
Rosl, hast scho ghört, ich wander aus."
"Ach, Lubber" – mein Nachbar spinnt sich wieder mal voll – , "wohin willst Du denn gehen? Du kannst doch ohne Deine fränkische Heimat gar nicht existieren."
"Ich muss doch gar net drauf verzicht. Ich geh nämlich nach China."
"Und was – bitteschön – soll dort fränkisch sein?"
"Na hastes denn net in der Zeitung geläsn? An ganz an Haufen Firmen aus Unterfranken sin doch scho in China. Des hääßt, wo Du in China hieschlappst, überall triffst wahrscheins an Franken."
"Oh mein Gott! Lubber, ich glaube, Du hast keine Ahnung davon, wie groß China ist."
"Aber hat net grad der Scholz erst an Tagesausflug dorthie gemacht? Na kanns ja net so schlimm sei?"
"Ach, Lubber. Und dann solltest Du Dir dreimal überlegen, ob Du dort leben willst. Die Menschenrechte – das hat übrigens auch der Olaf Scholz reklamiert – stehen da nicht an erster Stelle. Außerdem befürchte ich, dass die Chinesen sich bald Taiwan einverleiben werden. Drum haben sie ja Putin den Rücken freigehalten, wie der die Ukraine überfallen hat. Damit er sie in Ruhe lässt, wenn sie sich Taiwan schnappen. Und dann wird man sehen, wie arg die nachfolgenden Sanktionen die fränkischen Firmen treffen. Und ob Du dort noch auf die Straße gehen kannst."
"Naja, der große Straßengeher bin ich ja eh net. Bei dem Freidäi for Fjudscher war ich aa net dabei. Also hab ich mir ja bis jetzt bei uns gar net so viel Freiheiten genumma, wie sa in China net ham."
"Was Dir fehlt, merkst Du bekanntlich erst, wenn Du es nicht mehr hast."
"Immerhin is an Haufen Blödsinn in China net möglich, wie er bei uns an der Tagesordnung is."
"Zum Beispiel?"
"Wenn a Solaranlach gebaut wern soll, damit der CO2-Ausstoß verringert wird, na mecht so a Joffer an Bürcherentscheid dagecher, damit er weiter auf sein altn Weg spaziern laaf kann. Oder wenn a Stromleitung gebaut, stehn bestimmt a poar Gradscher auf und schrein: ,Mir wölln kee Stromleitunga, uns langt der Strom.‘ In China wird da gar net erst diskutiert. Da werds gemacht und fertich."
"Und dort willst Du wirklich hin?"
"Also, nuch bin ich ja da. Aber da hast Du mich jetzert auf was gebracht. Wenn ich hierzulande scho so viel mehr Freiheiten als wie in China hab, nachert söllert ich die künftig aa aweng stärker nutzn."
"Was hast Du Dir denn vorgestellt?
"Ich bin ja a positiver Mensch. Ich könnert amal net gecher, sondern für was protestiern."
"Und was schwebt Dir da vor?"
"Es is doch wirklich a Jammer, dassa in Zeil des Hallenbad zugemacht ham. Und weit und breit is allerweil kee neus in Sicht."
"Und wie willst Du nun agieren?"
"Ich wääß nuch net genau. Ich werd dem Stadelmann und dem Schneiders Wilhelm an Brief schreib und ankündich, wenn net bald was in Sachen Bad unternumma wird, nachert schütt ich erscht auf den Kuhns Waldemar sein Fallus-Kunstwerk vorm Krankenhaus in Haßfurt a Schüssel Kartoffelbrei. Und danach kleb ich mich vorm Zeiler Hexenturm nachhaltich auf die Strass."