Zahlreiche Gäste bevölkerten am Wochenende das Friesenhäuser Schloss und am Samstag zum Festgottesdienst die evangelische Kirche in Friesenhausen. Gudula und Johann-Friedrich von Eichborn gaben sich vor 50 Jahren das Ja-Wort und feierten nun im Kreise von Familie, Freunden und Bekannten ihre Goldene Hochzeit.
Die Kindheit beider Jubilare war geprägt von den Wirren des Krieges. Geboren wurde Gudula von Savigny im Kriegsjahr 1944 im früheren Oberschlesien. Ihren Vater lernte sie nie kennen – er fiel im Krieg. Nach ihrer Vertreibung 1947 kam die Familie in Detmold unter, wo Gudula von Savigny die Schule besuchte und das Abitur machte.
Auch Johann-Friedrich von Eichborn, Jahrgang 1941, musste im Alter von drei Jahren seine Heimatstadt Breslau verlassen. Zusammen mit seinem Bruder kam er im Sommer 1944 zu Verwandten nach Heldritt. Ein halbes Jahr später gelang es seiner Mutter, mit den beiden älteren Kindern und der Großmutter, zu folgen. Nach einer dreijährigen Zwischenstation in Stuttgart, zog die Familie 1951 schließlich nach Nürnberg. Dort eröffnete das Breslauer Traditionsbankhaus Eichborn & Co. neu und Vater Wolfgang von Eichborn stieg in das Familienunternehmen ein.
Kennengelernt hat Johann-Friedrich von Eichborn seine künftige Frau 1963 in München. Er studierte bereits im vierten Semester Jura, sie hatte gerade ihr Studium in Kunstgeschichte, Archäologie und Germanistik begonnen. Beide Musikliebhaber, ergatterten sie Karten für die h-Moll-Messe von Bach, dirigiert von Karl Richter. „Mit einer Tonbandaufnahme und der Taschenpartitur bereiteten wir uns in einer Gruppe auf das Konzert vor“, erinnert sich das Jubelpaar.
Am 6. April 1968 läuteten in der Kirche St. Marien in Detmold die Hochzeitsglocken. „Wir führten eine Studentenehe ohne gesicherte Berufsperspektive.“ Noch vor der Geburt ihres ersten Sohnes im Oktober 1969 schloss Gudula von Eichborn ihre Magisterarbeit in Germanistik und Anglistik ab. Ihr Ehemann arbeitete derweil an seiner Dissertation, auf die er sich während seines Referendariats im Deutschen Bundestag in Bonn vorbereitet hatte.
Mit einem klappbaren Laufstall auf dem VW-Dach wagte sich die junge Familie nach London – Johann-Friedrich von Eichborn wollte Englisch lernen. „Wir fanden zunächst keine Wohnung und mussten unseren Sohn Stanislaus heimlich ins Hostel schmuggeln“, erinnert sich Gudula von Eichborn an die abenteuerliche Zeit in England.
Zurück in Deutschland, fand von Eichborn als Jurist mit Prädikatsexamen bei einer Pharmafirma in Ulm eine Anstellung, wo er schließlich zum Geschäftsführer des Gen-Forschungsbereiches avancierte. Ab 1972 bot ein renovierungsbedürftiges Bauernhaus in Laupheim der wachsenden Kinderschar Platz – neben Sohn Stanislaus erfüllten Konstantin, Melanie, Elisabeth und Christine das Haus mit Leben.
„Wir lebten auf einer Baustelle“, schildern die von Eichborns die Anfänge. Neben dem eigenen Haus galt es künftig auch noch, ein Schloss zu renovieren. Im Jahr 1973 kaufte Vater Wolfgang von Eichborn das Schloss in Friesenhausen. Viel Arbeit, wenig Geld – da war Eigenleistung gefragt. „Das war eine wilde Zeit“, blickt das Jubelpaar auf die häufigen Arbeitseinsätze in Friesenhausen zurück. 1989 zogen Johann-Friedrich und Gudula von Eichborn mit ihren fünf Kindern in das Schloss ein.
„Familie“ wird bei den von Eichborns seit jeher groß geschrieben. Die Freude über ihre 15 Enkelkinder ist groß. Seit 2013 erfüllen Tochter Melanie mit ihrem Mann Ferdinand Freiherr Truchseß von Wetzhausen und ihren fünf Kinder das historische Gemäuer mit Leben. „Der Glaube und die Kirche sind die Basis für unsere Ehe und unsere Familie“, sagt Gudula von Eichborn.
Doch nicht nur Familienbande, auch die Leidenschaft für Kunst, Theater und Musik verbindet das Jubelpaar seit über fünf Jahrzehnten. Gemeinsam haben sie Kunstführer über die Johanniterburg Kühndorf, die sie 1991 erwarben, und über den Ort Friesenhausen und sein Schloss verfasst. „Und wir haben einen gemeinsamen Sammeltick“, lachen beide. „Es gibt nichts, was wir nicht sammeln“. Davon spricht die prachtvolle Einrichtung der Schlossräume Bände. Viele der alten Möbel und Instrumente haben sie selbst restauriert.
Auch der große Schlosspark will gepflegt sein. Für die Rosen und die Beete ist Gudula von Eichborn zuständig, für Sträucher und Bäume ihr Mann. „Die Arbeit hält uns jung.“ Morgens überlege er, was alles zu tun sei und abends blicke er auf die getane Arbeit zurück, beschreibt Johann-Friedrich von Eichborn seinen Tag. „Unser Leben ist nicht unendlich. Die Zeit ist viel zu schade, um sie mit sinnlosen Dingen zu verschrotten.“