Nach längerer Diskussion entschied sich der Gemeinderat am Montag, in der öffentlichen Sitzung über die Ansiedelung eines Hotels im Gewerbegebiet zu entscheiden. Ein Investor will in der "Seelohe" auf 1800 Quadratmetern ein Hotel mit 21 Zimmern erbauen. Das Hotel mit Vier-Sterne-Niveau soll nur online buchbar sein und ohne Rezeption auskommen. Der Zugang zum Hotel wird dann dem Gast per Pin-Code möglich, den er auf sein Handy erhält.
Zielgruppe sind beispielsweise Monteure, Tagestouristen wie Radfahrer oder Lkw-Fahrer. Laut Bürgermeister Stefan Paulus besteht hier eine Nachfrage. Gemeinderat Bernhard Jilke sah ein Hotel als Ergänzung zu den bestehenden Übernachtungsmöglichkeiten. Das Gremium begrüßte einstimmig den Neubau eines Hotels. Eine einstimmige Absage erteilte der Gemeinderat hingegen dem Bau einer Flächenphotovoltaikanlage entlang des Flurwegs zwischen Knetzgau und Zell a.E. südlich der Maintalautobahn. Eine Firma aus Nürnberg will hier auf neun Hektar Fläche die Anlage bauen. Das Projekt stieß auf Ablehnung, unter anderem weil es mitten im Naherholungsgebiet von Zell liegt. Außerdem hatte der Gemeinderat eine geplante Photovoltaikanlage in der Nähe bereits zuvor abgelehnt. Photovoltaikanlagen sollten besser auf Dächern gebaut werden, war der Tenor im Gremium. Mark Zehe regte an, einen Kriterienkatalog für den Bau derartiger Anlagen zu erstellen, um in Zukunft Entscheidungsprozesse zu vereinfachen.
Als Ortssprecher wurden Rudolf Symmank (Eschenau), Stefan Lindner (Unterschwappach) und Florian Storch (Hainert) vereidigt. Dem Abschluss einer Vereinbarung mit der Stadt Haßfurt über die Übertragung der Aufgaben des Standesamts stimmte das Gremium mit fünf Gegenstimmen zu. Die Gemeinde Knetzgau zahlt pro Jahr und Einwohner 1,95 Euro hierfür an die Stadt Haßfurt.
Um als Gemeinde ein Zeichen gegen Machtmissbrauch, Ungerechtigkeit und Menschenrechtsverletzungen zu setzen, stellte Paulus das Projekt "Gefangene/r des Monats" vor. Er will in jeder Gemeinderatssitzung einen Fall vorstellen, der Unterstützung verdient. Als ersten Fall stellte Paulus eine Gefangene vor, die von Amnesty International unterstützt wird. Es handelt sich um die Menschenrechtsanwältin Nasrim Sotudeh aus dem Iran, die zu 38 Jahren Haft verurteilt wurde und 148 Peitschenhieben, weil sie unter anderem gegen die Zwangsverschleierung von Frauen protestierte. Ein Brief an die iranische Botschaft in Berlin fordert die Freilassung der Gefangenen. Kopierte Exemplare des Briefes werden in allen gemeindlichen Einrichtungen ausliegen. Bürger können den Brief unterschreiben und an die Botschaft senden. Die Aktion geht bis zum 18. November 2020.
Knetzgau will – wie bereits rund 900 Kommunen in Deutschland – eine "fairtrade-town" werden. Im Landkreis gehören bereits Eltmann und Ebern dazu. Ziel ist es, fair gehandelte Produkte, die den Erzeugern einen fairen Preis bieten, in der Gemeinde anzubieten. Dazu gehören auch Aktionen wie Aufklärungsarbeit, Diskussionen oder kirchliche Veranstaltungen, begleitet von Öffentlichkeitsarbeit. Als ersten Schritt will die Gemeinde nur fair gehandelten Kaffee, Zucker und Orangensaft kaufen.
Mit dem Marswald bei Zell hat sich auch Knetzgau neben drei anderen Bewerbern für ein Naturparkzentrum im Steigerwald beworben. Die Stärke der Bewerbung liegt laut Paulus darin, dass der Wald in dem Naturwaldreservat erlebbar sei. Als Nachteil werden mangelnde Besucherströme gesehen, weil das Gebiet abseits liegen würde. Ein weiterer Nachteil sei wohl das geplante Naturparkzentrum in Königsberg, das nicht weit entfernt ist. Am 30. Oktober werden sechs Landräte eine Entscheidung treffen, sagte Paulus.
Die neu gewählten Feuerwehrkommandanten Tobias Steinmetz und Gerhard Beck aus Wohnau wurden in der Sitzung bestätigt.
Mark Zehe wurde zum Vorsitzenden des Rechnungsprüfungsausschusses gewählt. Zweiter Vorsitzende wurde Martina Döllner.