Galileo, das europäische Satelliten-Navigationssystem, das am Donnerstag in den Betrieb gegangen ist, funktioniert tatsächlich. Auch im Landkreis Haßberge – „und zwar wunderbar“. Das hat der Heimatzeitung am Freitag der Unternehmer Georg Dürrstein mitgeteilt, der Galileo seit dem offiziellen Startschuss an verschiedenen Stellen im Kreisgebiet getestet hat und spätestens jetzt weiß, dass die Navigation überall präziser als auf den Meter genau ist.
Georg Dürrstein hat allerdings nicht erst seit Donnerstag mit Galileo zu tun. Sein Unternehmen Satconsystem entwickelt und vertreibt Hard- und Software für „Smart Farming“, sprich für die intelligente Landwirtschaft – worunter auch Navigationssysteme für den Ackerbau fallen. Und hier ist Satconsystem nach eigenen Angaben seit mehreren Jahren an der Entwicklung von Empfangsgeräten, die Galileo-tauglich sind, beteiligt. „Um up-to-date zu ein, wenn es soweit ist.“
Dazu hat Landwirtschaftsmeister Dürrstein mehrfach die „Galileo Test und Entwicklungsumgebung“ („GATE“) in der Region Berchtesgaden genutzt. Seit 2010 simulieren hier acht Sendeanlagen („Pseudoliten“) auf einer Fläche von rund 65 Quadratkilometern Galileo-Signale. Aber eine Simulation ist eben kein Echtbetrieb. Der hat erst am Donnerstag begonnen, mit jahrelanger Verspätung, aber immerhin: Jetzt ist es so weit. Und Georg Dürrstein ist up-to-date.
„Ich bin gestern und heute mal in die hintersten Gassen von Haßfurt und Königsberg gefahren, dorthin, wo man mit den bisherigen Empfängern den Kontakt zu den Navigationssystemen verliert.“ Die neuen Empfänger verarbeiten nicht nur die Signale des US-amerikanischen GPS-Systems und des russischen Glonass, sondern auch von Galileo. „Und ich bin wirklich stolz darauf, wie präzise die Navigation mit Galileo ist.“
Allerdings sind viele Geräte wie Smartphones oder Sportleruhren noch nicht auf die neuen Dienste ausgerichtet. Zwar stellten viele große Chipproduzenten mit Galileo kompatible Produkte bereits her, auf dem Markt seien aber noch so gut wie keine Modelle, berichtete Spiegel-online dieser Tage. Die Industrie stehe aber in den Startlöchern, sagt Georg Dürrstein.
So soll zum Beispiel ab 2018 jedes neue Fahrzeugmodell in Europa mit Galileo und dem automatischen Notruf „eCall“ ausgestattet sein. Wenn man an das autonome Fahren denke, dann seien die hochpräzisen Signale von Galileo auch unerlässliche Voraussetzung für die Verwirklichung, erklärt der Königsberger Unternehmer.
Jetzt, in der Anfangsphase, ist das Galileo-Signal aber auch nicht überall und jederzeit verfügbar: Gegenwärtig umkreisen nur 18 Galileo-Satelliten die Erde, 2020 sollen es dann 30 sein. Reine Galileo-Empfänger wären also noch wenig sinnvoll; stattdessen nutzen Pioniere wie Georg Dürrstein Geräte, deren Chipsets darauf angelegt sind, die Signale mehrerer Satelliten-Systeme zu empfangen.
„Eigentlich hätte die Region Grund, den Start von Galileo zu feiern“, meinte Georg Dürrstein am Freitag. Dass es die Satellitennavigation gebe, verdanke die Welt nämlich zu einem guten Teil einem genialen Kopf aus Königsberg: Dem Gelehrten Johann Müller, genannt Regiomontanus (1436-1476), der als bedeutendster Mathematiker seiner Zeit gilt. Regiomontanus ist Begründer der modernen Trigonometrie, sprich der Berechnung von Winkeln, Streckenlängen und Flächen in der ebenen Fläche und im Raum. Ohne die Trigonometrie wäre jede Satellitennavigation gänzlich unmöglich.