
Rosl, was gibstn eichentlich jeds Monat so für die Wirtschaft aus?"
"Ach, Lubber" – manchmal tue ich mir echt schwer, zu verstehen, worauf mein Nachbar hinauswill –, "was meinst Du denn mit ,Wirtschaft‘? Ob ich etwa mein Konsumverhalten nach Korona, Inflation und Ukrainekrieg angepasst habe und nun weniger Geld im Monat ausgebe?"
"Aa, aber Wirtschaft is Wirtschaft, also Gastwirtschaft, Kneipn, Restorang und so. Also Essn und Trinken, was Leib und Seel zsamhält."
"Ach so. Gute Frage. Ich glaube, ich gehe weniger aus als vor den ganzen Katastrophen. Und ich habe den Eindruck, dass das nicht nur bei mir so ist. Neulich haben wir Samstagsabend einen kleinen gastronomischen Rundgang unternommen und da waren also überall, wo man früher um die Zeit bei so einem Wetter kaum ein Plätzchen bekommen hätte, massenhaft Tische frei. Auch die Feste scheinen nicht mehr die Zugkraft früherer Zeiten zu besitzen."
"Aber net in Sand. Also des Weinfest muss ja wieder die Hölle gewest sei. Tausende warn unterwegs. Und alla warn auf die Tisch gschtanna und ham gfeiert und gute Laune ghat."
"Ja, und die Polizei hatte auch alle Hände voll zu tun. Sogar die Brücke musste gesperrt werden. Gleich in der ersten Nacht, da war das Fest offiziell noch gar nicht eröffnet, hat es einen Riesenstau deswegen gegeben."
"Naja, aber da hat eener aweng Probleme ghat und die Feuerwehr hat müss kumm. Is aber alles gut ausganga."
"Wie bei dem neuen Bürgermeister…"
"Ja, der Kümmels Jörg hat sei Sach aa anständich gemacht. Er hat sogar dran gedacht, dass er die Zeiler aweng ärcher muss. Drum hat er jetzert im Hochsummer scho damit geprahlter hätt Zeil den schönnern Christbaam weggschnappt. Apropos. Was sagstn dazu, dass die Zeiler jetzt aa Eintritt für ihrn Weinfest verlang wolln?"
"Warum nicht? Die Sander machen das schon seit Jahren und wie man sieht, hat das dem Publikumszuspruch keinen Abbruch getan."
"Lang ham sich die Zeiler ja gewehrt. Aber die Kostn für des Sicherheitspersonal, aber aa für Feuerwehr und Sanis sin höher als wie früher. Und es ghit ja aa Kontrolln, damit vor allm die Junga nix Hochprozentigs reischmuggln könna."
"Und irgendwie muss das ja alles bezahlt werden."
"In Sand hat des Weinfest vo Freitag bis Montag gedauert. Eintritt hat’s jeden Tag gekost, aber Stammgäst ham aa a günstichers Viertagesbändla könn käff."
"Und in Zeil?"
"Die machen's aweng komplizierter. Es ghit acht Kontrollstelln. Verlangt wird Eintritt am Samstag vo fümfa bis zehna und am Montag vo sechsa bis zehna. Und Besucher, wo am Samstag und am Montag zum Fest wolln, könna zum reduziertn Preis aa a Zwaatagssicherheitsbandla käff."
"Das ist lobenswert. Aber warum nur für zwei Tage? Das Weinfest dauert doch von Samstag bis Montag?"
"Die Zeiler ham zwar vielleicht den Kampf um den Christbaam verlorn. Aber was Soziales angeht, sin sa klar vorna. In Zeil is nämlich am ganzen Sonntag der Eintritt frei zum Weinfest."