Still saß Martin Arieh Rudolph auf der Bank am Infostand der Katholischen Landjugendbewegung auf dem Maxplatz. Nachdenklich schaute der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde in Bamberg um sich: So viele Menschen hatten sich zum "Fest der Demokratie" versammelt, um Flagge gegen rechts zu zeigen.
"Ich habe neulich ein Flugblatt in meinem Briefkasten gefunden, mir ist richtig schlecht geworden", sagte Rudolph leise. Die rechtsextreme Kleinstpartei, die am selben Tag zum Aufmarsch nach Bamberg eingeladen hatte, wolle ihre wahren Absichten verschleiern und die Demokratie abschaffen, erklärte Rudolph und fügte laut hinzu: "Bamberg gehören alle Religionen zusammen. Wir sollten einen große Familie sein und nicht aufeinander einschlagen."
Jugend muss wachsam bleiben
Die Menschenmenge auf dem Maxplatz demonstrierte in der von Oberbürgermeister Andreas Starke angeregten und vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) durchgeführten Gegenveranstaltung einen eindrucksvollen Schulterschluss: "Wir zeigen klare Kante gegen diese rechtsextremistische Kleinstpartei", rief Oberfrankens DGB-Geschäftsführer Mathias Eckardt.
Klaus Stieringer und Hubertus Schaller vom "Bamberger Bündnis gegen Rechtsextremismus und Rassismus" hatten das "Fest der Demokratie" eröffnet. "Bamberg ist bunt und nicht braun", gab Stieringer das Motto aus, das zwei international zusammengesetzte Musikbands umsetzten. Bamberg feierte so die elementaren Werte des Grundgesetzes.
Die Bamberger setzten dadurch ein deutliches Zeichen. "Bamberg ist demokratisch, gastfreundlich und bunt", betonte Starke. "Wir Demokraten stehen zusammen und zeigen den Demonstranten aus der rechten Ecke die kalte Schulter. Wir lassen uns nicht einschüchtern." Landrat Johann Kalb nannte das Fest "beispielgebend". Er rief die Jugend auf, wach- und sorgsam zu bleiben, "damit unser friedliches Leben in Stadt und Landkreis nicht gefährdet wird".
Demokratie ist kein Selbstläufer
Großen Beifall bekam auch Erzbischof Ludwig Schick, der dazu aufrief, Neonazis "die rote Karte zu zeigen". Er wies darauf hin, dass Demokratie aber kein Selbstläufer. "Eine Demokratie ist so gut und so schlecht wie die Demokraten, das heißt die Wähler", sagte Schick. Das Fest der "wehrhaften Demokratie" müsse eine Selbstverpflichtung sein, Grundwerte und Würde aller Menschen, gleich welcher Nation, Hautfarbe oder Religion zu verteidigen.
Für Dekan Hans-Martin Lechner sei Demokratie jene Staatsform, die dem Evangelium am nächsten komme, denn "jeder Mensch ist gleich würdig und angesehen". Er warb dafür, "Vielfalt und Buntheit" zu leben. Der Dekan zeigte auf den orangen Button an seinem Revers: "Unser Kreuz hat keine Haken", zitierte er die Worte neben dem Symbol des Christentums.
Verbände und Initiativen boten an ihren Ständen unterschiedliche Aktionen an. "Gemeinsam gegen Hass und Hetze" hieß es auf einem Banner des evangelischen Dekanats, das dazu einlud, sich mit Fremden fotografieren zu lassen. Viele Bamberger machten gerne mit. Auch die von Martin Arieh Rudolph gewünschte "große Familie" fand sich später im "Zelt der Religionen" am Markusplatz zu einer multireligiösen Feier zusammen.