Hochstimmung in der ausverkauften Adolf-Höhn-Halle: Die Ermetzianer boten bei ihrer ersten Prunksitzung ein volles Programm, das so gut wie keine Wünsche offen ließ.
Witzige Ideen, tolle Kostüme und ausgefeilte Choreografien begeisterten ebenso, wie die Spitzen nicht nur über das lokale Geschehen und die Missgeschicke der Mitbürger. Für Christian Hofmann war es ein besonderer Abend: Der bisherige Zeremonienmeister Stefan Lüdecke kürte ihn vor aller Augen zu seinem Nachfolger. Unter anderem aus „Altersgründen“, wie Lüdecke augenzwinkernd bemerkte, hatte er seinen Posten aufgegeben. Und der Neue gab sich bei seinem Einstand schon ganz routiniert. Schließlich hat der Teenager das Amt des Zeremonienmeisters schon bei den Kindersitzungen der Ermetzia inne gehabt.
Nach dieser feierlichen Übergabe und dem Prolog von Prinzenpaar Kristina I. und Uli I. nahm der Ermetzia-Express richtig Fahrt auf: Die Mädels der Garde sorgten für einen flotten Start ins eigentliche Programm. Im ersten Sketch des Abends hatte Andreas Engmann als Bundeswehr-Ausbilder nach Abschaffung der Wehrpflicht seine liebe Not mit den Freiwilligen Patrick Bohl und Felix Eiring – und das Publikum seinen Spaß.
Welche Tücken ein Steuerformular enthält, und wie man diese Klippen am besten umschifft, demonstrierte Peter Höhn. Fazit: „Woher soll ich ein Einkommen haben, wenn ich das ganze Jahr an so einer blöden Steuererklärung sitze?“
Nicole Albert und Peter Pötsch lieferten sich ein amüsantes Streitgespräch über die unterschiedlichen Vorlieben von Männlein und Weiblein beim Fernseh-Konsum.
„Eins, zwei, Polizei“: Unter diesem Motto präsentierten die jüngeren Mädchen einen kessen Showtanz. Schuhcreme als Kajal und Nutella als Make-up: „Im Zug“ versuchten Erika Schmitt und Erika Alber als Landpomeranzen vergeblich, es der feinen Dame (Marianne Bohl) gleich tun – doch beim Publikum landeten sie einen Volltreffer nach dem anderen.
Ein weiterer Knaller: Das Werbevideo des „Tourismusvereins Ermershausen“. Es dürfte zwar kaum dazu geeignet sein, den Fremdenverkehr anzukurbeln, doch den überwiegend einheimischen Zuschauern am Samstag trieben die Erlebnisse der fiktiven Wandertruppe am Wildgehege, am Tretbecken und an der ehemaligen Grenze die Lachtränen in die Augen. Und mit den Haßzwergen waren zwei Figuren aus dem Video danach sogar live auf der Bühne. Eva Wunderlich und Melanie Vey waren in ihrem Element und nahmen kein Blatt vor dem Mund, wenn es darum ging, das örtliche Geschehen zu kommentieren, von der Landratswahl bis zur Katze in der Waschtrommel.
Bastian Fassl machte als Kellner die Erfahrung, dass die Herren der Schöpfung (Julian Pötsch, Adrian Bohl, Leon Eiring, Christian Hofmann) wesentlich unkomplizierter zu bedienen sind als die Damen (Katharina Anding, Luisa Hermann, Nicole Albert, Lisa Welz) mit ihrer Unentschlossenheit und ihren besonderen Wünschen. Ein Missverständnis vor Gericht brachte Johannes Welz als Angeklagten in Erklärungsnot. „Richter“ Johannes Schobig war der angeheiterte Zeuge (Patrick Bohl) sowieso nicht geheuer.
„... und wir sind auch groß geworden“, mit gelbem Limo und ohne Kindersitz: Begleitet von Uli Bernstein an der Gitarre, ließen Kristina Bernstein, Alexandra Eiring und Manuela Pötsch die alten Zeiten hochleben und beklagten, wie überbehütet und verzärtelt die Generation ab 1980 – Stichwort „Facebook-Luschen“ – doch sei.
Nach der Pause hatten die Gäste der Concordia Maroldsweisach ihren Auftritt, mit dem Grußwort des Prinzenpaares (Lorena I. Und Daniel II.), Gastgeschenken und dem Tanz der Jugendgarde.
Und wie am Samstag zuvor im Nachbarort trat Ermetzia-Präsident Michael Albert nun auch beim Heimspiel als vermeintlich unbedarfter Jäger auf. Beim Bewerbungsgespräch an der Musikhochschule versuchten Fabian Herold und Sebastian Vey – jeder auf seine Weise – dem Direktor (Matthias Richter) die Wesenszüge des Heavy Metal nahe zu bringen.
Die Heiligen Drei Könige hatten sich im Datum geirrt und waren in Ermershausen gelandet, wo sie aber in jeder Hinsicht gut ankamen. Stefan Lüdecke als geldbesessener Melchior, Konstantin Vey als Balthasar mit dem Goldenen Stern und Benjamin Albert als Gitarren-Kaspar nahmen in frecher Manier so ziemlich alles aufs Korn, was ihnen begegnet war auf dem Weg vom Morgenland in den oberen Haßgau. Für Ermershausen läuteten sie gar eine neue Zeitrechnung ein und gaben ihren Senf zur obersten Prämisse des jetzigen Gemeindeoberhaupts: „Der neue König knechtet sein Volk in Geduld“. Eine Leitlinie, die nicht zuletzt die Selbstwerber betrifft: „Die Motorsäg' bleibt aus, er rückt kee Holzlos raus.“
Bezaubernd auch ganz ohne Hokuspokus war der Showtanz „Jeannie“ der großen Mädels. Melanie und Peter Pötsch demonstrierten die Widrigkeiten, mit denen ein Brautpaar bisweilen schon ganz am Anfang zu kämpfen hat. Den fulminanten Schlusspunkt setzten die Jungs vom Männerballett. Diesmal hatte sich die Truppe von „Baywatch“ inspirieren lassen und beeindruckte mit akrobatischen Einlagen.
Die Mitwirkenden
Garde: Nina Oeser, Luisa Bayersdorfer, Lisa Welz, Patrizia Bayer, Anna Lena Reinhardt, Julia Then, Laura Gromhaus.
Showtanz Polizei: Katharina Anding, Julia Then, Patrizia Bayer, Nina Oeser, Luisa Bayersdorfer, Anna Lena Reinhart, Laura Gromhaus, Luisa Hermann.
Video: Stefan Lüdecke, Peter Fischer, Oliver Lutz, Uli Bernstein, Christian Hofmann, Markus Eiring, Kristina Bernstein, Jasmin Albert, Fabian Stahn, Felix Eiring, Eva Wunderlich und Melanie Vey.
Showtanz Jeannie: Lisa Welz, Laura Gromhaus, Miriam Pratsch, Ann Kathrin Beiersdorfer, Theresa Hofmann, Nicole Albert.
Männerballett: Christian Hofmann, Patrick Hörner, Johannes Welz, Andreas Engmann, Oliver Lutz, Julian Pötsch, Matthias Richter, Patrick Bohl, Sebastian Vey, Fabian Herold, Felix Eiring.