Seit sechs Jahren hat der Landkreis Haßberge einen Pflegestützpunkt. Dieser dient als Anlaufstelle für Fragen rund um die Pflege alter oder behinderter Menschen. Nun gibt es eine Neuerung. Fand die Beratung bisher ausschließlich in einem Büro des Landratsamts in Haßfurt statt, gibt es nun erstmals eine Außenstelle. Einmal im Monat wird Beraterin Esther Röhner für einen Nachmittag in Ebern zu Gast sein.
„Ich bin froh, dass das Pilotprojekt bei uns in Ebern stattfindet“, kommentiert der Eberner Bürgermeister Jürgen Hennemann die Entscheidung, in der zweitgrößten Stadt des Landkreises einen zweiten Beratungsstandort zu errichten. „Der Bedarf ist da“, meint er. Immerhin seien die Wege „für Senioren noch weiter als für Normalbewegliche“.
Dass Hennemann die neue Außenstelle als „Pilotprojekt“ bezeichnet, zeigt schon, dass hier noch einiges getestet und ausprobiert werden soll. So sind im Pressegespräch oft Worte wie „vorerst“ zu hören. Beispielsweise, wenn es darum geht, ob es neben Ebern und Haßfurt noch andere Orte geben soll, an denen solche Beratungen stattfinden. „Das ist möglich, für dieses Jahr ist es aber nicht geplant“, meint Tina Lenhart, kommunale Mitarbeiterin des Pflegestützpunktes. Auch sie spricht von einem besonderen Bedarf an Beratung zu diesem Thema. Gerade durch Gesetzesänderungen im Bereich der Pflege sei zu beobachten gewesen, wie die Zahl der Beratungen nach oben schnellte.
Bei dem Pflegestützpunkt handelt es sich um ein Projekt, dessen Kosten sich die Kommune und die Krankenkassen teilen. So sitzen die beiden Mitarbeiterinnen zusammen in einem Büro des Landratsamtes, doch während Esther Röhner Angestellte der Versicherungen ist, untersteht ihre Kollegin dem Landratsamt. In der Steuerungsgruppe sitzt Landratsamtmitarbeiterin Tina Lenhart zusammen mit Sozialamtsleiter Dieter Sauer sowie zwei Vertretern der Krankenkassen. Auch diese beiden betonen die Bedeutung des neuen Standortes. „Seit Jahresbeginn haben wir rund 20 Prozent mehr Pflegeanträge“, beschreibt AOK-Bereichsleiter Alexander Pröbstle den Anstieg an Pflegebedarf. In dieser „anspruchsvollen Lebenssituation“ sei es gut, keine langen Wege zu haben.
„Der Sinn des Pflegestützpunktes ist eine wettbewerbsneutrale Beratung“, berichtet Klaus Fuchs von der Audi BKK. „Wir sind froh, dass es so ein Angebot gibt.“ Zudem könne der Pflegestützpunkt etwas leisten, das die Krankenkassen selbst in ihrem eigenen Beratungsangebot nicht bieten können: Eine Wohnraumberatung. „Der Pflegebedarf ist da, damit wächst auch der Beratungsbedarf.“
Künftig wird Esther Röhner jeweils am dritten Donnerstag eines Monats von 14.00 bis 17.00 Uhr in Ebern verbringen. In einem barrierefrei zugänglichen Büro des VG-Gebäudes berät sie dann Eberner Patienten und pflegende Angehörige vor Ort. Esther Röhner ist von den beiden Mitarbeiterinnen die Beraterin, während ihre der Kommune unterstellte Kollegin vor allem Netzwerkarbeit betreibe. Während der Zeit der Außensprechtage in Ebern wird das Haßfurter Büro dann nur mit einer Person besetzt sein. Telefonisch ist Esther Röhner aber auch in dieser Zeit unter ihrer Landratsamts-Nummer 09521/27-495 zu erreichen. Von hier aus gibt es eine Rufumleitung nach Ebern.
Der Antrag auf eine Außenstelle in Ebern kam von Isabell Kuhn, Kreisrätin und Vorsitzende der Jungen Liste Ebern. Ein Grund für den Wunsch nach einer Außenstelle im nördlichen Landkreis liegt in der recht großen Entfernung innerhalb des Flächenlandkreises und der schlechten Verkehrsanbindung. Die in vielen Köpfen weiterhin bestehende ideologische Grenze zwischen den Altlandkreisen Haßfurt, Hofheim und Ebern will Landrat Schneider hingegen nicht als Grund akzeptieren. Als Isabell Kuhn sagt, viele Eberner würden eher nach Bamberg fahren als nach Haßfurt unterbricht Schneider sie: „Das muss sich ändern.“