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Haßfurt/Ebern
Fusion auf dem Fahrzeugmarkt: Gelder & Sorg aus Unterfranken soll drittgrößter VW-Autohändler Deutschlands werden
Das Unternehmen Gelder & Sorg aus dem Haßbergkreis hat ambitionierte Fusionspläne mit anderen Autohäusern. Was bekannt ist und was Geschäftsführer Norbert Sorg sagt.
Große Pläne: Seit 1985 führt Norbert Sorg das Autohaus in Ebern, zahlreiche kamen seither hinzu. Er ist neben Rainer Hart Geschäftsführer des Händlers aus dem Haßbergkreis.
Foto: Lukas Reinhardt | Große Pläne: Seit 1985 führt Norbert Sorg das Autohaus in Ebern, zahlreiche kamen seither hinzu. Er ist neben Rainer Hart Geschäftsführer des Händlers aus dem Haßbergkreis.
Lukas Reinhardt
 |  aktualisiert: 12.02.2024 01:21 Uhr

In trockenen Tüchern ist der Deal noch nicht, doch schon die Pläne dürften in der Branche ein kleines Beben ausgelöst haben. Vier familiengeführten Autohäuser aus ganz Deutschland streben zum 1. Januar 2023 eine Fusion an. Unter ihnen Gelder & Sorg aus dem unterfränkischen Landkreis Haßberge. 

Die neu entstehende Handelsgruppe, zu der außerdem Marnet, Göthling & Kaufmann sowie die Best Auto-Familie zählen würden, möchte ihr Marktgebiet "entlang des Mains von Wiesbaden im Westen bis Coburg im Osten" durchgehend verbinden. So heißt es in einem gemeinsamen Papier. Gelingt der Zusammenschluss, könnte das Quartett beim Absatz Platz drei der größten unabhängigen deutschen Volkswagen-Händler einnehmen, sagen Experten. Schätzungsweise 40.000 Fahrzeuge an 40 Standorten würden die Häuser dann gemeinsam vermarkten.

14 Filialen an neun Standorten in Unterfranken

"Wir wollen die Weichen für die Zukunft stellen", erklärt Norbert Sorg, neben Rainer Hart Geschäftsführer des Händlers aus dem Haßbergkreis. Die Filiale in Ebern hat Sorg 1985 von seinem Vater übernommen. "Das ist ein Lebenswerk", sagt der 61-Jährige zu den 14 Autohäusern, die er inzwischen mit seinem Geschäftspartner an neun Standorten in Ober- und Unterfranken betreibt. "Dieses Lebenswerk soll weitergeführt werden." 

1977 gründete die Familie Sorg das gleichnamige Autohaus in Ebern (Lkr. Haßberge).
Foto: Lukas Reinhardt | 1977 gründete die Familie Sorg das gleichnamige Autohaus in Ebern (Lkr. Haßberge).

Marktkonzentration im Autohandel nimmt laut Studie zu

Doch dafür braucht es die richtige Strategie. Die Branche ist nicht für Barmherzigkeit bekannt, sie straft die Schwachen. Das zumindest unterstreicht eine Untersuchung der Hans-Böckler-Stiftung, dem Förderungswerk des Deutschen Gewerkschaftsbundes, von August 2021: Demnach werden sich "die Konsolidierungs- und Konzentrationsprozesse in den nächsten Jahren nicht nur fortsetzen, sondern beschleunigen". Vor allem kleinere und mittlere Händler in Großstadtregionen würden zunehmend von "großen Autohandelsgruppen verdrängt beziehungsweise übernommen, die den Markt immer stärker dominieren", prognostizieren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Die Pandemie sehen sie als "Brandbeschleuniger" dieses Prozesses. 

"Die Konzentrationsprozesse werden sich in den nächsten Jahren nicht nur fortsetzen, sondern beschleunigen."
Studie der Hans-Böckler-Stiftung

In Haßfurt und Ebern möchte man deshalb lieber nicht zu den Kleinen zählen. Und die Firmengeschichte zeigt, Fusion und Expansion sind hier nicht neu. Schon 1999 beschlossen die Häuser Sorg aus Ebern und Gelder aus Haßfurt künftig gemeinsame Sache zu machen. "Wie heute auch fand schon damals ein großer Transformationsprozess in der Branche statt", sagt Norbert Sorg. Damals hätten die Hersteller daran gearbeitet, Exklusivität herzustellen. Händler hätten in der Folge auf den Vertrieb mehrerer Marken verzichten müssen. Jene, die diesen Prozess nicht überlebten, wie etwa 2006 die Konkurrenz in Lichtenfels oder 2013 in Coburg,  verleibte sich Gelder & Sorg ein – und stieg nach und nach auf zu einem Schwergewicht in der Region.

Neue Anforderungen durch das Ende des Verbrenners

In den vergangenen 22 Jahren sind so aus zwei Autohäusern mit dem Namen Gelder & Sorg 14 geworden. Inzwischen sorgt die Digitalisierung auf dem Absatzmarkt für erneuten Anpassungsdruck. Größe alleine hilft nicht mehr, wenn findige Anbieter Vertrieb und Vermittlung in die Online-Welt verlagern. "Wir haben gesagt, wir bündeln das Wissen und die Kräfte", sagt Sorg und meint damit auch das Kapital für anstehende Investitionen in die Digitalisierung, in gemeinsame Ausbildungsprozesse für Fachkräfte oder in Antriebstechnik von morgen. 

Die Fusion mit dem Haus Gelder in Haßfurt fand im Jahr 1999 statt.
Foto: Lukas Reinhardt | Die Fusion mit dem Haus Gelder in Haßfurt fand im Jahr 1999 statt.

Ab 2035 sollen Verbrenner-Fahrzeuge der Vergangenheit angehören, so will es die Europäische Union (EU). Volkswagen, dessen Marken die künftige Handelsgruppe vorwiegend vertreibt – darunter Audi, SEAT, Škoda –, möchte eigenen Aussagen zufolge in Europa bereits zwei Jahre früher aussteigen. Und das Geschäft mit den E-Fahrzeuge ziehe an, sagt Sorg: Rund ein Viertel der verkauften Autos sei inzwischen rein elektrisch angetrieben. Diese Umstellung stelle auch die Auto-Händler und ihre Werkstätten vor Herausforderungen.

Kein Stellenabbau im Hause Gelder & Sorg geplant

Welche Veränderungen wird es bei Gelder & Sorg nun geben? Welche Folgen wird die Fusion für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens haben? Keine negativen, sagt Geschäftsführer Sorg. Zwar würden Kräfte gebündelt, aber nicht um Stellen zu zentralisieren. "Es gibt keine Einschnitte, im Gegenteil. Wir suchen weiterhin Mitarbeiter." Die Fusion bringe mehr Sicherheit für das Unternehmen - und damit auch für die Belegschaft. 

"Es gibt keine Einschnitte, im Gegenteil. Wir suchen weiterhin Mitarbeiter."
Norbert Sorg, Geschäftsführer von Gelder & Sorg 

Auch die Macht innerhalb der neuen Handelsgruppe soll dezentral verteilt bleiben. Der Plan: Fünf Geschäftsführer sollen sich um die jeweiligen Aufgaben in ihren Regionen und Bereichen kümmern. Während der Name der neuen Dachgesellschaft noch nicht fest steht, sei eines sicher: Die Namen der einzelnen Autohäuser sollen bleiben. Ob und wann das Bundeskartellamt die Entscheidung zur Fusion der Häuser zustimmt, ist offen.

Fusionen und das Bundeskartellamt

Das Bundeskartellamt ist eine unabhängige Wettbewerbsbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, die im Idealfall für einen offenen und fairen Wettbewerb in Deutschland sorgt. Zusammenschlüsse zwischen Unternehmen bedürfen unter bestimmten Voraussetzungen der Fusionskontrolle durch das Bundeskartellamt. Erst nach erfolgter Freigabe dürfen diese dann vollzogen werden. Die Behörde bewertet und prüft die Folgen einer Fusion für den Wettbewerb. Überwiegen laut Behörde die wettbewerblichen Nachteile, kann ein Zusammenschlussvorhaben untersagt oder nur unter Bedingungen frei gegeben werden.
Quelle: bundeskartellamt.de
 
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  • R. M.
    kartellamt???????????? was machen die?????????
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  • M. S.
    Finanziell werden die Kunden die Verlierer sein aber das wird nicht allzu schlimm sein, da das Auto "des Deutschen liebstes Kind" ist.

    Das Auto ist eines der wenigen Dinge die inflationsbereinigt in den vergangenen Jahrzehnten immer teurer wurden.

    Die Deutschen greifen trotzdem zu und jammern an anderer Stelle. Da fahren junge Leute geleaste Oberklassefahrzeuge oder finanzierte Jahreswagen. Die Hausfrau fährt als Zweitwagen das vollausgestattete kleinste Modell eines Premiumherstellers etc.

    Der Fahrzeugmarkt scheint eine Goldgrube zu sein. Da werden immer mehr Modelle auf den Markt geworfen, Kleinfahrzeuge mit einer Ausstattung versorgt von der Oberklasselimosinen vor 20 Jahren träumen konnten etc. - die Leute langen zu!

    Warum den 100 PS Motor nehmen wenn es ihn auch mit 170 PS oder gar mit 200 PS gibt? - da spielt es oftmals keine Rolle wenn der Wagen nur ein paar Tausend Kilometer im Jahr läuft und die Autobahn alle heilige Zeiten mal sieht.
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  • T. N.
    Deutsche Autos ,nein Danke. Abgasskandal lässt grüßen. Ich hole mir nur noch einen Asiaten ins Haus. Letztes Jahr erst einen neuen gekauft. Und wenn es ein E Auto werden sollte ist auch der Japaner/ Koreaner erste Wahl.
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  • H. S.
    Diese Monopolbildung sollte vom Bundeskartellamt definitiv unterbunden werden! Denn die schadet den Kunden, weil es keine Konkurrenz mehr gibt!
    Ich wollte mir zu Zeiten der Abwrackprämie ein neues Auto kaufen, und bin zu einem damals bekannten VW-Händler in Würzburg gegangen. Der hat versucht, mich richtig über den Tisch zu ziehen! Bei dem Beratungsgespräch hatte der nur "Dollarzeichen" in den Augen, aber von dem was er mir verkaufen wollte, nicht die geringste Ahnung...
    Dann ich habe dem den Stinkefinger gezeigt und ging nach Kitzingen. Dort habe ich das gleiche Auto mehrere Tausend € billiger bekommen.
    Doch da ich dachte VW wäre VW, ging ich zum Service dann in Würzburger VW-Werkstätten. Das habe ich sehr teuer bezahlt! Dort hat man mir sehr deutlich gesagt, dass das Auto ja in Kitzingen gekauft wurde... Keine Kulanz trotz Wartung bei VW!!!
    Heute gehört der Kitzinger Betrieb dem Würzburger Unternehmen...
    Dieser Betrieb kontrolliert heute die Preise in der gesamten Region...
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  • R. G.
    Gelder & Sorg hat eh schon gesalzene Preise für Autos, Service, Inspektionen etc.
    Das wird nach der Fusion zum Monopolführer eher schlechter für den Kunden.
    Da sollte man jetzt schon mal sparen, wenn man Kunde bei denen ist.
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  • A. S.
    Der Verlierer steht jetzt schon fest...
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