Das jüngste Konzert des Kulturamts Haßfurt aus der Reihe „Jazz mal anders“ mit dem Trio Bernhard Pichl (Klavier), Rudi Engel (Bass) und Florian Kettler (Schlagzeug) sowie der Sängerin Gaby Goldberg war nicht nur dem Gedenken an den unvergessenen Paul Kuhn (†2013) gewidmet. Es war an dessen 89. Geburtstag gleichzeitig ein posthumes Ständchen für „einen der wichtigsten deutschen Jazzmusiker nach dem Zweiten Weltkrieg“, wie es Bernhard Pichl formulierte. Das kundige Jazz-Publikum quittierte die musikalische Hommage mit begeisterndem Applaus.
30 Jahre arbeitete die sympathische, energiegeladene Sängerin mit dem einnehmenden Lächeln und der schönen Stimme mit Paul Kuhn zusammen, nachdem sie ihn 1982 in einer Disco in Wuppertal kennen gelernt hatte. Erst in seinem Chor und in seinen letzten zehn Lebensjahren mit seinem Trio. Die Zusammenarbeit gipfelte schließlich 2010 in einer gemeinsamen CD, für die Paul Kuhn eigens für Gaby Goldberg 13 Lieder arrangierte und für die er mit ihr und seiner Band einspielte. Klar, dass die aus der Eifel stammende Künstlerin bei ihrem Auftritt in Haßfurt nun viel von ihrem Weggefährten, der ihr sehr nahe gestanden hatte, erzählen konnte.
„Ich vermisse ihn sehr. Denn er war mein Ziehvater, und ich habe sehr viel von ihm gelernt“, sagte sie. 1988 hat sie zum ersten Mal zusammen mit Paul Kuhn und seiner Bigband in der Kölner Philharmonie eigens für sie arrangierte Lieder gesungen und war, wie sie mitteilte, „sehr aufgeregt“. Er aber hatte nichts Besseres zu tun, als sie bei der Probe mit den Worten „Willst Du das wirklich so singen?“ aufzuziehen. „Doch es war nur ein Scherz“, so Gaby Goldberg, die ihren „Meister“ nicht enttäuschte.
Ihre Triokollegen Bernhard Pichl, Rudi Engel und Florian Kettler hat sie auf einem Schiff in Nürnberg kennengelernt, als sie Konzerte für eine amerikanische Reisegesellschaft gab. Doch erst jetzt in Haßfurt hatte sie das Vergnügen, mit allen drei Musikern gemeinsam einen Auftritt zu gestalten.
Wunderbares Timbre
Ausgestattet mit einer schönen, zarten Stimme, deren wunderbares Timbre vor allem in den leisen Passagen und in den tieferen Lagen zur Geltung kommt, sang sie Lieder von ihrer CD mit Paul Kuhn, aber auch so manchen Song, den sie niemals mit ihm zum Besten gegeben hat. Das Publikum war unter anderem von den Songs „The boy next door“, „The song is you“, „The man I love“ und „Never be another you“ oder vom ersten Bossa Nova überhaupt, dem „Chega de saudade“ von Antonio Carlos Jobim, und vom „Corcovado“ desselben Komponisten geradezu hingerissen. Zumal die Stimme von Gaby Goldberg im Lauf des Abends immer verführerischer und ausdrucksvoller wurde und die drei Musiker sich mühelos ihren Vorstellungen anpassten, ohne mit den eigentlich für Bigband geschriebenen Arrangements konkurrieren zu wollen. Im Gegenteil: Sie machten ihrem Ruf, sich mit ihrer Musik, ihrer Interpretation und ihren Soli auf die unterschiedlichsten Solisten einstellen zu können, alle Ehre. Mit reichhaltigem Zwischenapplaus dankten ihnen die Zuhörer für das beschwingte, einfallsreiche und feinfühlige Spiel.
„Vielleicht hört Paul Kuhn ja heute zu“, meinte die charmante Sängerin, als sie „Fly me o the moon“ anstimmte oder „Stardust“ interpretierte, zu dem Paul Kuhn sie einmal animiert hatte. Den Zuhörern stellte sie auch mit „It had to be you – Ich habe noch mal Glück gehabt“ und „Where did you start – Wo fange ich an“ zwei Songs vor, zu denen sie deutsche Texte verfasst hat, die Paul Kuhn für gut befunden hatte. In Erinnerung an das letzte Lied, das er kurz vor seinem Tod gesungen hatte, stimmte sie „I wish you love“ an.
Gaby Goldberg und ihre Musiker hatten kein richtiges Programm zusammengestellt, sondern „nur geschaut, was uns Spaß macht“, erzählte sie. „Denn wenn es keinen Spaß macht, klingt‘s blöd.“ Was ihnen allen immer Spaß bereite, sei der Song „Route 66“, bei der alle vier Künstler noch einmal alle ihre Qualitäten „ausspielten“.
Für den starken Beifall des Publikums revanchierten sie sich dann mit dem Lied „As time goes by“. Für das hatte Paul Kuhn der Sängerin den Vers geschrieben, den sie, wie das Lied selbst, mit großer Einfühlsamkeit darbot.