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SCHWEINFURT
Gelangweilt, genusssüchtig, verderbt
Mathias Wiedemann
 |  aktualisiert: 11.02.2014 16:54 Uhr

Es ist ein Phänomen, dass manchmal Stoffe wieder ins Bewusstsein rücken, die viele Jahrzehnte vergessen schienen. 1925 erschien „Der große Gatsby“ aus der Feder von F. Scott Fitzgerald. Auch heute ist der Stoff in aller Munde. Die Büchertische sind voll mit Neuerscheinungen, der Kinofilm von 2013 mit Leonardo DiCaprio hat sicher sein Teil beigetragen. Auch die Theater haben das Thema für sich entdeckt.

Jeweils um 19.30 Uhr am Samstag, 15. März (Schauspielmiete BLAU und freier Verkauf), und am Sonntag, 16. März (ROT) ist in der Produktion der Kempf Theatergastspiele Grünwald die Fassung von Gerolt Theobalt zu erleben. Für die Inszenierung zeichnet Silvia Armbruster verantwortlich, die in Schweinfurt bereits im Herbst 2012 mit ihrer Regie der „Wahlverwandtschaften“ begeistert hat. Es spielen Thorsten Nindel, Ursula Buschhorn, Hans Piesbergen, Nicole Lohfink, Hendrik Winkler, Stephanie Marin und Andreas Bittl.

Der große Gatsby („The Great Gatsby“) lässt sich als Spiegel der „Goldenen Zwanziger“ des letzten Jahrhunderts verstehen: Verherrlichung des Materialismus auf der einen und bittere Armut auf der anderen Seite. Genusssucht und Langeweile, Verführungskraft und Verderbtheit dominieren. Hier wird die mondäne High-Society-Welt kurz vor ihrem wirtschaftlichen Niedergang gezeigt. Fitzgeralds Meisterwerk führt in eine Welt des atemlosen Amüsements auf brüchigem Grund und kann als Menetekel verstanden werden. Wem fallen keine Parallelen zu unseren Tagen ein?

Der erste Roman von Fitzgerald „Diesseits vom Paradies“ erschien 1920 und war sofort so erfolgreich, dass er und Zelda, die er eben erst geheiratet hatte, im Rampenlicht standen. Fitzgerald verdiente sein Geld in erster Linie mit Geschichten für Zeitschriften. Seine Trunksucht und ihre Krankheit gestalteten das Eheleben äußerst kompliziert. Fitzgeralds Romane tragen alle autobiografische Züge; teilweise zitierte er aus dem Tagebuch seiner Frau. Fitzgerald war neben Ernest Hemingway, Gertrude Stein und William Faulkner ein Hauptvertreter der Prosa der amerikanischen Moderne. „The Great Gatsby“, sein heute bekanntestes Werk, verkaufte sich nur schwer. T. S. Eliot, als strenger Kritiker bekannt, lobte das Buch allerdings: „Wirklich, es scheint mir der erste Schritt, den die amerikanische Fiktion seit Henry James genommen hat.“

 
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