"Rosl, hast scho ghört, des mit dem Internet is mords gfährlich."
"Ach, Lubber" - was hat mein Lieblingsnachbar denn da wieder aufgeschnappt - "was meinst Du denn damit? Vielleicht den Sprachmüll in den Social-Media-Kanälen mit all seinen Beleidigungen und Drohungen?"
"Könnert mer denk, aber dadrauf will ich gar net naus. Ich muss Dir was erzähln. Da hab ich mer neulich überlecht, ich könnert mir an neua Foto gönn. Also, ich bin ja nuch net zu alt für sowas, hab ich mer gedacht, ich verkäff die alt Kamera in den Ibäi."
"Respekt, Lubber, Du gehst mit der Zeit..."
"Also, hab schönna Bildlich gemacht, mir an passenden Text lass eifall. Und zack war der alt Foto im Netz."
"Super!"
"Ich hab mir aber gedacht ghat, weil ich ja net dumm bin, ich verlang scho nuch aweng was. Schließlich war mei alte Spiegelreflex scho net billich seinerzeit und ich habsa ja allerweil gut gepflecht. Also kurz und gut, ich hab fuchzehnhunnert Euro Mindestpreis angsetzt."
"Stattlich - aber wenn die Kamera das noch wert ist..."
"Issa auf alla Fäll. Aber passner auf. Nach an Tag kummt a Imäil. Ich soll mein Verkaufspreis mitteil. Als Absender so a Phantasiename, Herkunft in New York. Dabei hab ich doch deutlich gemacht ghat, dass ich nerbloß nach Dschörmänie verkäff, is eefacher. Also hab ich zurückgschriem, weil ich ja a höflicher Mensch bin, dass ich nix nach Amerika schick. Da tät ja scho der Versand an Fuffi kost, mit mein Wunschpreis wär ich dann scho bei achtzehnhunnert, hab ich den Ami erklärt."
"Das war wirklich zuvorkommend."
"Ja, aber es geht nuch weiter. Antwortet der Typ, er wär damit einverstanna. Er tät mir achtzehnhunnertfuffzich bezahln für Foto und Versand - aber nach London. Schlau gell, weil des liegt ja net in USA."
"Und? Hast Du's gemacht? Wäre doch ein gutes Geschäft?"
"Es hat mich was gschtört. Er wollt nämlich unbedingt mei Bankdaten mit Name und Anschrift. Dabei regelt mer sowas doch heutzutach ganz annersch, hab ich mir sach lass. Darauf hab ich hingewiesn. Aber er hat net nachghäm. Er braucht die Bankverbindung und Name und Anschrift."
"Das war aber verdächtig."
"Na klar, na is mir eigfalln, dass ich da neulich was in der Zeitung geläsn hab. Vo a Blaskapelln bei Kissinga, der hamsa siemhunnert Euro für Schweinskram abgebucht ghat, weil so a Dreggsagg mit der Bankverbindung vo der Kapelln Sexzeuch gekäfft ghat hat. Sowas hätt mir grad nuch gfählt. Drum hab ich des gleich beend."
"Apropos Gauner, da ging's doch in letzter Zeit heiß her, nicht im Internet, sondern live in Donnersdorf?"
"Ja da hab ich geguggt. Ich hätt ja gar net gedacht, dass es sowas überhaupt nuch ghit. Wo doch heutzutach alles bargeldlos abgewickelt wird. Wasd fürn Edeka undn Rewe brauxt, hollst ausm Automat. Und sogar beim Bäck kannst scho mitn Kärtla bezahl neuerdings - wecher den Corona. Wer überfälltn da nuch a Bank?"
"Ja, das war wirklich seltsam. Aber der Täter wurde ja offenbar gefasst."
"Ich muss ja zugäb, zuerst hab ich aweng müss lach, wie ich's ghört hab. A Gauner, wo die Hygieneregeln einhält, hab ich mir gedacht, weil: der Täter trug eine Maske..."