Dunkle Wälder, nebelverhangene Täler, alte Schlösser, einsame Burgruinen und manch abgelegener Friedhof: Man sollte meinen, der Landkreis Haßberge eigne sich ideal für Geistergeschichten. Genau darauf hofft Iris Mayerhofer. Die Geschäftsführerin der Produktionsfirma Odeon Entertainment GmbH (München) sucht Menschen aus der Region, die vor der Kamera von ihren Begegnungen mit Gespenstern oder anderen übernatürlichen Erfahrungen berichten. Mayerhofer und ihr Team arbeiten an Staffel zwei der Mystery-Serie „Haunted – Seelen ohne Frieden“.
Die erste Staffel mit sechs Folgen wurde im Free-TV auf TLC Deutschland (der Frauensender der Discovery-Gruppe) seit 20. Mai jeweils freitags im Abendprogramm ausgestrahlt. Und der Zuspruch durch die Zuschauer sei so groß gewesen, dass für die neue Staffel sogar acht Folgen vorgesehen sind. In jeder Folge bekommt der Zuschauer zwei oder drei Gruselgeschichten präsentiert – und das von überaus prominenter Seite: Die Sendungen moderiert der Schauspieler Sky du Mont. Ein genauer Termin steht noch nicht fest, aber in jedem Fall wird die Staffel 2 im Frühjahr 2017 starten.
Ob dann „Fälle“ aus dem Haßberg-Kreis dabei sind, die Iris Mayerhofer auf die einzelnen Folgen verteilen würde, hängt von den übersinnlichen Erlebnissen der Haßbergler und ihrer Bereitschaft ab, darüber öffentlich zu berichten. Da die Mystery-Serie stets explizit erwähnt, wo sich die betreffende Geschichte abgespielt haben soll, würde also ein breites Publikum erfahren, wo es zwischen Haßbergen und Steigerwald angeblich spukt oder gespukt hat.
Iris Mayerhofer, die ihre journalistische und Medienkarriere 1987 mit einem Volontariat beim Haßfurter Tagblatt begann (und damals noch Stelzner hieß), legt großen Wert auf die Feststellung, dass die Beiträge für „Seelen ohne Frieden“ sorgfältig recherchiert werden. Odeon Entertainment versuche, soweit das eben möglich sei, für jeden Beitrag mehr als nur einen Spukzeugen zu finden. „Wenn es nur einen Zeugen gibt, dann hinterfragen wir die Geschichte sehr genau. Wir klopfen historische Hintergründe und Vorgeschichten ab“ – was aber nicht bei allen Spukarten gehe. In jedem Falle müssten ihre Spukzeugen nach bestem Wissen und Gewissen versichern, dass sie den Vorfall wirklich genau so wie berichtet erlebt haben. „Und wenn wir das Gefühl haben, dass jemand eine Geschichte frei erfunden hat, dann nehmen wir sie nicht“, erklärt die 48-Jährige im Gespräch mit der Redaktion. Es gehe bei „Haunted“ seriös zu, „für alles andere würde sich Sky du Mont niemals hergeben.“
Immerhin führte der Schauspieler in Staffel 1 durch Folgen, in denen Krankenschwestern in einem Berliner Hospital von den Seelen Verstorbener berichten, die durch die Nachtschicht spuken oder von dem schockierenden Erlebnis eines neunjährigen Schlossbesitzersohnes, dem im Schlosshof ein kopfloser Ritter begegnet sein soll. Immer wieder gibt es Andeutungen oder Hinweise darauf, wer für den Spuk verantwortlich sein soll. Bei der „Weißen Frau“, die dem Fischer Ronny am Madlitzer See erscheint, könnte es sich um eine Försterstochter handeln, die sich vor 200 Jahren aus Liebeskummer ertränkt hat. Und Christiane Köppl scheint nur allzu genau zu wissen, wer da in ihrem Haus in Ulm umgeht – hatte sie sich doch selbst nach dem Tode ihrer Mutter nichts sehnlicher gewünscht, dass diese noch bei ihr wäre.
Das alles klingt nach starkem Tobak, und Iris Mayerhofer weiß genau, dass die Geistergeschichten für manchen Zeitgenossen reiner Humbug sind. Sie selbst hat nach eigenem Bekunden noch keine übersinnlichen Erfahrungen gemacht, das sei wohl auch besser so, fügt sie hinzu: „Ich würde mich bestimmt so erschrecken, dass es mich ein Leben lang verfolgen würde.“ Was ihr die Spukzeugen berichten, das habe sie aber schon sehr beeindruckt – „und ich würde das niemals alles als Hirngespinst abtun.“ Sie glaube, dass es viel mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gebe als der Mensch sich gemein vorstellen könne. Anders ausgedrückt: Der Mensch suche für alles eine logische Erklärung. „Vielleicht muss man manchmal einfach akzeptieren, dass es einen kleinen Rest an Dingen gibt, die sich eben nicht erklären lassen“, heißt es im Prolog zu Folge 1 in Staffel 1.
Wobei der Homo sapiens ja durchaus bereit ist, an übernatürliche Phänomene zu glauben – wenn es um seine Religion geht. Man denke nur an den „Heiligen Geist“ im Christentum. Wer dagegen an Gespenster glaubt, wird schnell für verrückt erklärt. Diese Diskrepanz zwischen Glauben im kirchlichen Sinn und im Sinne von paranormalen Phänomenen sei vor allem in Deutschland sehr ausgeprägt, haben Iris Mayerhofer und ihr Team bei den Recherchen beobachtet. „In Polen zum Beispiel haben uns einige Zeitzeugen mit größer Selbstverständlichkeit von Themen wie Exorzismus oder verstorbenen Verwandten, die noch im Diesseits wandelten, erzählt“, berichtet die Odeon-Entertainment-Geschäftsführerin. Auch in Österreich werde in der Öffentlichkeit viel freier über das Thema Spuk gesprochen. Dass es diesbezüglich Nachholbedarf in Deutschland gibt, liest Mayerhofer an den netten Zuschriften ab, die sie nach der ersten Staffel bekommen habe. „Da haben sich Zuschauer bedankt, dass wir diese Themen endlich einmal ernsthaft und seriös ins Fernsehen gebracht haben und haben sich nun getraut, uns auch ihre Geschichen zu erzählen.“
Für Haßbergler, die sich diesbezüglich outen wollen, gilt, dass sie nicht von den Erfahrungen Dritter berichten dürfen, sondern das Unerklärliche selbst erlebt haben müssen, was aber schon vor vielen Jahren geschehen sein darf. Dass der Erzähler anonym bleibe, komme nicht in Frage, „da wir die Spukzeugen ja in der Sendung vor der Kamera brauchen – und so vermeiden, dass sich jemand die Geschichte einfach ausdenkt.“
Wer sich mit seinem übersinnlichen Erlebnis an die „Haunted“-Produktionsfirma wenden möchte, kann dies wie folgt tun:
• Per Email: haunted@odeon-entertainment.de;
• Per Post: Odeon Entertainment GmbH, Kennwort „Haunted“, Hofmannstraße 25-27, 81379 München;
• Per Telefon: Tel. 089/6495 196.