Nach zehnjähriger Planungs- und Renovierungszeit wurde am Sonntagnachmittag die Ritterkapelle im Herzen der Stadt wieder für Gottesdienste freigegeben. Bischof Friedhelm Hofmann weihte den neuen Zelebrationsaltar. Zu dem Ereignis mit historischer Tragweite hatten sich so viele Gläubige eingefunden, dass die Kirche sie kaum fassen konnte. Für sie alle war der Tag der Altarweihe ein freudiges und bewegendes Fest.
Als nach der Altarweihe das Sonnenlicht durch die Fenster über der Empore in das Gotteshaus fiel und die hölzerne Pieta in der Stele mit einem goldenen Glanz überzog, schien es wie ein Fingerzeig Gottes. „Ich habe in diesem Moment geweint“, bekannte später Domkapitular Jürgen Lenssen.
Gemeinsam mit dem Bischof waren Jürgen Lenssen, Pfarrer Stefan Eschenbacher, Dekan Stefan Gessner, die Ruhestandspriester Alkuin Mahr und Hermann Glückler, Kaplan Andreas Hanel, Diakon Manfred Griebel und Gemeindereferent Markus Fastenmeier in die Kirche eingezogen. Dort weihte der Bischof das Weihwasser, mit dem er die Gläubigen und später auch den Ambo und den Altar besprengte.
„Es ist immer ein großes Fest, wenn ein Altar geweiht wird“, sagte der Bischof, „denn dabei wird sichtbar, dass der Himmel die Erde berührt.“ Die Ritterkapelle bezeichnete Hofmann als ein außergewöhnliches Gotteshaus in der Diözese, eine Schatzkammer der Geschichte, wie ein Siegel der Gegenwart Gottes durch alle Zeiten hindurch.
In Anspielung auf die neueste These des Physikers Stephen Hawking, dass für die Entstehung des Universums kein Gott notwendig gewesen sei, weil sich das Universum aus dem Nichts erschaffen habe, betonte der Bischof: „Die Rheinländer und auch die Franken sagen: Durch nichts kommt nichts. Wir glauben, dass Gott das Weltall in Gang gesetzt hat und bis heute begleitet.“
„Heute ist ein unglaubliches Fest der Freude, auch wenn es Auseinandersetzungen, Streit und Verwundungen gegeben hat“, erinnerte der Bischof an die Proteste gegen die Stele. Um Versöhnung bemüht, fügte er an: „Dies war auch ein Zeichen dafür, dass alle um den Wert dieses Gotteshauses wissen und sich um die Renovierung gesorgt haben.“
Anschließend setzte der Bischof die Reliquien der Seligen Restituta, des Seligen Liborius Wagner und des Heiligen Bruno im neuen Zelebrationsalter bei, um dann den Altartisch an allen vier Ecken und in der Mitte mit Chrisam zu salben. An diesen Stellen entzündete er zusammen mit Pfarrer Eschenbacher fünf Feuer, aus denen Weihrauch aufstieg.
Nach dem Weihegebet wurde der Altar feierlich geschmückt und die erste Eucharistiefeier gefeiert. Mit dem Zug zur steinernen Pieta auf der Rückwand der Stele und einem Marienlied endete die Feier, die der Chor St. Kilian, Streicher aus Würzburg, ein Bläserensemble aus der Pfarreiengemeinschaft St. Kilian sowie die Solistinnen Sabine Zimmermann und Jutta Schubert Friese unter der Leitung von Dekanatskantor Johannes Eirich zu einem besonderen musikalischen Erlebnis hatten werden lassen.
Als Pfarrer Eschenbacher das Engagement seines Vorgängers, Pater Reinhold Schmitt, als „maßgeblich“ für die Renovierung bezeichnete, brandete spontaner Applaus in der Ritterkapelle auf.