In nächster Zukunft werden mehr Menschen bei guter Gesundheit ein hohes Lebensalter erreichen.
Auf diese neue Bevölkerungszusammensetzung müssen sich die Kommunen einstellen, so auch in der knapp 2000 Einwohner zählenden Gemeinde Riedbach mit ihren fünf Ortsteilen. Deshalb wurden im Rahmen der Hofheimer Allianz schon in der Amtszeit der damaligen Riedbacher Bürgermeisterin Birgit Bayer (bis Ende April 2014) die Weichen für diese Zukunftsaufgabe gestellt.
Unter dem Gesichtspunkt, dass die Bevölkerungsgruppe der Senioren über 65 Jahre zunehmen wird, wurde zusammen mit den Bürgern damals in Workshops die wichtigsten Punkte herausgearbeitet. Es stellte sich die Frage, wie man die Lebensqualität auf dem flachen Land erhalten kann. Wichtiger Punkt war für viele Bürger, möglichst lange in der gewohnten häuslichen Umgebung bleiben zu können.
Dazu wird seit 2010 auch im Landkreis ein seniorenpolitisches Gesamtkonzept erarbeitet. Die Hofheimer Allianz hatte 2011 ein Bürgergespräch zur Erstellung eines Regionalen Entwicklungskonzeptes initiiert mit dem Ergebnis, dass in der Gemeinde Riedbach die Lebensqualität wegen fehlender lokaler Infrastruktur (keine Bankfilialen und Geldautomaten, Poststelle, Lebensmittelladen) unterdurchschnittlich ist.
In Riedbach hat sich seit 2011 einiges verändert: es gibt einen von einer Bürgergenossenschaft getragenen Dorfladen in Kleinsteinach, dort kann man mit der Bankkarte bis zu 200 Euro abheben. Im Mai eröffnete im Riedbacher Ortsteil Mechenried in den ehemaligen Räumen der Raiffeisenbank ein Friseurgeschäft und seit Jahresanfang 2016 ist eine Arztpraxis im sogenannten G3-Bürgerhaus (ehemaliges katholisches Pfarrhaus) von Mechenried.
Bisher fehlte in der Gemeinde Riedbach ein Bürgerhaus als Treffpunkt für alle Generationen. Die katholische Kirchenverwaltung verkaufte das alte, unter Denkmalschutz stehende Pfarrhaus und für die politische Gemeinde bot sich die einmalige Chance mit hohen staatlichen Fördermitteln aus dem Städtebauförderungsprogramm das altehrwürdige Fachwerkgebäude von Grund auf zu sanieren.
Es sollte für alle Ortsteile die Funktion als Mehrgenerationenhaus (Bürgerhaus) übernehmen mit dem ersten Arbeitstitel als „Zentrum für Gemeindeleben und Kultur“. Daraus wurde nun das G3-Mehrgenerationenhaus (Gemeinschaft, Geselligkeit, Generationen), für dessen Betrieb sich ein Arbeitskreis aus Bürgern gebildet hat.
Der erste Sanierungsplan von Architekt Dag Schröder (Schweinfurt) wurde viermal geändert, weil sich im Laufe der Zeit die spätere Nutzung (unter Anderen im Erdgeschoss eine Arztpraxis) veränderte. Dazu kam noch der Neubau des nebenanliegenden Caritas-Kindergartens Sankt Nikolaus.
Deshalb bot sich im Rahmen des Städtebauförderprogrammes „Kleinere Städte und Gemeinden“ eine Zusammenlegung der Funktionsräume für G3-Bürgerhaus und Kindergarten in einem modernen Verbindungsbau mit WC und Küche sowie eines behindertengerechten Zuganges am gemeinsamen Eingangsbereich an.
Dazu wurde im hinteren Teil des Pfarrhausanwesens für beide Gebäude ein moderner Verbindungsbau mit begrüntem Flachdach und außenliegender Kastenrinne errichtet. Große Glasfronten sorgen für ein helles Foyer, in dem neben einem Treppenaufgang ein Lift für den barrierefreien Zugang zum Bürgerhaus und künftigen Pfarrsaal im Obergeschoss des Kindergartenanbaues eingebaut ist.
In der zweiten Etage des Bürgerhauses wurde ein Versammlungsraum für bis zu 50 Personen geschaffen. Dazu kommen noch kleinere Räume für die Betreuung von Kinder- oder Seniorengruppen.
Neben der Außenfassade konnten Details wie Holzstiege, barocker Einbauschrank im Erdgeschoss sowie Fensterläden saniert werden. Die Holzverbundfenster konnten aufgearbeitet werden, die Wasser, Abwasser- und Strominstallation wurde auf den neusten Stand gebracht. Das Wartezimmer der Arztpraxis kann außerhalb der Arztsprechstunden als Gruppenraum genutzt werden kann.
Für die Sanierung des ehemaligen Pfarrhauses zum G3-Bürgerhaus und für den Funktionsanbau sind Kosten in Höhe von rund 965 000 Euro angegeben, der Förderanteil der Städtebauförderung ist mit gut 70 Prozent zugesagt.
Nach den Plänen von Architekt Benedikt Gerber (Werneck) wurde ab Juli 2016 ein neuer eingruppiger Kindergarten gebaut. Am Rohbau mit rund 220 Quadratmeter Grundfläche wird an diesem Freitag Richtfest gefeiert.
Neben Gruppenräumen, Büros, und Sanitärräumen im Erdgeschoss befindet sich im Obergeschoss der Pfarrsaal mit gut 140 Quadratmeter Fläche. Eine begehbare Dachterrasse befindet sich im südwestlichen Bereich in Verbindung mit der Feuerschutztreppe als Zugang. Der spätere windgeschützte Spielplatz des Kindergartens schließt sich im Innenhofbereich an. Die Fertigstellung ist für Sommer 2017 geplant.
Das Richtfest des Kindergartengebäudes und die offizielle Inbetriebnahme des Mehrgenerationenhauses (G3) ist am Freitag, 28. Oktober um 15 Uhr. Die Bürger sind eingeladen.