Für Wind und Wetter der nächsten Jahrzehnte gerüstet ist die Spitze des Kirchturms der Stadtpfarrkirche in Eltmann. Die Bürger können den Unterschied zu vorher deutlich sehen. Hahn und Turmkugel strahlen in neuem Glanz.
Strahlen können auch die Zimmerer und Spengler, die ihre Arbeit in luftiger Höhe bei blauem Himmel und Sonnenschein ausführen. Tief unter ihnen bleiben immer wieder Passanten stehen und beobachten das nicht alltägliche Geschehen an der Kirchturmspitze.
Vor der Stadtpfarrkirche steht ein gelber Autokran, dessen Ausleger bis in eine Höhe von 64 Meter reicht. Er ist notwendig für die Arbeiten auf der höchsten Baustelle von Eltmann. Denn der Kirchturm ist 54 Meter hoch. Dass dort oben Turmkugel, Kreuz und Wetterhahn fehlten, hatten viele Eltmanner wahrscheinlich gar nicht mitbekommen. Sie waren abgenommen worden, weil man vom Rathaus bei Wind und Sturm ein Schwanken der Turmspitze beobachtet hatte.
Kaiserstiel war sanierungsbedürftig
Wie sich herausstellte, war der obere Teil des so genannten Kaiserstiels sanierungsbedürftig, der aus Eichenholz bestehenden Spitze der Turmkonstruktion. Sie musste stabilisiert werden. Bauingenieur Johann Müller aus Stettfeld prüfte die Statik und erarbeitete ein Sanierungskonzept.
Arbeiten auf der Kirchturmspitze waren früher eine halsbrecherische Aufgabe für wagemutige Dachdecker. Erst nach einem Gebet begann der Aufstieg über im Turmdach verankerte Steighaken oder das Gebälk. Heute ist das viel einfacher, wenn ein Kirchturm komplett eingerüstet wird oder – noch schneller – die Arbeiten mithilfe eines großen Autokrans erledigt werden.
Bei der Sanierung 1954 sah das noch anders aus, kann man einem alten Schriftstück entnehmen. "Fast einen Tag sah und hörte man die Männer hämmern, bis es ihnen gelang, den Bolzen, der Kreuz und Kugel zusammenhielt, loszubekommen. Als schon die Dunkelheit sich herabsenkte, schwebten Kugel und Kreuz am Seil herab, nachdem man sie mittels eines provisorischen Flaschenzuges von der Turmspitze weggezogen hatte."
Kupferne Zeitkapsel verlötet
Nun beseitigt Zimmerermeister Thomas Bauerschmitt aus Dippach Schäden am Kaiserstiel, an welchem der Dachschmuck verankert wird. Er schraubt von außen Bänder als zusätzliche Sicherung an. Spenglermeister Alfred Tröppner aus Lisberg verlötet die kupferne Zeitkapsel, damit keine Feuchtigkeit eindringen kann und die Dokumente darin beschädigt. Diese hatte Stadtarchivar Thomas Schindler mit dem Vorsitzenden des Vereins für Heimatgeschichte, Rainer Reitz, zusammengetragen. Reitz und Mario Pfister sorgen dafür, dass der alte Dachschmuck im Kirchturm aufbewahrt wird. Er soll bei Kirchenführungen gezeigt werden.
In weiße Tücher eingepackt sind Hahn und Turmkugel, die von der Firma Dörfler aus Bamberg gestaltet und vergoldet wurden. Der Durchmesser der Kugel beträgt mehr als 70 Zentimeter. Für sie interessiert sich auch Bürgermeister Michael Ziegler, er muss schließlich das "Gold" für die Finanzierung bereithalten. "Nach alter Übereinkunft ist der Turm Eigentum der Stadt Eltmann und muss auch von dieser unterhalten werden", liest man im Protokoll des damaligen Bürgermeisters Hans Schömig von 1954.
Schon drückte der Bediener des mehrachsigen Autokrans den Knopf, bewegt die Plattform mit den Arbeitern in die Höhe. Zentimeternah kann er sie an die Turmspitze bringen oder Gegenstände in ihre Verankerung hieven. Daniel Purkert hält die Arbeit mit seiner Drohne fest.
Selbst auf der Arbeitsbühne angegurtet
Für Spenglermeister Alfred Tröppner scheint es ein ganz normaler Arbeitstag zu sein. Er ist auf den Dächern von Kloster Banz, Vierzehnheiligen, Bamberger Dom, Michelsberg, Schloss Pommersfelden und anderen Gebäuden fast zu Hause. "Du musst schwindelfrei sein und darfst keine Angst haben. Aber du schaust ja eigentlich nicht runter, sondern konzentrierst dich auf deine Arbeit", so Tröppner. Man sei außerdem selbst auf der Arbeitsbühne angegurtet. Er hat noch erlebt, wie die Arbeit mit Seil und Sicherheitsgurt direkt auf dem steilen Dach verrichtet wurde.
In luftiger Höhe wird gebohrt und gehämmert. Eine kleine Schraube fällt dabei herunter. Ihr Geklapper hörte man vom Turm und vom Kirchendach. Auf der Kirchturmspitze wird dann noch der Blitzableiter angebracht, auch als "bester Draht zum Himmel" bezeichnet. 1905 war der Kirchturm in Eltmann durch Blitzschlag beschädigt worden.