Hans Lyer gebrauchte den von ihm geprägten Ausdruck "Lüpertzianum" gern, um einen ersten Eindruck abzuwehren. Der ehemalige Pfarrer der Gemeinde von St. Elisabeth im Sand hatte zwar als einer der Motoren des Initiativkreises "Markus-Lüpertz-Fenster" tat- und wortgewaltig für dieses Projekt gearbeitet. Aber einen reinen "Lüpertz-Tempel" wollten Lyer und mit ihm viele andere Gemeindemitglieder nun doch nicht. Auch wenn die acht Glasfenster und die an der Außenwand der Elisabethenkirche stehende Plastik "Apoll" die unübersehbare Handschrift des renommierten Künstlers tragen: Die kleine gotische Kirche soll ein Gotteshaus sein und bleiben, ein Ort für Gebet und Gottesdienst.
Das sagt selbst Bambergs Kulturreferentin Ulrike Siebenhaar: "Man sollte nicht vergessen, dass es sich bei Sankt Elisabeth um eine Kirche und nicht um ein Museum handelt." Zudem sei der Zugang niedrigschwellig und kostenlos. Auch in den Dom würden mehr Menschen gehen als in alle Museen auf dem Domberg zusammen, so Siebenhaar.
Resonanz der Besucher fast durch die Bank positiv und begeistert
Die Besucherbilanz der Elisabethkirche ein Jahr nach der offiziellen Übergabe der Glasfenster am 25. Juni 2022 ist beeindruckend: Die Aufsichten zählten bis Ende Juni 60.619 Kunstinteressierte aus aller Welt, die in die Elisabethenkirche strömten. Nicht gezählt sind die vielen Personen, die vor der Öffnung des Gitters im April 2023 durch diese Barriere einen Blick auf die Fenster warfen.
Die Resonanz des internationalen Publikums sei fast durch die Bank positiv und begeistert, resümiert Christiana Wendenburg von der Museums-Service GmbH. Die Domberg-Koordinatorin organisiert auch das Aufsichtspersonal für die in städtischem Besitz befindliche St.-Elisabeth-Kirche und teilt es ein. Natürlich gebe es auch Besucher, die offen sagen, dass "sie mit moderner Kunst nichts anfangen können", weiß Wendenburg. Doch die weitaus meisten würden sich viel Zeit nehmen, um die Glaskunst näher zu betrachten. Auch bei den Stadtführungen für Touristen ist die Kirche im Sand inzwischen ein Höhepunkt.
Die Idee vom Triptychon für die Kirche ist für Lüpertz noch nicht vom Tisch
Die positive Besucherresonanz freut natürlich auch Markus Lüpertz. Es mache ihn "stolz und glücklich, dass meine Arbeiten so gut angenommen werden", sagt er auf Anfrage dieser Zeitung. Er macht deutlich, dass für ihn das Thema Triptychon für die Elisabethenkirche "noch nicht vom Tisch ist, ich würde es gerne realisieren, wenn man mich denn ließe".
Tatsächlich hatte Lüpertz von Anfang an die Idee eines dreigeteilten Andachtsbildes für den Kirchenraum – als Geschenk an Bamberg. Mit einem solchen wäre das "Lüpertzianum" komplett: Die Elisabeth-Kirche würde dann alle drei Kunstrichtungen des 82-Jährigen vereint – Skulptur, Glasfenster, Gemälde. Das findet sich bisher an keinem Ort der Welt. Es stelle sich aber die Frage, ob eine solche Präsentation "überhaupt im Interesse der Gottesdienstgemeinde ist", überlegt Mitglied Christoph Gatz, der maßgeblich an der Realisierung des Fensterprojektes gewirkt hatte, laut. Denn eine "noch höhere Publizität, als es bereits jetzt der Fall ist, muss wohl nicht unbedingt angestrebt werden", meint er.
Erster Schritt wäre die Diskussion über die Inhalte der Darstellung
Bevor überhaupt die Idee eines Wandgemäldes weiter verfolgt werde, "müsste als erster Schritt die künstlerische Idee bekannt sein und über die Inhalte diskutiert werden", betont Gatz. Zumal der relativ kleine Kirchenraum durch die acht großformatigen Fenster bereits eine raumfüllende Prägung erhalten habe. Schwieriger sei die Frage zu beantworten, ob und wie gegebenenfalls das dargestellte Programm der Fenster mit den Szenen aus dem Leben der heiligen Elisabeth und den Werken der Barmherzigkeit thematisch ergänzt werden könne.
Wesentliche Voraussetzung für grundsätzliche Überlegungen sei natürlich das Gespräch mit Markus Lüpertz, ergänzt Gemeindemitglied Georg Beirer, Inspirator des theologischen Programms der Fenster. Er könne sich gut daran erinnern, dass der Künstler im Blick auf ein Triptychon ausdrücklich von einem "Geschenk an die Gottesdienstgemeinde" und nicht an die Kommune Bamberg gesprochen hatte. Es sei die Absicht des tiefgläubigen Katholiken Lüpertz, sein Gemälde wieder zu entfernen, wenn in St. Elisabeth keine Gottesdienste mehr gefeiert werden könnten.