Ein Schlüsselbund mit fünf Schlüsseln, ein Mountainbike, ein Handy, ein Ehering, eine Angel – wer sich auf der Internetseite der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Hofheim unter der Rubrik „Fundsachen“ umsieht, stößt auf ein wahres Sammelsurium an verloren gegangenen Gegenständen. „Fahrräder und Schlüssel halten sich im Moment in etwa die Waage“, antwortet Margarete Brunnquell von der VG auf die Frage, welche Gegenstände am häufigsten verloren gehen.
Ähnlich bunt sieht es beim Fundamt in Haßfurt aus. Zu den Schlüsseln und den Fahrrädern gesellen sich hier vor allem noch Handys und Geldbeutel, wie Sachbearbeiter Michael Schnitzer vom Bürgerbüro berichtet. Bei beiden Fundämtern ist vor allem die Anzahl der gefundenen Fahrräder in den vergangenen Jahren gestiegen. „Heuer hält es sich allerdings noch in Grenzen“, schränkt Schnitzer für den Bereich Haßfurt ein.
Unter die Fundgegenstände mischen sich ab und an auch wirklich kuriose Dinge. So landete im Fundamt der VG Hofheim beispielsweise bereits die ein oder andere Zahnprothese. Aktuelles Kuriosum ist eine Angel, die im Juli am Hofheimer Eisweiher gefunden wurde. Die angelkundigen Kollegen aus der VG hätten gesagt, dass es sich bei der Angel um ein gutes Gerät handelt, berichtet Brunnquell. Ein Besitzer hat sich noch nicht gemeldet.
In Haßfurt wurden gar einmal knapp 2500 Euro gefunden, wie Michael Schnitzer erzählt. Auch hier hat sich niemand gemeldet. Für größeres Aufsehen sorgte indes vor rund drei Jahren ein Fund bei Knetzgau. In einem Weinberg auf dem Gebiet der Gemeinde wurden damals einige Gramm Gold mit einem Gegenwert von etwa 7000 Euro gefunden. „Das war absolut außergewöhnlich“, erinnert sich Robert Selig, Leiter der Hauptverwaltung der Gemeinde Knetzgau. Der ungewöhnliche Fund stieß auch in den Medien auf Interesse. Der Besitzer des Goldes meldete sich allerdings nicht.
Generell scheint die Nachfrage nach den verloren gegangenen Gegenständen eher gering zu sein. „Es werden ja so viele Schlüssel verloren, aber einfach nicht nachgefragt“, berichtet Brunnquell. „Man schätzt den Wert nicht. Es bleibt so viel liegen“, meint auch Schnitzer.
Insgesamt müssen die Fundsachen ein halbes Jahr lang aufgehoben werden. Meldet sich der ursprüngliche Besitzer nicht, kann nach Ablauf dieser Frist der Finder das Eigentumsrecht an der Fundsache erwerben. Von diesem Recht wird in erster Linie bei Geldfunden oder anderen Wertgegenständen Gebrauch gemacht, berichtet Brunnquell. Auch im Fall der in Haßfurt gefundenen 2500 Euro ging der Betrag letztlich an den Finder, erzählt Schnitzer.
Meldet sich der Besitzer, besteht nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) für den Finder ein Anspruch auf Finderlohn. „Die meisten Leute verzichten aber darauf“, sagt Schnitzer – da es sich dabei zumeist um Kleinstbeträge handelt. Die Besitzer würden sich jedoch oft bei den Findern bedanken – zum Beispiel mit Blumen. „Manchmal sind die Finder genauso glücklich wie die Verlierer“, weiß Margarete Brunnquell angesichts der Dankbarkeit mancher Besitzer zu berichten. Für diese hätten die wiedergefundenen Gegenstände ja auch oftmals weniger einen materiellen als vielmehr einen ideellen Wert.
In Haßfurt werden die größeren Fundsachen in eine Datenbank eingepflegt. Die Einträge sind dann online abrufbar. Wer also etwas verloren hat, kann hier prüfen, ob der Gegenstand eventuell schon beim Fundamt eingegangen ist. Oder „einfach kurz durchrufen“, so Schnitzer. Manchmal könne es auch zwei oder drei Wochen dauern, bis der Gegenstand beim Fundamt eintrifft, erklärt der Sachbearbeiter. Geschäfte etwa würden Fundsachen oftmals erst bei sich sammeln und diese dann zu einem späteren Zeitpunkt beim Fundamt melden.
Soweit möglich, bemüht man sich in den Fundbüros auch aktiv, die verlorenen Sachen wieder an den Mann oder die Frau zu bringen. Wie Michael Schnitzer berichtet, versucht er bei verloren gegangenen Handys, über die SIM-Karte den Anbieter zu kontaktieren. „Man schaut, dass man das irgendwie rauskriegt“, sagt auch Margarete Brunnquell. So konnte beispielsweise ein Fotoapparat wieder dem Besitzer zugeführt werden, weil auf den in der Kamera gespeicherten Bildern von den VG-Mitarbeitern ein bekanntes Gesicht entdeckt wurde.
Wenn sich der Besitzer nicht meldet beziehungsweise nicht ausfindig gemacht werden kann und auch der Finder keinen Anspruch auf die Fundsache angemeldet hat, werden die Gegenstände nach Ablauf der Halbjahresfrist entsorgt. Nicht alles landet jedoch im Müll. Kleidungsstücke etwa gehen bei der VG an das Rote Kreuz, berichtet Brunnquell. In Haßfurt findet einmal im Jahr eine Versteigerung der Fundfahrräder statt. Hier lasse sich auch das ein oder andere Schnäppchen machen, so Schnitzer. Die nächste Versteigerung ist für den September geplant. Etwa 25 bis 30 Fahrräder kommen dann unter den Hammer.
Merklich erleichtert sind sowohl Schnitzer als auch Brunnquell, dass mit dem neuen Tierheim bei Zell nun wieder eine Anlaufstelle für Fundtiere zur Verfügung steht. Rechtlich gesehen fallen diese in den Bereich der Fundsachen. „Ich bin froh, dass das endlich geklärt ist“, sagt Brunnquell. „Da stößt man schon an seine Grenzen“, meint Schnitzer mit Blick auf die Zeit, als etwa Hunde, Katzen oder auch mal eine Wasserschildkröte direkt im Bürgerbüro landeten. „Da fährt man schon sehr gut jetzt mit dem Tierheim.“