
Drei Menschen. Drei Methoden. Drei mögliche Richtplätze zu Füßen der Burgruine Altenstein. Und rund 75 Geschichtsinteressierte, die in den Speisesaal des CVJM-Hauses in Altenstein gekommen waren, um zu erfahren, was die im April durchgeführten geophysikalischen Messungen ergeben haben.
Kreisheimatpflegerin Christiane Tangermann verfolgt seit Jahr und Tag den Gedanken, dass es neben dem Richtplatz, den ihr Vorgänger Günter Lipp bereits 1997 in die Liste der bayerischen Bodendenkmäler eintragen ließ, noch weitere Orte geben könnte, an denen die Freiherren von Stein zu Altenstein "kraft des Malefizrechts" Stock und Richtstatt aufstellen und Übeltäter nach "hochnotpeinlichem" Verhör auf vielfältige Weise zu Tode bringen konnten. Dieses Privileg hatten die Freiherren 1549 von Kaiser Karl V. erhalten.
Untersuchung von Geländeabschnitten
Die Markierung eines Richtplatzes auf einer historischen Karte von 1842, Auffälligkeiten im Geländeprofil, Flurnamen wie "Galgenberg" und "Zehntäcker" – möglicherweise ein Hinweis auf die mittelalterlichen "Centgerichte", die sich mit der Aburteilung schwerer Kriminalfälle befassten – plus der bereits bekannte Gerichtsplatz ergaben drei Geländeabschnitte, die eine nähere Untersuchung mit geophysikalischen Mitteln lohnten.

Nach einigen Anlaufschwierigkeiten übernahm das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege die Kosten von gut 5000 Euro und beauftragte den Fürther Geologen Markus Tarasconi mit den entsprechenden Messungen.
In seinem Vortrag am vergangenen Donnerstag stellte Tarasconi die Messmethoden vor. Bei einer Magnetometerprospektion geht man davon aus, dass jeder Boden magnetisch ist und im Urzustand ein homogenes Magnetfeld ausstrahlt. Dieses lässt sich mit geringem Zeitaufwand zerstörungsfrei messen und die Ergebnisse als Bild darstellen, in dem menschliche Eingriffe in den Boden durch farbliche Anomalien hervorgehoben werden.

Bei der elektromagnetischen Induktionsmessung werden Ströme durch Magnetfelder im Boden induziert, wo sie auf unterschiedliche Leitfähigkeiten treffen. Eine etwas grobe Methode, die aber zusätzliche Bildinformationen liefert. Zeitaufwändig, aber aufschlussreich ist auch Methode Nummer drei: eine geoelektrische Bodenkartierung.
Geschultes Auge eines Geologen notwendig
Die Zusammenschau der drei Ergebnisse durch das geschulte Auge des Geologen erlaubt dann Aussagen darüber, ob der Mensch durch Grabungen in den Boden eingegriffen hat oder ob er Bauwerke errichtet hat, die durch regelmäßige Formationen auffallen.

Und der Lohn der Mühe? Markus Tarasconi bezeichnet die "Untersuchungen als unbedingt erfolgreich", weist aber auch darauf hin, dass noch viel zu tun bleibt. Auf den Zehntäckern konnten Doppelkreise, Gräben und lineare Strukturen, vielleicht Mauern, festgestellt werden, die es näher zu untersuchen gilt.

Auf dem Galgenberg wurde im letzten Jahrhundert gerne die Sonnwendfeier zelebriert, Kronkorken und Reste von Holzfeuern zeugen davon. Es muss dort aber auch einmal ein Bauwerk gestanden haben, vielleicht ein Galgen, ein Mast zur Nachrichtenübermittlung oder ein Stück Burg, oder etwa gar ein "Kirschenhäusla" zur Abwehr von Kirschendieben, wie ein Zuschauer anmerkte. Die Südseite des Richtplatzes muss noch vermessen werden. Im April stand der Raps hier schon zu hoch.
Neue Mosaiksteine gefunden
In die gleiche Kerbe schlug abschließend Ralf Obst vom Landesamt für Denkmalpflege. Es seien neue Mosaiksteine gefunden worden, die es nun mit weiteren historischen Quellen zu verknüpfen gelte. Vergleiche mit bereits besser dokumentierten Befunden anderer Richtstätten böten sich an, und natürlich könne man auch die Messungen verfeinern oder einfach doch einmal nachgraben – auch auf die Gefahr hin, historische Substanz zu zerstören.

Stoff genug gibt es also für neue Informationstafeln vor Ort und für eine weitere touristische Attraktion in den Haßbergen. Und Aufgaben und Arbeit für alle Beteiligten.