Wie die Heimatzeitung erfahren hat, hat sich ein Bürger aus dem Landkreis Haßberge mit dem Gedanken getragen, das sogenannte „Geisterhaus“ am Fuße der Hohen Wann wieder aufzubauen. Das seit Jahren leer stehende Anwesen am Hüttberg 1 war im vergangenen Juli abgebrannt. Doch die Genehmigungsbehörden und jetzt der Petitionsausschuss des Bayerischen Landtags haben dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Es dürfte kaum das Haus an sich sein, das Bauherren oder Investoren interessiert, wohl aber die grandiose Lage des Grundstücks: Es liegt inmitten des Naturschutzgebietes „Hohe Wann“ und bietet einen sensationellen Blick über das Maintal. Gebaut wurde das „Geisterhaus“ in den 50-er Jahren als Erholungsheim für die Arbeiter der Waldi-Schuhfabrik, als noch niemand einen Gedanken an ein Naturschutzareal hegte.
Bis Anfang dieses Jahrtausends war das Anwesen Wohnhaus und Büro eines Geologen, der als Baugrund- und Bauschadensgutachter tätig war. Nachdem der Mann schließlich hochbetagt in ein Pflegeheim musste, stand das Anwesen leer, verfiel zusehends und zog – vermutlich weil noch die gesamte private wie dienstliche Ausstattung vorhanden war – viele zweibeinige „Gespenster“ an. Von denen erforschten es manche lediglich, andere jedoch plünderten es aus und trugen durch ihren Vandalismus massiv zur Zerstörung von Haus und Inventar bei. Im vergangenen Mai hatte die Heimatzeitung über das Geisterhaus berichtet und vor allem Freunde von „Lost Places“ (verlorene Orte) vor der großen Einsturzgefahr gewarnt. Am 19. Juli dann brannte das mehrstöckige Gebäude völlig aus. Nach wie vor geht die Polizei von Brandstiftung aus, bestätigte das Polizeipräsidium Unterfranken gestern auf HT-Anfrage hin. Ein Täter konnte nicht ermittelt werden, die Kripo hat ihre Akten mittlerweile an die Staatsanwaltschaft Schweinfurt übergeben.
In einem Naturschutzgebiet darf nicht gebaut werden, für das am Hüttberg 1 bestehende Gebäude galt aber Bestandsschutz. Nach einem Abriss wäre ein Neubau nicht zulässig, im Prinzip aber könnte das Geisterhaus unter Beibehaltung seiner jetzigen Form renoviert werden – genau darauf scheint der Antragsteller gesetzt zu haben. Doch die Regierung von Unterfranken und das Landratsamt Haßberge, das von Würzburg um die Beantwortung einiger Detailfragen gebeten wurde, haben die Planungen abgelehnt. Deswegen hat sich der Haßbergler, mit ausdrücklicher Bitte um Wahrung seiner Anonymität an den Petitionsausschuss des Landtags gewandt, der – wie das HT aus sicherer Quelle erfahren hat – das Ansinnen aber regierungs- und oppositionsübergreifend – abgelehnt hat, und zwar entschieden, wie es heißt. Es sei nicht der Sinn des Ausschusses, in derartige Genehmigungsverfahren einzugreifen, kommentierte es ein Beobachter am Rande.
Das Schicksal des einst so schmucken Heimes scheint damit endgültig besiegelt. „Wenn die Brandermittlungen abgeschlossen sind, wird es wohl abgerissen“, sagte Moni Göhr, Pressesprecherin des Landratsamts, am Dienstag, wobei sie unterstrich, dass es hierzu bis dato weder Beschluss noch Anordnung gibt. Die Kosten für die Beseitigung der Brandruine wird zumindest in Teilen das Land Bayern tragen, das Miteigentümer des Grundstücks ist, wie Göhr verriet. Nachdem der inzwischen verstorbene Eigentümer zum Pflegefall wurde und seine Erben nicht greifbar sind, da ins Ausland verzogen, griff der Freistaat auf die Immobilie zu, um sich die Kosten für die Pflege zurückholen zu können. Einziger Nutznießer des zu Ende gehenden traurigen Kapitels Erholungsheim könnte die Natur sein, die längst begonnen hat, den weißen Flecken im Naturschutzgebiet zu erobern.