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Für ein ausgezeichnetes Bier ist viel Erfahrung nötig
Zwei Biere der Zeiler Brauerei Göller wurden beim "European Beer Star 2018" mit Medaillen ausgezeichnet. Doch wie entsteht ein Bier, das sich so von der Masse abhebt?
Felix, Max und Fritz Göller (von links) freuen sich über die Auszeichnung ihrer Biere beim European Beer Star 2018. Das Rauchbier der Brauerei Göller bekam eine Goldmedaille, der dunkle Bock wurde mit Bronze ausgezeichnet.
Foto: Peter Schmieder | Felix, Max und Fritz Göller (von links) freuen sich über die Auszeichnung ihrer Biere beim European Beer Star 2018.
Peter Schmieder
 |  aktualisiert: 02.04.2019 13:41 Uhr

Der "European Beer Star" ist nicht der einzige Preis, mit dem Biere der Brauerei Göller aus Zeil bisher ausgezeichnet wurden. "Aber über den Beer Star freuen wir uns besonders", sagt Max Göller, einer der drei Juniorchefs der Brauerei. Denn dieser gilt weltweit als die renommierteste Auszeichnung für den Gerstensaft. 2018 konnten gleich zwei Zeiler Biere punkten: Eine Goldmedaille gab es für das Rauchbier, das Bockbier wurde mit Bronze ausgezeichnet.

Dass der Beer Star für die Brauer einen höheren Stellenwert hat als so manche andere Auszeichnung, liegt zum einen an der hohen Teilnehmerzahl: In diesem Jahr gab es eine Rekordbeteiligung von 2344 Bieren aus 51 Ländern, die sich zur Teilnahme angemeldet hatten. Zum anderen gibt es bei diesem Wettbewerb nur drei Medaillen pro Bierstil. Bei anderen Bier-Auszeichnungen werden meist in einer Kategorie mehrere Goldmedaillen vergeben, wenn mehrere Teilnehmer eine besonders hohe Punktzahl erreichen. Beim Beer Star dagegen bekommt nur jeweils das beste Bier einer bestimmten Kategorie die begehrte Auszeichnung, die damit wesentlich schwerer zu erhalten ist.

Optik, Geruch und Geschmack

"Die Kriterien sind die gleichen, die auch für den normalen Biertrinker relevant sind", sagt Max Göller. Bewertet werden die teilnehmenden Getränke von einer 144-köpfigen Jury, die sich aus Braumeistern, Biersommeliers und anderen Bierexperten aus 32 Ländern zusammensetzt. Dabei geht es um die Optik; also unter anderem darum, ob die Farbe des Biers und die Form des Bierschaums ansprechend aussehen. Bewertet werden außerdem Geruch und Geschmack des Gerstensaftes. Zuletzt zählt außerdem die Frage, wie "sortentypisch" ein Bier ist, was vereinfacht gesagt bedeutet: Was in der Kategorie "Bockbier" antritt, sollte auch wirklich den typischen Bockbier-Geschmack haben.

Ständige Qualitätskontrollen sind wichtig: Felix Göller füllt ein Glas mit einer Probe.
Foto: Peter Schmieder | Ständige Qualitätskontrollen sind wichtig: Felix Göller füllt ein Glas mit einer Probe.

Für Rauchbiere gibt es insgesamt drei Kategorien bei dem Wettbewerb: Normales Rauchbier, starkes Rauchbier und Rauchbier im traditionell fränkischen Stil. In dieser letzten Kategorie konnte das bereits mehrfach ausgezeichnete Rauchbier der Brauerei Göller punkten. "Unser Rauchbier hat ein vergleichsweise mildes Raucharoma", erzählt Max Göller. Das Malz dafür wird über Buchenholz geräuchert, wodurch der typische Geschmack zustande kommt.

Neben der Goldmedaille für das Rauchbier gab es auch noch eine Bronze-Auszeichnung für den dunklen Bock der Zeiler Brauerei. Für dieses gibt es traditionell im Herbst den großen Bockbier-Anstich. "Dann gibt's das ungefähr bis zum Jahreswechsel - bis es halt ausverkauft ist", berichtet Max Göller. Der typische Geschmack kommt durch Röstmalze zustande.

Regionalität und Qualitätskontrollen

Doch was steckt hinter einem Bier, das gut genug ist, um eine solche Auszeichnung zu erhalten? Max Göller und seinen Brüdern Fritz und Felix fallen hier mehrere Antworten ein. Zunächst einmal sei es wichtig, auf die Qualität der Zutaten zu achten. "Wir legen viel Wert auf Regionalität", sagt Max Göller. "Wir verkaufen weitgehend in der Region, da wollen wir auch weitgehend in der Region einkaufen", meint er. Besonders gut gelingt das bei dem Getreide, aus dem das Malz gemacht wird: "Zwei Zeiler Landwirte bauen die Gerste für uns an", berichtet Max Göller. "Vermälzt wird es dann in Schweinfurt."

Den Hopfen muss die Zeiler Brauerei aus einer etwas größeren Entfernung beziehen, da es dafür in der nächsten Umgebung keine Anbaugebiete gibt. Mit Hopfen aus der Hallertau bleiben die Brauer aber immerhin bei Lieferanten aus Bayern. "Und wir verlassen uns nicht blind darauf, dass alles passt", sagt Max Göller. So werde jede Lieferung kontrolliert, außerdem gebe es Rückstellproben, um auch später noch prüfen zu können, ob die Zutaten in Ordnung waren.

Selbstkontrolle bei jedem Arbeitsschritt

"Wichtig ist auch, dass jeder Produktionsschritt in der Brauerei überwacht wird", fügt Max' Bruder Felix hinzu. Dazu gibt es einerseits die "sensorische Überwachung", bei der die Braumeister das eigene Produkt verkosten, um Geschmack, Geruch und Aussehen des Bieres im Blick zu prüfen. Dazu kommt noch die "analytische Überwachung", also die Untersuchung im Betriebseigenen Labor. "Das Bier im Lagerkeller wird erst zur Filtration oder zur Abfüllung freigegeben, wenn die Probe passt", erklärt Felix Göller.

"Man ist eigentlich nie am Ende", meint er. So sei es wichtig, dass die Braumeister immer darauf schauen, sich, ihre Arbeit und das Endprodukt zu verbessern. Das gelte für verschiedene Bereiche. Regelmäßig werden die Rezepturen überarbeitet, die Methoden zur Qualitätskontrolle und auch die Produktionsschritte. "Gerade heute ist eine neue Leerflaschen-Inspektionsmaschine angeliefert bekommen", berichtet Fritz, der dritte der Göller-Brüder. Mit dieser kann noch feiner als bisher der Zustand der zurückgelieferten Mehrwegflaschen geprüft werden. Im März soll dann am Sudhaus ein Außenkocher angebracht werden.

Alte Biersorten und neue Ideen

Doch auch gute Technik und hochwertige Zutaten sind kein Garant für ein gutes Endprodukt. Wichtig sind vor allem die Rezepturen. "Man muss eine Vorstellung davon haben, wie ein Bier werden soll", meint Felix Göller. Mit der nötigen Erfahrung lasse sich damit recht gut eine neue Rezeptur entwickeln. "Wir sind sehr experimentierfreudig", sagt sein Bruder Max. So seien sie beispielsweise immer auf der Suche nach neuen Hopfensorten, die neue Geschmacksnuancen bringen. Auch mit neuen Biersorten experimentieren die drei Brüder oft. "Unsere Eltern lassen uns da auch viel Freiraum", freut sich Fritz Göller über die Möglichkeiten, die der jungen Generation zur Verfügung stehen.

Die Biere der Brauerei Göller, die mit dem European Beer Star 2018 ausgezeichnet wurden: Das Rauchbier (links) gewann Gold, das Bockbier (rechts) bekam Bronze.
Foto: Peter Schmieder | Die Biere der Brauerei Göller, die mit dem European Beer Star 2018 ausgezeichnet wurden: Das Rauchbier (links) gewann Gold, das Bockbier (rechts) bekam Bronze.

Doch auch die alten Sorten verändern und verbessern sich ständig. "Wir sind eigentlich immer am Feinjustieren", sagt Max Göller. So handelt es sich auch bei den beiden Getränken, mit denen sie in diesem Jahr beim Beer Star Medaillen gewannen, um alte Rezepturen, die die Brauerei schon lange im Sortiment hat, die die Göllers aber in den letzten Jahren immer wieder überarbeitet und verbessert haben.

Wer gerne neue Biersorten kennenlernen will, kann sich in diesem Jahr auf zwei Premieren freuen: Zum einen soll es im Rahmen des "Bierkalenders" erstmals ein Stout aus der Zeiler Brauerei geben. Zum anderen ist ein Bier mit dem geheimnisvollen Namen "Baptist" angekündigt. Was sich dahinter versteckt, wollen die drei Brüder allerdings noch nicht verraten.

 
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