
Es war ein Palmsonntag, als Annemarie Zaschka, geborene Mendel, das Licht der Welt erblickte. Und nun, 95 Jahre später, war es wieder ein Palmsonntag, der den äußeren Rahmen für ihren Geburtstag bildete. "Da hat alles gepasst," meinte dazu die Jubilarin. Fünf Geschwister hatte Annemarie schon, als sie in Waigolshausen im Bahnhaus geboren wurde. Drei Jahre später siedelte die Familie nach Haßfurt und erwarb ein eigenes Haus nahe dem dem Fröschturm. "Da bleiben wir" bestimmte die Mutter. Es war ein guter Standort, denn der Vater stammte aus Knetzgau und seine Frau aus Ebelsbach.
Annemarie war vierzehn Jahre alt, als sie im Rahmen eines Pflichtjahres zur Feldarbeit abkommandiert wurde. Für die Heranwachsende eine schwere Zeit, berichtet sie rückblickend. 1951 stand sie vor dem Traualtar, neben Ernst Zaschka. Kriegsheimkehrer aus dem Sudentenland. Sie bauten, gemeinsam mit seiner Schwester, ein Haus in der Rückertstraße, und 1954 kam Sohn Günter zur Welt. Annemarie wurde Großmutter von einem Jungen und einem Mädchen, und ist mitterweile stolze Urgroßmutter der zweier Teenagerinnen. "Stolze Mädli!"
Vieles in ihrem Leben drehte sich um die Jagd. Ihr Mann war begeisterter Jäger, der Sohn ist es und auch ihr Enkelsohn trat in die familiären Fußstapfen. Bis zu 200 Rebhühner jährlich, weiterhin Fasanen, Hasen und Rehe fanden Eingang in ihr Haus, was die Familie nicht zum Eigenbedarf benötigte, wurde verkauft.
Gemeinsam züchteten sie und ihr Ernst Jagdhunde der Rasse Drahthaar, was ihnen viel Freude, feste Freundschaften und erlebnisreiche Reisen bescherte. Bis nach Italien wurden die Jungen gebracht, und wenn es sich ergab, statteten sie den Zöglingen einen Besuch ab.
Ihre berufliche Erfüllung fand das Ehepaar in der Schuhfabrik Waldi. Ein enges freundschaftliches Verhältnis hatten sie zu dem Eigentümer Walter Tron, er war als Fahrer angestellt und sie "hat geholfen, wo Not am Mann war". Mehrere Jahre lang leitete sie die betriebseigene Kantine.
1996 ist ihr Mann gestorben, auch alle Geschwister mußte sie zu Grabe tragen. "Das tut weh." Und doch macht sie einen zufriedenen Eindruck. Sie wohnt alleine in ihrer Wohnung, wird jedoch wohl behütet: "Irene ist die große Köchin, sie kocht gut und backt gut. Da muß man loben." Die Angesprochene saß in der Runde, sichtlich zufrieden mit dieser Beurteilung.
Ihre Familie kümmert sich liebevoll um ihr Wohl, den Tag verbringt sie, geistig rege, mit dem Studium der Tageszeitung, Kochrezepten und vielem mehr. Mit der stellvertetenden Landrätin Birgit Bayer unterhielt sie sich blendend über die Jagd, mit dem Bürgermeister Günter Werner schwelgte sie in Erinnerungen. Den Gratulanten verriet sie dann auch ihr Rezept zum alt werden: "man muss viel schaff"

