schon „verschwunden“ und musste wieder hergerichtet werden. Die Grenzwanderung begann am Rathaus und führte von dort zum Staatswald Richtung Allertshausen. Kaum im Wald am Kleppersberg unterwegs, stieß die Gruppe auf die Landesgrenze zu Thüringen, den ehemaligen „Eisernen Vorhang“, der noch vor 25 Jahren zur Todesfalle werden konnte. Dort folgte die Wanderschar dem ehemaligen Grenzerpfad, einem an der Landesgrenze entlangführenden Waldpfad, der mittlerweile zugewachsen war. Diesen Naturweg nutzen während des Kalten Kriegs die Grenzer und Zöllner bei der Patrouille. Viele Grenzsteine mit den Zeichen des Königreichs Bayern und des Herzogtums Meiningen sowie Jahreszahlen begegneten den Teilnehmern. Einer der ältesten Grenzsteine am Geißschlag dürfte aus dem Jahr 1731 stammen. Diesen entdeckte in den 1970er Jahren eine Wandergruppe von FAG Ebern wieder, die damals mit Polizist und Kreisheimatpfleger Reinhold Albert die Grenze von Zimmerau aus bis Dürrenried abwanderte.

Auf dieser Strecke kann man an der Weinstraße Richtung Schwanhausen auch einen alten Jagdstein und einen Poststein entdecken. Dass der Mauerfall schon 26 Jahre her ist, wird an der ehemaligen Grenze an vielen Stellen deutlich. Denn der Blick nach Thüringen – zum Beispiel zur Heldburg – ist mittlerweile meist durch neu gewachsene Bäume versperrt.

Viele ältere Einwohner erinnern sich heute noch an die Nachkriegszeit, als die „Grüne Grenze“ bestand und man wie heute ohne großes Aufsehen nach Thüringen und umgekehrt wechseln konnte. Erst durch den Aufbau des Grenzzaunes war ein Überwinden der Grenze lebensgefährlich. Nach dem Krieg hatte ein Landwirt aus Ermershausen, der Holz von der thüringer Seite holen wollte, noch Glück, dass er nur von den DDR-Grenzpolizisten (Vopo) festgenommen wurde und ein paar Tage später wieder in sein Heimatdorf zurück durfte.

Schwerer wurde die Flucht eines Vopos am 1. Mai 1986, der seinen Kameraden niederschoss und über den Grenzzaun flüchtete. Viel Neues bekamen die Teilnehmer mit, denn auch Revierförster Wolfgang Meiners begleitete die Grenzwanderung und klärte über den Gemeindewald und so manche Geschichte auf. Die sechs Kilometer lange Grenzwanderung war die erste von vier. Drei weitere sollen folgen, um Ermershausen mit seinen 18 Kilometern an Gemeindegrenzen ganz zu umrunden. Die Bewirtung hatte die Jugendfeuerwehr Ermershausen übernommen.

Dieser Jagdstein und dahinter ein Poststein markieren schon seit Jahrhunderten die Grenze zu Thüringen.
Foto: Gerhard Schmidt | Dieser Jagdstein und dahinter ein Poststein markieren schon seit Jahrhunderten die Grenze zu Thüringen.
Diese „Grenzsteine“ trennten bis 1990 die Bundesrepublik Deutschland und DDR.
Foto: Gerhard Schmidt | Diese „Grenzsteine“ trennten bis 1990 die Bundesrepublik Deutschland und DDR.
 
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