Mit dem Vortrag über eine Flüchtlingstragödie 1939 „Die Irrfahrt der St. Louis von Hamburg nach Havanna“ eröffnete Dr. Ruth Schlette, Historikerin aus Bonn, am Freitagabend im Rathaussaal das Wintersemester des Volksbildungswerks (VBW) Königsberg.

Mit zeitweise bewegenden aber immer historisch fundierten Worten schilderte sie die Fahrt der St. Louis, einem Kreuzfahrtschiff der Hamburg-Amerika-Linie, das am 13. Mai 1939 in Hamburg die Anker zu einer Sonderfahrt lichtete. Über 900 deutsche und österreichische Juden – ganze Familien, Junge und Alte, die meisten Männer gerade aus Konzentrationslagern entlassen – hatten den Strohhalm der Auswanderung nach Kuba ergriffen, das zunächst bereit war sie einreisen zu lassen. Andere Länder hatten längst die Grenzen für jüdische Flüchtlinge geschlossen.

Noch vor der Ankunft in Havanna wurde aber klar, dass die kubanische Regierung die mühsam erworbenen Einreisepapiere nicht anerkannte. Nach fünf Tagen zäher Verhandlungen musste das Schiff mit den verzweifelten Passagieren an Bord Kurs auf Hamburg nehmen.

Den Versuch des Kapitäns Schröder, Miami anzulaufen, vereitelte die amerikanische Küstenwache. In letzter Minute erhörten die Regierungen der Niederlande, Belgiens, Frankreichs und des Vereinigten Königreichs die Hilferufe und das Schiff konnte in Antwerpen vor Anker gehen, von wo aus die Passagiere in diese Länder einreisen konnten.

Damit hielt die Historikerin einen Vortrag, der sich mit der dunkelsten Zeit der deutschen Geschichte beschäftigte, der aber aufgrund der derzeitigen Flüchtlingssituation in Europa sehr aktuell war.