zurück
HASSFURT/MÜNCHEN
Gänse-Plage: Es gibt Entschädigung für die Landwirte
kv
 |  aktualisiert: 22.06.2022 09:27 Uhr

Unterm Strich wenig Neues brachte am Mittwochabend die Sendung „Jetzt red' i“ im Bayerischen Fernsehen, zu der eine Delegation aus Haßfurt mit Bürgermeister Rudi Eck an der Spitze extra ins Sendestudio in die Landeshauptstadt gereist war. Sechs Redebeiträge aus der Aufzeichnung in der Haßfurter Stadthalle waren ausgewählt worden.

• Karin Korn aus Altenstein monierte, dass ihrem Pflegekind, das seit 17 Jahren in der Familie lebt, 75 Prozent des Azubi-Lohns vom Jugendamt abgezogen werden. Zudem habe das Jugendamt auch Zugriff auf das Sparbuch des Pflegekinds.

Josef Ziller, Leitender Ministerialrat am bayerischen Sozialministerium, bestätigte den Abzug von 75 Prozent vom Lohn. Dies sei so im Bundesgesetz vorgesehen als Kostenbeteiligung an den Ausgaben der Jugendhilfe. Schließlich würden einer Pflegefamilie bis zu 1000 Euro im Monat für die Betreuung des Kindes bezahlt. Und da könne man schon erwarten, dass von diesem Geld auch beim Pflegekind selbst noch etwas ankommt. Das Jugendamt sei Vormund des Pflegekinds und damit auch mit der Vermögensverwaltung betraut, selbstverständlich werde aber das Sparbuch des Kindes nicht geplündert.

• Gerhard Hartmann, Schützenmeister der Königlich privilegierten Schützengesellschaft Haßfurt, monierte: „Der Staat schränkt die Ausübung unseres Sports immer mehr ein.“ Er kritisierte neue Schießstandrichtlinien, nach denen teure Lüftungsanlagen in den Schießstand eingebaut werden müssen und zum Beispiel auch Holzvertäfelungen an Wänden und Decken selbst bei Luftgewehrschießen nicht mehr zulässig sind. Diese „Übervorsorge“ mache den Schießsport kaputt, sagte Hartmann, es gebe schon mehrere Vereine, die deswegen im wahrsten Sinne des Wortes die Flinte schon ins Korn geworfen hätten.

Als Ansprechpartner im Fernsehstudio war der Landesschützenmeister im Bayerischen Sportschützenbund, Wolfgang Kink, erschienen. Beim Schießen mit Waffen würden erhebliche Schadstoffe mit dem Schmauch freigesetzt und deshalb sei für geschlossene Räume eine effektive Entlüftung zwingend nötig. Bei den Holzvertäfelungen müsse man sehen, dass ein Projektil, das auf einen Knorz treffe, schon wieder zurückkommen könne.

• Rudi Ruß, Obmann des Bayerischen Bauernverbands aus Sand, und Bürgermeister Bernhard Ruß brachten das Problem mit der Wildgänse-Plage in den Mainauen vor.

Entschädigung für Landwirte

Martin Neumeyer, Amtschef des Bayerischen Landwirtschaftsministeriums, gab bekannt, dass in Absprache mit der Unteren Jagdbehörde am Landratsamt Haßberge die Jagdzeit auf Gänse von Juli bis Oktober auf Antrag unbürokratisch verlängert werden kann. Er empfahl eine Bejagung zeitgleich und revierübergreifend durch möglichst viele Jäger. Nicht jagdbar ist allerdings die Nilgans. Für die vom Kahlfraß betroffenen Landwirte hatte Neumeyer eine gute Nachricht dabei: Landwirtschaftsminister Helmut Brunner habe angeordnet, dass es ab Schäden von 5000 Euro eine Entschädigung von 50 Prozent aus der Notstandsbeihilfe gebe.

• Elektromeister Hans-Georg Häfner aus Eltmann beklagte den „Akademisierungswahn“. Jeder wolle nur noch studieren und den Bachelor machen, während das Handwerk mangels Nachwuchs zunehmend austrockne. „Wir bekommen nur noch die Schlechten aus der Mittelschule“, sagte der Kreishandwerksmeister. Dabei würden gute Handwerker oft mehr verdienen als so mancher Jurist.

Katja Hessel, Staatssekretärin aus dem Wirtschaftsministerium, sagte: „Gut, dass dieses Thema mal angesprochen wird.“ Es sei in der Tat ein Problem, dass ein Drittel der Lehrstellen nicht mehr besetzt seien. Die Staatsregierung unternehme aber zahlreiche Anstrengungen, um das bewährte duale Ausbildungssystem wieder mehr wertzuschätzen.

• Reinhard Hölzner, Vorsitzender des Bienenzuchtvereins Haßfurt und Umgebung, beklagte, dass Bienen heutzutage in der Flur immer weniger zu fressen finden. Schuld daran seien grüne Monokulturen aus Mais und Getreide, die das Futter für die Biogasanlagen der Umgebung liefern. Die Zahl der Bienenvölker in seinem Verein sei in den vergangenen Jahren von 1200 auf nur noch 430 zurückgegangen.

Martin Neumeyer unterstrich, dass Bienen in der Natur letztlich auch für den Menschen lebensnotwendig seien. Es sei nach dem Kulturlandschaftsprogramm schon heute möglich, förderunschädlich Blühflächen rund um Mais- und Getreideäcker anzulegen. Die Staatsregierung werde dies künftig noch intensivieren.

• Natürlich war auch der Giftskandal bei Loacker in Wonfurt ein Thema. Peter Werner von der Bürgerinitiative „Lebenswertes Wonfurt“ hatte bei der Aufzeichnung in Haßfurt die Sorgen und Ängste der Wonfurter noch einmal zusammengefasst. Und Landrat Rudolf Handwerker hatte ergänzt, das Landratsamt habe sich von Anfang an intensiv des Problems angenommen. Es habe aber bislang keine einzige Grenzwertüberschreitung gegeben.

Christian Barth, Amtschef des Bayerischen Umweltministeriums, sagte, die Ergebnisse des Human-Monitorings würden in einigen Tagen vorliegen. Barth unterstrich das Bemühen des Landratsamtes, die Bürger von Wonfurt zu schützen. Die Behörde habe die Verarbeitung sowohl von Elektrogeräten als auch von Elektrokabel untersagt. Allerdings habe Loacker vor dem Verwaltungsgericht Würzburg erreicht, dass zumindest Elektrokabel wieder recycelt werden dürfen. „Wir müssen dieses Urteil akzeptieren“, machte Barth klar. Minister Marcel Huber komme nach Wonfurt, wenn die Monitoring-Ergebnisse vorlägen.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bayerischer Bauernverband
Bernhard Ruß
Bienen
Fernsehsendungen und -Serien
Giftskandale
Jugendämter
Mais
Verwaltungsgericht Würzburg
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top